Musikfirmen wollen Songs über das Handy verkaufen

In Asien haben die Web-Musikläden offenbar schon den Höhepunkt der Beliebtheit überschritten

Während in Deutschland neue Internet-Musikshops fast noch als Innovation gelten, haben in Asien die Web-Musikläden offenbar schon den Höhepunkt der Beliebtheit überschritten. Das Mobiltelefon ist dort bereits Musikspeicher- und Downloadmedium der Wahl. Auch bei uns bereiten sich Musikfirmen und Mobilfunkbetreiber darauf vor, PC und Musikshops wie Itunes wo immer möglich zu übergehen, wenn er um den Verkauf digitaler Musik geht.

Marktführer Universal Music etwa wird sein Musikrepertoire ab dem vierten Quartal bei den Mobilbetreibern O2 und T-Mobile zum direkten Download bereitstellen. Das kündigte Deutschlandchef Frank Briegmann, President & CEO von Universal Music Deutschland, gegenüber dem „Handelsblatt“ am Rande der Musikmesse Popkomm in Berlin an.

Mobilfunkbetreiber Vodafone, Pionier des Direktdownloads aufs Mobiltelefon, forciert derweil das bestehende Geschäft und greift gleichzeitig Web-Händler wie Itunes oder OD2 an. Musste man bislang ein UMTS-Telefon besitzen, um den Musikladen nutzen zu können, kann jetzt jeder Vodafone-Kunde Musik zuerst über Internet und PC kaufen und erst später auf sein Mobiltelefon übertragen. Gleichzeitig sinkt der Preis pro Musikstück von 1,99 auf 1,49 Euro, teilte Vodafone mit.

Doch die geringe Verbreitung von UMTS-Geräten bremst das Geschäft noch gewaltig. Anders in Japan: Von 89 Millionen Mobiltelefonen waren dort im August laut Telecommunication Carriers Association schon 36,7 Millionen mit den schnellen Datenzugängen ausgestattet, die den Musikdownload erst so richtig komfortabel machen. Davon entfielen alleine 19 Millionen auf den Marktführer KDDI.

Zum Vergleich: In Deutschland nutzen gerade mal rund eine Million Kunden UMTS. Im zweiten Quartal 2005 sank in Japan der Anteil der Musikverkäufe für PC oder MP3-Spieler über Webseiten auf ganze 1,8 Prozent nach 2,1 im ersten Quartal. Der Download auf Mobiltelefone erreichte laut Branchenverband RIAJ damit satte 98,2 Prozent. Viele dieser Verkäufe sind zwar noch Klingeltöne oder 30 Sekunden Musikclips, so genannte „Chaka-uta“. Doch alleine KDDI hat nach Erhebungen von Eurotechnology.com bis Mitte Juni zehn Millionen komplette Songs über sein Mobilfunk-Netz direkt aufs Telefon verkauft.

Jan Michael Hess, Geschäftsführer der Berliner Beratungsgesellschaft Mobile Economy: „In Japan ist Musikdownload bereits der wichtigste Dienst für die Mobilfunkbetreiber und er wird es auch hier werden.“ Doch der Weg ist noch lang. Stefan Schulz, Managing Director bei der Mobile-Tochter von Universal Music, will aber nicht mehr warten. Er schätzt den Markt für mobile Dienste in Deutschland zum Jahresende auf rund 180 Millionen Euro nach 130 Millionen Euro im Vorjahr. Nur drei Prozent davon seien echte Musikdownloads. Die Masse bringe immer noch das Klingeltongeschäft.

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