Korruptionsverdacht: Infineon-Vorstand tritt zurück

Großrazzia beim Münchner Unternehmen startete am Freitag

Der für das Speicherchip-Geschäft zuständige Infineon-Vorstand Andreas von Zitzewitz hat die Konsequenzen aus Ermittlungen gegen ihn gezogen und ist mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Dies machte Infineon am späten Samstagabend in einer Pflichtmitteilung bekannt. Die Münchner Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem gegen Zitzewitz wegen Korruptionsverdachts. Bei einer Großrazzia durchsuchten etwa 100 Staatsanwälte, Polizeibeamte und Steuerfahnder am Freitag die Münchner Konzernzentrale sowie 14 Büros und Privathäuser in Deutschland und der Schweiz.

„Dr. von Zitzewitz erklärte seinen Rücktritt, um das Unternehmen nicht mit den laufenden Untersuchungen zu belasten und sich voll auf das sich abzeichnende Verfahren zu konzentrieren“, hieß es in der Pflichtmitteilung von Infineon. Infineon-Chef Wolfgang Ziebart erwarte, dass der Aufsichtsrat den Rücktritt von Zitzewitz annehmen werde. „Wir unterstützen die Behörden in jeder Hinsicht bei ihren Ermittlungen. Wir sind ebenso an einer vollständigen Aufklärung interessiert,“ hieß es.

Dem für die Speicherchip-Sparte zuständigen Zitzewitz sowie dem früheren Infineon-Manager Harald Eggers, der zur Zeit das Schweizer Technologieunternehmen Unaxis leitet, sowie dem Betreiber der Schweizer Sponsoring-Agentur BF Consulting, Udo Schneider, werden Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Zitzewitz soll gegen Zahlung sechsstelliger Bestechungsgelder Schneiders Firma Sponsoring-Verträge mit Infineons Zulieferfirmen vermittelt haben. Auch der 2004 bei Infineon ausgeschiedene Eggers soll ähnliche Verträge gegen Zahlungen eingefädelt haben, heißt es.

Vorabberichten des „Spiegel“ und „Focus“ zufolge hatte Zitzewitz zusammen mit Eggers Lieferanten des Münchener Chip-Konzerns dazu gedrängt, Motorsport-Veranstaltungen zu sponsern. Aus den geflossenen Werbeeinnahmen habe er von BF Consulting Vermittlungsprovisionen erhalten, die er angeblich überdies nicht versteuert habe.

Bereits vor eineinhalb Jahren habe Infineon-Aufsichtsratschef Max-Dietrich Kley Informationen über so genannte Kickback-Zahlungen an Zitzewitz erhalten, aber keine Belege dafür gefunden. Der „Focus“ nennt unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft eine Summe von 259.000 Euro, die der Vorstand erhalten habe.

Zitzewitz leitet derzeit die Speicherchip-Sparte von Infineon, für die der Konzern Branchenkreisen zufolge für Herbst einen Börsengang erwägt. Zitzewitz gilt wie der im März 2004 gegangene Ex-Infineon-Chef Ulrich Schumacher als großer Motorsport-Anhänger. Der Chip-Konzern hat auch die Rennsportserie Formel 1 als Sponsor des Jordan-Honda-Teams begleitet. Infineon habe nach dem Ausscheiden von Schumacher seine Engagements im Motorsport so weit wie möglich beendet, hieß es am Samstagabend.

Anstoß für die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war eine Äußerung des BF-Consulting-Chefs Schneider vor dem Münchner Landgericht während der Verhandlung eines Rechtsstreits zwischen seiner Firma und Infineon. Dabei erwähnte er Zahlungen von 300.000 Euro an von Zitzewitz. Auf Grund dieser Bemerkung begann die Staatsanwaltschaft erste Ermittlungen.

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