Keine Panik beim Plattencrash

Der Datentod kann eine Festplatte durch logische oder physikalische Schäden ereilen. Bei physikalischen Schäden arbeiten die Schreib-Lese-Köpfe fehlerhaft oder Sektoren der Platte sind nicht mehr lesbar. Jeder Versuch, die Platte jetzt noch zu betreiben, dehnt die beschädigten Bereiche aus, weil der defekte Kopf auf der Oberfläche Kratzer hinterlässt. Bei logischen Schäden hat sich entweder die Firmware aufgehängt, also das Betriebssystem der Festplatte oder, noch schlimmer, das Dateisystem ist defekt. Schon eine 40-GByte-Festplatte hat bis zu 80 Millionen Sektoren, die zu Clustern zusammengefasst werden, damit das Betriebssystem sie einfacher verwalten kann. Treten Fehler im Dateisystem auf, dann „ist das wie 80 Millionen Puzzle-Stückchen in einem großen Eimer“, so Flammersfeld – die Daten sind da, aber nicht mehr zu gebrauchen.

Der Experte erkennt „sterbende“ Festplatten am auffälligen Verhalten. Das Laufgeräusch wird lauter, oder sie brauchen plötzlich ungewöhnlich lange für den Datenzugriff, erkennbar an der lange leuchtenden Laufwerks-LED. Wer es jetzt noch schafft, ein Backup zu ziehen, der hat Glück. Schaltet sich die Platte aber mit einem deutlich hörbaren „Klick“ ab oder sind schabende und klappernde Geräusche zu hören, zieht man besser den Stecker – die defekten Köpfe sind dann bereits dabei, die Oberfläche der Scheiben zu beschädigen und Sektoren zu zerstören. Daten auf defekten Oberflächenbereichen sind fast immer unwiederbringlich verloren, darum sollte man auch einen Neustart unterlassen, er könnte weitere Schäden anrichten. Mit hoher Wahrscheinlichkeit meldet sich die Festplatte ohnehin nicht mehr am System an, der Zugriff über das Betriebssystem ist nicht mehr möglich. Manchmal warnt auch die S.M.A.R.T-Funktion der Festplatte vor dem baldigen Ende. S.M.A.R.T (Self-Monitoring, Analysis and Reporting Technology) ist eine Sammlung von Parametern, die die Festplatte dem Motherboard meldet. Werden Schwellwerte überschritten, zeigt das BIOS des Computers spätestens beim Start eine Warnung an – vorausgesetzt, S.M.A.R.T wurde freigegeben, denn noch immer ist dieses nützliche Feature in vielen Motherboards per Default abgeschaltet. S.M.A.R.T-Nachrichten lassen sich auch von Windows oder Linux auslesen, passende Tools gibt es beispielsweise hier:

Auch bei logisch defekten Platten kann eine sofortige Stromunterbrechung das Mittel der Wahl sein: „Physikalisch macht es die Sache nicht schlimmer, und man verhindert, dass ein herunterfahrendes System noch Hunderte von Dateien oder den Cache-Inhalt in möglicherweise kritische Sektoren schreibt“, so Flammersfeld. Ist die Platte in ihrem derzeitigen Zustand „eingefroren“, gilt es zu entscheiden: Wie ernst ist die Lage? Wie wichtig sind die Daten? Wenn es kein Backup gibt, aber die gesamte Buchhaltung auf der Platte liegt, bleiben nur die Profis: Ab ins Datenrettungslabor.

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Neueste Kommentare 

2 Kommentare zu Keine Panik beim Plattencrash

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  • Am 2. März 2006 um 16:00 von evelyn. kunz

    kosten einer datenrettung
    Ich habs aufgegeben. Meine Festplatten wurden schon diverse Male durchs www gecrasht. Die Datenretter wollen erstmal nur Kohle und dann Geld und dann noch mehr. Es gibt freeware Programme, die das auch können. Und wichtige Daten hab ich beim Surfen nicht am USB port. Das habe ich gelernt.
    evelyn.kunz
    ceo
    xairo.de
    reg.trade.mark.
    nr.39982641

  • Am 3. Januar 2007 um 10:32 von Andreas

    Vorbeugen statt Kosten und Stress
    Nicht die Kosten von ein paar tausend Euro, sondern die Zeit ist das Problem – wer findet z.B. am Freitag abend den Datenretter, der bis Montag ein System wiederherstellt? Die Datenrettung kostet immer deutlich mehr Stress und Geld und Zeit als ein Reservesystem mit vielen täglichen Sicherungen.

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