Das Interview nach dem Rücktritt: Die Sun-Chefs auf dem heißen Stuhl

ZDNet: Also nur kleinere Anpassungen bei der Strategie. Wird man die Ära Schwartz also mit „das selbe Lied, zweite Strophe“ umschreiben können?

Schwartz: Meine Sicht der vor uns liegenden Absatzmöglichkeiten ist recht einfach. Sie lautet: Das Netzwerk ist der Computer. Das traf die letzten 20 Jahre über zu; in den nächsten 20 Jahren wird es sich als noch zutreffender erweisen. Ich mache mir keine Sorgen um die Nachrage. Ich sorge mich nur darum, dass Sun dieser Nachfrage gerecht wird. Dies wird auf recht unkonventionelle Weise geschehen – ob nun mit kostenfreien Software-Downloads oder Gratis-Tests für Server aus dem Web.

Wir sind in einer einzigartigen Branche tätig, in der die Nachfrage nach Network Computing nicht geringer werden wird, solange wir noch diesen Planeten bevölkern. Keiner von uns wird im nächsten Jahr weniger Netzwerkinnovationen oder Netzwerkdienste einkaufen. Wir werden mehr brauchen. Nicht einmal die Ölbranche kann auf ein solches Nachfrageprofil bauen, weil sie sich Sorgen wegen Brennstoffzellen, Äthanol und einer Reihe anderer Alternativen machen muss. Ich mache mir keine Sorgen, dass es ein alternatives Internet geben könnte, bei dem wir außen vor bleiben.

Also dieselbe Strategie, Teil zwei? Natürlich weist die Strategie heute im Vergleich zu vor zehn Jahren denselben Tenor auf – das Netzwerk ist der Computer -, aber die Vorgehensweise ist ganz anders.

ZDNet: Herr McNealy, Sie wirken nicht wie jemand, der sich mit Jasagern umgibt – vielleicht eher als jemand, der im Gespräch von seinen Managern gefordert werden will. Können Sie mir Beispiele von Fällen nennen, wo Sie bezüglich der Strategie oder Taktik anderer Meinung waren?

Schwartz: Ich glaube, ich wollte einen Umweltaktivisten zu einer unserer Produktvorstellungen einladen, da hat Scott ein Machtwort gesprochen. Ansonsten kann ich mich an keinen Fall erinnern…

McNealy: Du hast allerdings gewonnen.

Schwartz: Das eine Mal war ich der Sieger.

ZDNet: Sie hatten also keine nennenswerten Konflikte, an die Sie sich erinnern können? Ich dachte, es gäbe dieses Moment der ständigen gegenseitigen Herausforderung.

McNealy: Zuvor hatte ich mit anderen Personen aus der Geschäftsleitung ernorme Differenzen und viel Streit, was ein sehr gestörtes Klima verursachte. Mit Jonathan ist es seltsamerweise so, dass ich ihm ein einziges Stichwort schreibe und das Ergebnis dasselbe ist, als schriebe ich jemand anderem fünf Absätze. Wir sind natürlich nicht wie Zwillinge, aber es ist schon sehr angenehm. Jonathan ist einer der wenigen, mit denen ich ein emotionsfreies Streitgespräch zu einem Thema führen kann. Es gibt da kein Ego-Problem, von wegen: „Ich weiß es besser als du.“

Schwartz: Es gab immer ziemlich aggressive Debatten zwischen mir, Scott und Greg (Papadopoulos, der frühere Chief Technology Officer und jetzige Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Sun). Wir setzen uns immer mit allen Seiten und Facetten eines Themas auseinander.

Themenseiten: IT-Business, SUN, Strategien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Das Interview nach dem Rücktritt: Die Sun-Chefs auf dem heißen Stuhl

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *