ERP-Hersteller rüsten sich fürs Service-Zeitalter

Das schöne und gleichzeitig die Krux an dem Prinzip SOA ist, dass es allen Ebenen Unternehmen beeinflusst – sowohl technisch als auch organisatorisch. Betroffen sind die Ebenen der Strategie, der Geschäftsprosse, der Anwendungen und der IT-Basistechnik. Dieses Ebenen-Modell hat sich bei der Beschreibung einer SOA mittlerweile durchgesetzt, was es zwar durchgängig anwendbar macht – aber komplex. Zu diesem Ergebnis kommen die Analysten von Berlecon Research aus Berlin in ihrer neuesten Studie: „Auch wenn SOA primär ein technisches Konzept ist, stellt die Einführung größere Anforderungen an das Management, als viele andere klassische IT-Projekte. Dies liegt vor allem daran, dass SOA die Zusammenarbeit vieler einzelner Komponenten verlangt. Diese Komplexität muss unbedingt in der Planung berücksichtigt werden. In jedem Fall verlangt die Umsetzung einer aus Services bestehenden Architektur die enge Zusammenarbeit zwischen Fachabteilungen und der IT“, erklärt Dr. Joachim Quantz, Associated Senior Analyst bei Berlecon. Das Analystenhaus hat bei Anwenderunternehmen nachgefragt und die Ergebnisse in der Studie „SOA in der Praxis – Wie Unternehmen SOA erfolgreich einsetzen“ veröffentlich.

Für ERP-Hersteller ist die Umsetzung einer SOA genauso wie für die Anwenderunternehmen eine Herauforderung und Chance zugleich. Sie stehen einerseits vor der Aufgabe, ihre bestehenden Produkte in SOA-fähige Software umzubauen – besser gesagt zu zerlegen. Andererseits profitieren sie von dem Paradigma, dass SOA einläutet: Die eigene Software ist besser zu pflegen und zu warten, da sich einzelne Bausteine aktualisieren lassen und nicht mehr das ganze Paket angefasst werden muss. Unterschiedliche Anwendungen etwa für Finanzen, Produktion oder Lager lassen sich unabhängiger voneinander entwickeln – das entkoppelt Releasezyklen. Das Gros der führenden ERP-Hersteller ist mittlerweile auf den SOA-Zug mit aufgesprungen und arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung.

Dabei haben sich grundsätzlich zwei Lager gebildet: Unternehmen wie SAP, Oracle und Microsoft wollen künftig nicht nur mehr die Business-Anwendungen liefern, sondern bieten ihren Kunden auch Infrastruktursoftware wie Application Server und Integrations-Middleware als Trägerplattform mit an. Die Vorteile dieses Ansatzes scheinen zunächst sehr einleuchtend: Der Kunde erhält die Geschäftsanwendungs-Services (Business-Content oder -Logik) und Teile der nötigen Trägerplattform für die Modellierung, Entwicklung, den Zusammenbau und die Ablaufplattform aus einer Hand.

Kritiker mahnen jedoch, dass diese Offerten zu einer extrem starken Bindung der Kunden an einen Hersteller führen können. „Diese Anbieter wollen ihre Kunden am liebsten besitzen“, nennt es Christian Glas, Senior Consultant bei Pierre Audoin Consultants (PAC) in München. Auch sind die mitgelieferten Infrastrukturkomponenten für die Integration und den Betrieb der eigenen Business-Komponenten optimiert. Es wird befürchtet, dass Standards, die sich im Umfeld von SOA derzeit etablieren, verwässert werden könnten, da speziell diese Anbieter kein wirkliches Interesse daran haben, dass Anwender Services von verschiedenen Herstellern miteinander verzahnen. „Welches Unternehmen setzt zudem nur die Software eines Herstellers ein, um seine Geschäftsprozesse zu erledigen?“ fragt der unabhängige Marktforscher und Berater Martin. Offenheit sei demzufolge Trumpf.

Themenseiten: IT-Business, SOA, Strategien

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