Bis 2007: BMW will 7er mit Wasserstoff-Antrieb ausstatten

Während in den USA Hybrid-Fahrzeuge immer mehr in Mode kommen, setzt BMW lieber auf Wasserstoff. Warum das so ist, erklärt Christoph Huss, Direktor Wissenschafts- und Verkehrspolitik der BMW Group, im Gespräch mit ZDNet.

Gerade hat die ETH Zürich einen neuen Weltrekord im Treibstoffverbrauch aufgestellt. Dieser liegt nun bei 5134 Kilometern pro Liter Benzin. Oder anders ausgedrückt: Mit nur acht Litern einmal um den Erdball. Gefahren hat den Weltrekord das PAC-Car, ein Fahrzeug, das von einer Wasserstoff-betriebenen Brennstoffzelle angetrieben wird. Wasserstoff hat also durchaus rekordverdächtiges Potential. Das hat sich auch BMW schon seit längerem gedacht und mit dieser Treibstoffvariante experimentiert. ZDNet befragte den für die Forschung zuständigen Manager Christoph Huss zu den Zukunftsaussichten von Wasserstoff innerhalb der BMW Group. Dort sind die Pläne schon sehr weit gediehen.

Herr Huss, bitte gewichten Sie für uns zunächst kurz folgende potentielle Antriebsformen und -arten nach dem Grad ihrer Durchsetzungschancen: Erdgas, Wassestoff/Brennstoffzelle und synthetisches Benzin.

Huss: Diese Batterie an Kraftstoffen steht uns tatsächlich zur Verfügung. Grundsätzlich werden uns aber Benzin und Diesel noch lange begleiten. Was die von Ihnen genannten Mittel betrifft:

Erdgas hat sich nur in zweieinhalb Märkten durchsetzen können: in Italien, in Russland und ansatzweise in Argentinien. Die Durchsetzung von Erdgas wurde von der Politik mittels Steuererleichterungen über viele Jahre hinweg unterstützt, setzt sich aber mangels Kundennutzen und dem schwierigen Angebot an Fahrzeugen nicht durch. Die Fahrzeughersteller sind da relativ zurückhaltend. BMW hat ja 1995 das erste Erdgasauto in Deutschland serienmäßig am Band gebaut – zwei Serien hatten wir im Angebot. Der Erfolg war aber bestenfalls ein kleiner. Daher haben wir diese Entwicklung vorübergehend nicht weiter verfolgt. Nicht zuletzt, weil Erdgas zwar Benzin und Diesel substituieren kann, letztlich aber genauso endlich ist wie diese. Zudem liefert uns Erdgas keine Antwort auf die Frage der CO2-Emmissionen.

Synthetisches Diesel ist in letzter Zeit verstärkt ins Gespräch gekommen, ähnlich wie Gas-to-Liquid. Dabei handelt es sich um Erdgas, das über den Fischer-Tropsch-Prozess zu flüssigen Diesel-ähnlichen Kraftstoffen gemacht wurde. Bei Biomass-to-Liquid handelt es sich im Prinzip dasselbe Verfahren. Die Mineralölwirtschaft bevorzugt Gas-to-Liquid, weil sie über kleinere Erdgasquellen mit so genanntem ’stranded Gas‘ verfügen, für die sie sonst keine andere Verwendung finden. Also immer, wenn der Weg zur nächsten Pipeline zu weit ist, stellen die eine Verflüssigungsanlage an der Quelle auf. Der so gewonnene Kraftstoff wird in Indonesien dazu verwandt, Diesel qualitativ aufzuwerten. Das kommt dann bei uns unter Namen wie Vmax oder Ultimate an die Tankstellen und verkauft sich auch ganz gut.

