Neue Dell-Server: Marktanteile rangieren vor Umsatz

Auch wenn Velfre die Wahl des AMD-Chips als pragmatische Entscheidung für den jeweils besten Chip pro Plattform herunterspielt, deutet die Abkehr vom Wintel-Industriestandard auf einen grundsätzlichen Wandel. Denn auch Windows wird im Server-Bereich längst vom Open-Source-Betriebssystem Linux bedrängt, das bereits ein Viertel der Unternehmenskunden mit dem Rechner geliefert bekommen, wie Dells Marketing-Chef Jay Parker in Monte Carlo verriet. Neben der Distribution von Red Hat soll demnächst auch Suse-Linux in das Angebot genommen werden.

Generell zeichnet sich bei Dell im Unternehmens- wie im Consumer-Geschäft ein Trend zu einer massiven Verbreiterung der Produktpalette ab. Zu diesem Zweck wird derzeit nicht nur in neue Produkte, sondern auch intensiv in neue Service-Angebote investiert. Velfre räumt dass diese Ausweitung nötig sei, um weiter, wie etwa von der Börse gefordert, zweistellige Wachstumsraten erzielen zu können. Dabei bleibt Dell – bislang – eine lukrative Einnahmequelle verschlossen, auf die HP, IBM und Sun bauen können. Dort gelten die Intel/AMD-Server als Einstiegsdroge in die weit lukrativeren hauseigenen Enterpriseplattformen vom Sparc-System bis hin zum Großrechner.

All das sind Kostentreiber – zumal dafür auch zusätzliches Personal eingestellt werden muss. Es dürfte nicht nur dem überwältigenden Erfolg geschuldet sein, wenn die Belegschaft in Deutschland um 200 und in den USA um 1000 Mitarbeiter aufgestockt wird. Das trift ein Unternehmen besonders heftig, dessen Geschäftsmodell wesentlich auf einer Kosteneffizienz beruht, die dafür sorgt, dass die gegenüber der Konkurrenz deutlich niedrigeren Preise in Gewinne und nicht in Verluste münden. Bislang hat dabei neben der sprichwörtlich effizienten Zuliefer- und Vertriebsorganisation vor allem die strenge Orientierung an möglichst wenigen Standards wie Windows, Intel und EMC geholfen. Aber genau diese Strategie wird durch die Ausweitung der Produktpalette zunehmend aufgeweicht.