Keine Panik beim Plattencrash

Defekte RAID-Systeme brauchen besondere Aufmerksamkeit, auch wenn sie eigentlich auf den ersten Blick besonders sicher sind: Der Ausfall einer einzelnen Festplatte bleibt in der Regel ohne Konsequenzen für den Datenbestand. Streiken jedoch mehrere Festplatten, kommt es schnell zum Datenchaos: Je nach RAID-Level sind schon ab zwei fehlenden Festplatten sowohl die Daten gefährdet als auch der wesentliche Vorteil eines RAID-Arrays – ununterbrochene Verfügbarkeit – dahin. Jeder Hersteller nutzt auf Controllerbasis ein anderes Format, um die Daten mit Hilfe von Parity-Informationen redundant über die Platten zu verteilen. Selbst mit speziellen Datenrettungstools ist nichts zu machen – hier hilft nur noch, die defekten Platten unter allen Umständen wieder zum Laufen zu bringen, oder die Fachleute eines professionellen Datenrettungsservice zu beauftragen. Auch wer benutzte und nicht ordnungsgemäß formatierte Festplatten in sein RAID-System einbaut, tut sich keinen Gefallen: Kommt es zum Plattencrash, lesen die Experten auch alte, als gelöscht markierte Daten mit aus. So wird es noch schwieriger, die ursprünglichen Dateien wieder herzustellen.

Die spektakulärsten Fälle sind die einfachsten: Festplatten, die Feuer und Wasser ausgesetzt waren, sind zwar die Ausnahme, aber leicht zu reparieren. Bei Bränden in Büros werden die Festplatten großer Hitze, Rauch- und Rußentwicklung ausgesetzt. Während Ruß oder Löschwasser nicht unbedingt ein Problem sein müssen, kann die Hitze schon gefährlicher werden. Ab einer gewissen Temperatur entmagnetisieren sich die Scheiben, dann sind die Daten auf immer verloren. Meistens lassen sich die Platten aber reinigen und die Daten auslesen. Auch Wasser muss nicht zum Datenverlust führen, wenn man sich den Griff zum Fön verkneift. Besser ist es, die Festplatten feucht zu halten, möglichst luftdicht zu verschließen und einem Datenrettungslabor zu übergeben. Sauerstoff führt auf nassen Metallen zu Oxidation und dann wird der Zugriff auch für Experten schwer.

Dass Platten nicht geöffnet, geputzt oder auseinander genommen werden sollten, versteht sich von selbst. Solche gut gemeinten Reinigungsaktionen bedeuten in der Regel den Todesstoß für jede Festplatte. „Es ist manchmal falscher Stolz, nicht zugeben zu können, das man eine defekte Platte und kein Backup hat und Hilfe braucht“, sagt Flammersfeld von Ibas. Wer sich dennoch überwindet und die Platte zum Labor schickt, dem gibt Hiller von Kroll Ontrack noch eine Bitte mit auf den Weg: „Der Kunde sollte immer seine zehn wichtigsten Dateien mit Dateipfaden angeben, damit wir danach gezielt suchen können.“

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Keine Panik beim Plattencrash

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  • Am 2. März 2006 um 16:00 von evelyn. kunz

    kosten einer datenrettung
    Ich habs aufgegeben. Meine Festplatten wurden schon diverse Male durchs www gecrasht. Die Datenretter wollen erstmal nur Kohle und dann Geld und dann noch mehr. Es gibt freeware Programme, die das auch können. Und wichtige Daten hab ich beim Surfen nicht am USB port. Das habe ich gelernt.
    evelyn.kunz
    ceo
    xairo.de
    reg.trade.mark.
    nr.39982641

  • Am 3. Januar 2007 um 10:32 von Andreas

    Vorbeugen statt Kosten und Stress
    Nicht die Kosten von ein paar tausend Euro, sondern die Zeit ist das Problem – wer findet z.B. am Freitag abend den Datenretter, der bis Montag ein System wiederherstellt? Die Datenrettung kostet immer deutlich mehr Stress und Geld und Zeit als ein Reservesystem mit vielen täglichen Sicherungen.

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