Sipgate-Chef im Interview: Tim Mois fehlen noch die Telefone

ZDNet: Die Sprachqualität von VoIP-Telefonaten ist auch heute wechselhaft, oft aufgrund von Gegebenheiten, die Provider nicht beeinflussen können. Sehen sie langfristig die Notwendigkeit, Quality of Service im Internet einzuführen?

Mois: Nein. Wenn ein Sipgate-Kunde mit AOL-Internetanschluss ins Festnetz telefoniert, geht das Telefonat von dort durch das Netz der Telekom zu AOL, von dort zu DE-CIX, dann wird es direkt in unser Netz übergeben und schließlich ins Festnetz weitervermittelt. In dieser gesamten Konstellation, die für Deutschland typisch ist, passiert das Paket nicht das öffentliche Internet, sondern geht aus dem Netz des IP-Providers in das von Sipgate über. Anders ist es in schlecht versorgten Gebieten wie China, den Philippinen oder Südafrika. Hier würde ein Ausbau der Kapazität helfen.

ZDNet: VoIP wurde bislang hauptsächlich unter dem Aspekt kostengünstiger oder kostenloser Gespräche gesehen und kommuniziert. Was sind Ihrer Meinung nach die Hauptbeweggründe für den Umstieg der Nutzer? Sehen Sie eine Entwicklung hin zu den Features?

Mois: Es ist häufig eine Kombination. Günstige Tarife sind natürlich ein wichtiges Argument. Viele unserer Kunden schätzen jedoch auch unsere Features, die das Festnetz nicht bietet. Einige finden es gut, Anrufbeantworter-Aufzeichnungen per E-Mail zu erhalten, andere rufen gerne von unterwegs ihre Anruferlisten ab. Auch in Zukunft können sich unsere Kunden darauf verlassen, dass wir diesen Bereich weiter ausbauen werden. Viele nutzen VoIP inzwischen auch an ihrem Arbeitsplatz und bevorzugen deshalb einen netzunabhängigen Anbieter wie Sipgate.

ZDNet: VoIP ist immer noch Kleinstaaterei, das kostenlose Telefonieren auf IP-Basis zwischen Netzen verschiedener Anbieter die Ausnahme. Welche Fortschritte sehen Sie auf diesem Gebiet? Sind die in letzter Zeit zunehmend angebotenen Telefon-Flatrates die passende Antwort darauf?

Mois: Sipgate ist mit elf internationalen Partnernetzen gut aufgestellt. Die zunehmende Verbreitung von Telefon-Flatrates lässt jedoch die Frage aufkommen, ob der Zusammenschluss von VoIP-Netzen derzeit weiterverfolgt werden soll. Darin liegt auch der Grund dafür, dass sich United Internet nicht an anbieterübergreifenden Zusammenschaltungen beteiligt. So ist ein VoIP-Telefonat zwischen uns und 1&1 immer noch nicht kostenlos. Alleiniger Gewinner ist die Deutsche Telekom, die für die Durchleitung der Gespräche entsprechende Interconnectiongebühren in Rechnung stellt.

ZDNet: Welche Fortschritte gibt es auf dem Gebiet?

Mois: Derzeit wenige. Die Carrier reden zwar international darüber, kostenpflichtige Terminierungswege auszuschalten. In Deutschland liegt das Thema derzeit jedoch brach.

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