Open-Source durch Patent-Trolle gefährdet

ZDNet: Sun hält Patente auf Unix und einige Linux-Fragmente. Will Red Hat das nachmachen?

Webbink: Sun hält tatsächlich Unix-relevante Patente und auf Linux-bezogenen Code. IBM hat aber mehr davon, auch HP. Bislang hat Sun seine Patente jedoch nicht ausgenutzt, auch wenn sich das jederzeit ändern könnte. Ich glaube aber, dass Sun sich der Open-Source-Community noch weiter annähern wird.

ZDNet: Ich frage Sie das wegen Bruce Perens – Szenen-Schwergewicht und Autor der „Open Source Definition“. Er lehnt Patent Commons wie von Sun entschieden ab. Sun habe nur nutzlose Software-Fragmente an die Open-Source-Gemeinde weitergegeben. Kennen Sie Ihn zufällig?

» Patent Commons sind eine gute Sache «
Mark Webbink

Webbink: Ich habe erst vergangene Woche mit Ihm gesprochen. Wir sind was Patente betrifft nicht der selben Meinung. Ich halte seine Ansichten für etwas… panisch. Ich glaube – anders als er – nicht, dass Patent-Commons das Ende der Open-Source-Bewegung bedeuten. IBM, Nokia, HP und auch Sun tragen trotz ihrer Patent-Commons-Politik wesentlich zur Community bei.

ZDNet: Die Open Source Development Labs (OSDL) wollen mit Patent-Commons einen Pool für Patente schaffen, die der Open-Source-Community zur freien Verwendung stehen soll. Linus Torvalds, selbst bei OSDL in Lohn und Brot, begrüßt den Vorschlag. Der Pool soll ein Gegengewicht zu den Patenten von Firmen und Konzernen darstellen. Red Hat müsste dies Ihren Worten nach unterstützen, oder?

Webbink: Ja, sie haben das auf der Linuxworld mitgeteilt – fast zeitgleich sind wir mit einem ähnlichen Vorschlag an die Öffentlichkeit gegangen. Patent Commons sind eine gute Sache, egal ob sie von der OSDL oder der Fedora-Stiftung ausgestellt werden. Es ist nur wichtig, dass die verschiedenen Organisationen eng zusammenarbeiten und keine ihr eigenes Süppchen kocht.

ZDNet: Microsoft könnte aber den geplanten Pool auf eigenen Code untersuchen. Perens geht davon aus, dass der Softwarekonzern aus Redmond dabei fündig werden wird. Halten Sie das auch für eine große, potentielle Bedrohung für die Open Source-Community?

Webbink: Microsoft könnte eine Bedrohung darstellen, ja. Aber eine noch größere Gefahr stellen in meinen Augen die „nicht-produzierenden Einheiten“ dar. Ich nenne sie Patent-Trolle. Sie tragen nichts zur Szene bei, sie schnappen sich nur brach liegenden Patente. Oft handelt es sich dabei um Überbleibsel der geplatzten .com-Blase. Mit diesen Patenten wollen sie die Software-Industrie zur Kasse bitten. In diesem Fall arbeitet die Open Source-Bewegung sogar mit Microsoft zusammen, um diese Trolle abzuwehren. Die Patentklage durch Eolas gegen Microsoft war genau so ein Fall.

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