Microsoft: Zur Sicherheit verdammt

Doch das Integrationskonzept – bislang Microsofts zentrale Strategie für die Eroberung neuer Märkte – ist gescheitert. Microsoft hat stattdessen eine eigenständige Lösung versprochen. Der Grund: Der Microsoft-Konzern kann nicht mehr so wie er will. Die vielen Prozesse wegen Missbrauchs der Marktmacht haben weltweit die Kartellgerichte hellhörig gemacht. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem Konzern-Chef Steve Ballmer gerade erst einen großen Teil der Klagen wegen unfairen Wettbewerbs mit viel Geld und ein paar Konzessionen aus der Welt geschafft hat.

Vor allem funktioniert der Security-Markt nicht wie das Geschäft mit PC-Anwendungen. Da es nicht nur um Produkte geht, sondern auch darum, Schaden von allen IT-Anwendern abzuhalten, gibt es Situationen in denen Konkurrenz nachrangig wird. So ist es in der Branche üblich, mit Mitbewerbern zu kooperieren, wenn es darum geht Gefahren möglichst rasch unschädlich zu machen.

Zu den Besonderheiten des Marktes gehört auch, dass sich die Lösungen nicht auf eine Plattform wie Windows einschränken lassen. Unternehmen, wollen Viren und Spam gar nicht über die Netze auf den PC des Endanwenders durchlassen. Sicherheits-Devices, Firewalls, Filter und andere Mechanismen greifen viel früher. Unter Windows laufen sie nur selten. Ähnliches gilt für die Sicherheitsmechanismen der Router von drahtlosen Netzen, wie sie zunehmend auch von Heimanwendern aufgebaut werden. Hier gerät Microsoft in ein Geflecht an vernetzten Technologien, die ein noch so großer Konzern alleine nicht bewältigen kann – schon gar nicht einer, der nicht über den Tellerrand seiner hauseigenen
Betriebssysteme schauen will.

Wichtiger ist, dass in diesem Geschäft die Anwendungen auf dem PC oft nicht viel mehr sind als eine Oberfläche für Dienstleistungen, die aus dem Netz erbracht werden. Damit ist nicht nur der Download von Antiviren-Definitionen gemeint. Outsourcing-Dienstleister überwachen heute die Sicherheitssituation ihrer Kunden, System-Integratoren bauen den Anwendern mit Hardware, Software, Netztechnik und vielen Regeln stabile Umgebungen für Business Continuity auf. Vieles davon ist für Microsoft Neuland, einiges davon aber wird das Unternehmen seinen Kunden über Partner zugänglich machen wollen.

Aus dem Blickwinkel der Security-Branche ist Microsoft also nicht unbedingt der allmächtige Software-Konzern, der die Regeln diktieren kann. Windows gilt ihr eher als eine Zielplattform unter anderen – zumal als eine besonders anfällige. Microsoft braucht offensichtlich Hilfe und tut sich aus dieser Position der Schwäche schwer diesen neuen Markt zu dominieren. Im Gegenteil: Der langjährige Microsoft-Partner Symantec hat bereits klargestellt, dass es nicht Firmenpolitik sei, einem potenziellen Konkurrenten zu unterstützen – zumindest nicht ohne entsprechende Gegenleistung.

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