Wenn man diese Stoffe als reine Beimischung in Höhe von fünf bis zehn Prozent nutzt, dann ist dies ein durchaus akzeptabler Weg, Rohöl zu sparen. Den Weg, reine synthetische Kraftstoffe zu kreieren, die man dann beliebig zusammenmischen kann, halten wir bei BMW aber nicht für richtig. Die zur Verfügung stehenden Mengenpotentiale erlauben einfach keine eigene Motorenentwicklung.

Wasserstoff als Kraftstoff hat in vielen Ländern – den USA, Japan, Europa – die größten Potentiale für eine langfristige rohölbasierten Kraftstoffsubstitution. Wasserstoff hat den Vorteil, aus nahezu allen Primärenergien – von Kernenergie bis zur Biomasse – hergestellt werden zu können. Wasserstoff ist als Endprodukt – gerade in verflüssigter Form – frei von Dreckstoffen. Die Frage nach der Qualität erübrigt sich also. Wasserstoff kann zudem sowohl Brennstoffzellen als auch den Verbrennungsmotor antreiben. Wer das Rennen dabei macht, ist noch nicht ganz raus. Ich halte es für wahrscheinlich, dass der Wasserstoff-getriebene Verbrennungsmotor weite Verbreitung findet, während sich die Brennstoffzelle in der Nische der City-Fahrzeuge eine Heimat einrichtet. Die Brennstoffzelle hat nämlich zwei Nachteile: Sie ist erstens sehr komplex, weitaus komplizierter jedenfalls als ein Verbrennungsmotor, und zweitens preislich wohl in der gehobenen Kategorie angesiedelt, weil zum Bau jede Menge Edelmetalle benötigt werden.

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9 Kommentare zu Bis 2007: BMW will 7er mit Wasserstoff-Antrieb ausstatten

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  • Am 30. Juni 2005 um 19:28 von Andre L.

    Erdgas und Flüssiggas
    In Italien und Russland hat sich nicht Erdgas durchgesetzt, sondern Flüssiggas. Das ist beim besten Willen nicht das Selbe.

  • Am 1. Juli 2005 um 13:41 von fellerer werner

    wasserstoffmotor
    Es ist höchste zeit das sich die auto industrie über alternative antriebenergie gedanken macht und der wasserstoffmotor ist sicher erstrebenswert.

  • Am 1. Juli 2005 um 16:54 von dolf

    wasserstoff ist schwachsinn und zu teuer ….
    erdgas ist der nächste im großen maßstab verfügbare energieträger .

    die verflüssigung ist erprobt , der umbau der fahrzeuge kann so er massenhaft erfolgt rel. billig von statten gehen .
    ( arbeitsplätze in deutschland ?? !! )
    die verbrennung erfolgt sehr sauber und im gasmolekül ist mehr wasserstoff gebunden als im benzin ..
    daher gibt´s weniger co2 .

    erdgasquellen gibt´s genug und das in der tiefsee lagernde gashydrat ist da noch nicht ma mit bei …

    russland hat riesige lagerstätten auch im nordmeer …
    die versorgung wäre also gesichert …

    vor allem muß man das gas nicht erst mit hohen verlusten herstellen !!!!
    es ist eh schon da und muß nur verdichtet werden .
    die wasserstoffherstellung kommt zu teuer .
    zudem muß wasserstoff auf aberwitzig niedrige temperaturen runtergekühlt werden um es lagern zu können …
    das kostet unsummen vor allem auch für die lagerung , die der verbraucher löhnen darf …

    neee wenn wasserstoff die lösung wäre dann gäb´s das schon länger …
    gequasselt wird darüber ja schon ne ewigkeit aber was substanzielles und bezahlbahres … fehlanzeige …
    schlechtes beispiel ist der wasserstoff betriebene bus in mvp …
    die betreiberfirma scheint pleite zu sein …
    na ja …

    wir haben im dorf schon seit 3 jahren ne erdgastankstelle …….
    ( oberirdischer gastank beachtlicher größe .. )

    das sagt alles …

    mfg

    • Am 3. August 2005 um 19:25 von eike05

      AW: wasserstoff ist schwachsinn und zu teuer ….
      Sagen Sie, wie kann man so kurzsichtig denken und uninformiert solchen Quatsch schreiben. Internet ist nicht nur "Spielwiese" Gehen Sie mal in die Tiefe der "Wissensbank" weltweit ! Sie werden Staunen was über Gase und deren Verwendung sowie was alles über Wasserstoff und dessen Möglichkeiten zu lesen ist.
      Danach schreiben Sie doch einfach noch einmal.
      Gruß
      Eike05

