Wer ist besser: Open-Source-Entwickler oder Festangestellte?

ZDNet: Ihnen geht es letztlich also nur darum, Profit zu machen. Egal auf welchem Software-Wege, verstehe ich Sie richtig?

Schwaller: Gewinnerwirtschaftung ist zunächst einmal der Zweck jeder Unternehmung. Es gibt für uns aber auch noch viele begleitende Ziele, die auch gesellschaftlichen Bezug und im Falle von Linux Community-Bezug haben.

ZDNet: Wie steht’s dann um Ihre Glaubwürdigkeit? IBM muss ein gutes Verhältnis zur OSS-Gemeinde pflegen, andernfalls verliert man beispielsweise den Zugriff auf die für Mainframes mittlerweile extrem wichtigen Linux-Distributionen. Besteht denn nicht die Gefahr, dass die OSS-Entwickler sich bald als nützliche Idioten fühlen?

Schwaller: Es gibt ja nicht die Community. Es gibt hunderte von Communities – und in manchen davon ist IBM sicherlich nicht beliebt. Gerade wenn es um die Frage der Patente geht. Anders in anderen Bereichen: Da nimmt IBM viel Geld in die Hand, um beispielsweise für das Enterprise-Geschäft jede Menge Code zu entwickeln – unter der GPL und anderen freien Lizenzen! Oder im Eclipse-Umfeld mit seiner Common bzw. Eclipse Public Licence. Wer soll sich da beklagen?

ZDNet: Ein Richard Stallman würde Sie jetzt steinigen

Schwaller: Ach, da habe ich schon Schlimmeres erlebt (lacht).

ZDNet: Lassen Sie uns konkret werden: Wie genau muss man sich die Zusammenarbeit von IBM mit diesen verschiedenen Communities vorstellen?

Schwaller: Das hängt davon ab, in welchem Bereich. Beim Linux-Kernel etwa wird unter den Beteiligten auf einem sehr technischen Level diskutiert. IBM verfolgte in der Vergangenheit manchmal andere Ziele als die Leute um Linus Torvalds – beim Volume Management (EVMS) etwa. Dann müssen wir uns eben denen beugen und unsere Systeme angleichen. Hier arbeitet eben sehr gut zusammen, was sich sonst in der Geschäftswelt eher in die Quere kommt. IBM, Sun, HP und viele andere Firmen sind da sehr konsensfähig. Letztlich zählt guter Code!.

In anderen Bereichen ist die Zusammenarbeit noch strukturierter, etwa beim Eclipse-Projekt, das mittlerweile einer eigene Industrie geschaffen hat. Hier investieren die Firmen viel Geld und wollen auch entsprechende Resultate sehen.. Ähnlich läuft es im Storage-Bereich, der Apache und Mozilla Foundation oder bei Power.org. Da haben alle Beteiligten klare Ziele, die gilt es zu verwirklichen.

Schließlich beschäftigt IBM eine Vielzahl von Ausnahmetalenten (manche nennen sie Freaks), die jede Menge Open Source Software programmieren, welche aber leider nicht immer das Licht der Öffentlichkeit erblickt. IBM verfolgt in letzter Zeit sogar das Ziel intern nach Open-Source-Manier zu programmieren. Wer die Internas kennt, weiss: Das ist eine blaue Revolution!

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1 Kommentar zu Wer ist besser: Open-Source-Entwickler oder Festangestellte?

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  • Am 22. November 2005 um 14:20 von volker schlenker

    fragestellung interessant ….
    Warum sollten Angestellte keine Open-Source-Software schreiben ?

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