  • Am 6. Juli 2005 um 11:39 von Uwe Dilass

    BMW und Brennstoffe
    BMW (und alle Kfz-Hersteller) könnten mit wesenlich einfacheren Mitteln an den
    Problemen mit den fossilen Energieträgern arbeiten.
    Wenn man mit 1 Liter Wasserstoff bereits so weit fahren kann, dann könnte man mit 1 Liter Benzin oder Diesel auch sehr weit fahren, zumindes wesentlich weiter als bisher.
    Man müßte sich nur endlich mal durchringen, wirklich verbrauchsärmere Fahrzeuge zu bauen und das bietet sich für BMW geradezu an, sind doch die Motoren grundsätzlich gut dafür geeignet.
    Aber solange immer nur nach der Devise "Schneller, stärker,schwerer.." produziert wird, geht das natürlich nicht.
    Fogende Möglichkeiten liegen auf der Hand:
    – Reduzierung der Fahrzeuggewichte durch
    innovative Leichtbauweise
    – Einsatz der modernen Motorentechnik (Vanos, Turbo) unter dem Hauptaugenmerk
    der Verbrauchsoptimierung
    Dabei würden sparsamere Fahrzeuge enstehen, die trotzdem komfortabel und leistungsfähig genug wären und helfen, dass uns die fossilen Brennstoffe nicht gleich so schnell ausgehen.
    Man könnte diese Varationen auch parallel anbieten und clever vermarkten.

    Aber sicher ist das Kaufverhalten aller Leute noch nicht auf diese Problematik ausgerichtet und der Druck, etwas derartiges anbieten zu müssen, nicht groß genug.

  • Am 7. Juli 2005 um 14:21 von harry

    riesige abgasmengen
    Mir graut davor wenn in China (oder so) jeder Haushalt ein Auto besitzt und das alles benzinverbrauchende Pkws sind. Das wäre dann der grösste Markt. Hier könnte mann doch anfangen mit umweltfreundlichen Modellen. Durch die hohen (sicher) Verkaufsmengen wäre doch eine wirtschaftliche Herstellung von alternativen Fahrzeugen möglich.

  • Am 30. Dezember 2005 um 6:15 von Christian Hofmann

    nice job
    zusammen mit der wachsenden wirtschaft fuer alle anderen regenerativen energiequellen ergibt das eine symphatische kopplung. ihr habt alle meine wuensche die wasserstoffzukunft zu realisieren und ich werd einer der ersten sein, der mit einem H2 auto um die welt reist.

  • Am 31. Januar 2007 um 10:06 von Willi Schmelig

    Wasserstoff-Antrieb
    Wenn es eine Zukunft für uns Menschen gibt, dann nur über den Wasserstoff als zentralen Energieträger.
    Jeder, der sich mit diesem Gas, seinen Herstellungsmöglichkeiten und den Anwendungen befasst hat (und nicht an anderen Energien verdient), sieht den Wasserstoff – auch im Zusammenhang mit der Photovoltaik.

  • Am 3. Januar 2009 um 14:34 von Dipl. -Ing. Theo Pötter

    solarer-wasserstoff für den BMW hydrogen 7
    Das Problem ist nicht der Wasserstoffverbrennungsmotor, sondern der Aufbau der Wasserstoffinfrastruktur und die flächendeckende, weltweite Versorung mit regenerativ erzeugten Wasserstoff.

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr Theo Pötter

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