Druckersparte von HP steckt in der Krise

"Es war wie ein Traum, an dem wir uns womöglich zu lange geklammert haben"

Den Traum von der Karriere als Tennisprofi hat Mark Hurd lange aufgegeben. Eine strategische Grundregel des weißen Sports aber hat der 48-Jährige fürs Geschäftsleben verinnerlicht: „Wenn du gewinnen willst“, sagt Hurd, der neue Mann an der Spitze von Hewlett-Packard (HP), der einst sein Wirtschaftsstudium mit einem Tennis-Stipendium finanzierte, „wenn du gewinnen willst, dann musst du sofort mit vollem Tempo aufspielen“.

Entsprechend druckvoll geht der Anfang April vom Technologiekonzern NCR zu HP gewechselte Nachfolger von Ex-Chefin Carly Fiorina nun bei dem kalifornischen IT-Riesen zu Werke. Vergangene Woche zog Hurd offiziell einen Schlussstrich unter die Ära Fiorina: So spaltete der HP-Chef das erst Mitte Januar von seiner Vorgängerin zusammengefasste Drucker- und PC-Geschäft wieder in zwei eigenständige Einheiten auf.

Die Computersparte steuert künftig Todd Bradley, bisher Chef des Handheld-Pioniers PalmOne. HP-Urgestein Vyomesh Joshi – intern VJ genannt – ist wieder ausschließlich für das Printergeschäft verantwortlich. Die Rolle rückwärts offenbart den Ernst der Lage beim zweitgrößten IT-Konzern der Welt: „Beide Bereiche benötigen mehr Aufmerksamkeit, als sie ein Manager allein aufbringen kann“, sagt HP-Deutschland-Chef Uli Holdenried.

Die Aufarbeitung von Fiorinas Hinterlassenschaften hatte schon zuvor begonnen: Bei der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen kommentierte Hurd Mitte Mai erstmals öffentlich das Chaos, das ihm seine im Februar geschasste Vorgängerin hinterlassen hat. „Ich bin zwar noch dabei, mich in die Details einzuarbeiten, aber so viel ist schon klar: Unsere Organisation und Strukturen sind zu komplex, die Kosten in vielen Bereichen zu hoch, überall gibt es reichlich Optimierungsmöglichkeiten“, klagt der neue Spitzenmann.

„Optimierungsmöglichkeiten“ gibt es seit Kurzem selbst in dem Geschäft, das lange als sichere Bank des Technologiekonzerns galt: im Geschäft mit Druckern und Tintenpatronen. „Einfach brutal“, nennt ein hochrangiger HP-Manager, der nicht genannt werden möchte, den sich verschärfenden Wettbewerb rund um Tinte und Toner. „Die Zeiten, in denen wir uns beispielsweise bei den Druckern auf 50 Prozent und mehr Marktanteil ausruhen konnten, sind endgültig vorbei“, sagt er. „Es war wie ein Traum, an dem wir uns womöglich zu lange geklammert haben.“ Und aus dem die Konkurrenz den Giganten nun unsanft aufweckt.

Denn der Gewinnbringer von HP ist angeschlagen. „In diesem Markt für den Kunden attraktive Angebote zu machen und trotzdem selbst noch genug zu verdienen, ist eine große Herausforderung“, sagt Regine Stachelhaus, HP-Geschäftsführerin in Deutschland. Aber überlebenswichtig. „Gelingt es HP nicht, seine Spitzenposition zu halten, wäre das für das Unternehmen katastrophal“, warnt Malcolm Hancock, Analyst der IT-Beratung Gartner.

Die knapp vier Prozent Gewinnplus, die der Gesamtkonzern im zweiten Quartal einfuhr, reichen Hurd nicht. „Unsere Performance ist längst nicht da, wo sie hingehört.“ Jetzt räumt der neue Spitzenmann auf: „Eine schnelle Lösung gibt es nicht. Nichts ist unantastbar: Alle Strukturen kommen auf den Prüfstand, alles muss einfacher und unnötige Kosten müssen vermieden werden. Vor uns liegt ein hartes Stück Arbeit.“ Vor allem im Druckergeschäft.

Damit ist klar: Nachdem gerade erst IBM-Chef Samuel Palmisano einen radikalen Umbau seines Konzerns angekündigt hat, steht nun auch beim zweiten großen amerikanischen IT-Konzern Großreinemachen an.

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Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu Druckersparte von HP steckt in der Krise

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  • Am 24. Juni 2005 um 13:11 von Ralf

    Patronen zu teuer
    Was nutzt es, wenn ich einen Drucker günstig erwerben kann, mir dann aber der Nachkauf einer Patrone den Hals bricht.

    Ich habe HP auf Grund dieser Tatsache nach Jaaaahren den Rücken gekehrt und bin auf Canon umgestiegen.

    • Am 24. Juni 2005 um 18:04 von Tut nichts zur Sache

      AW: Patronen zu teuer
      HP stellt – oder soll ich besser sagen – stellte hervorragende Drucker her.

      Warum soll ich einen neuen HP-LaserJet kaufen, wenn ich für 250EUR einen wenig gebrauchten HP4050N bekomme? Mit Noname-Toner bestückt sind diese Geräte unschlagbar.

      Stattdessen müssen wir Kunden uns mit teuren Patronen herum ärgern, die uns auch noch sagen, wann sie leer sein müssen. Nicht wann sie tatsächlich leer sind.

      Mein HP9000 streikt nach 20.000 Seiten beim besten Druckbild! Dabei beträgt die Deckung nur 0,05%. Wir lasern halt nur Adressen auf die Bögen. Warum müssen wir 95% volle Patronen wegwerfen?

      HP macht es nicht anders als Lexmark, Epson und andere. Man will am Kunden zuviel verdienen. Dabei ist der Hohn, dass HP die Laser-Druckwerke gar nicht selbst herstellt. Die scheinen wohl von CANON zu kommen. Wo bitteschön ist der Mehrwert von HP in den vergangenen Jahren geblieben, für den man gerne ein paar Tausender ausgegeben hat.

      Fehlanzeige!

      Ich kaufe meine Drucker gebraucht bei eBay oder kaufe gleich Kyocera. Da kostet der Drucker etwas mehr, aber der Toner ist deutlich preiswerter. Man kann sich sogar die Mühe machen, und den Toner flaschenweise über die Kopierer-Sparte erwerben. Dann wird der Ausdruck noch billiger.

      Gruß

  • Am 24. Juni 2005 um 13:23 von Max

    schlimme HP-Kunden
    Willkommen in der Marktwirtschaft – HP!

    Es reicht nun eben doch nicht, sich auf den hohen Gewinnmargen auszuruhen und zu meinen der Kunde ist so unflexibel zu erkennen, das er duch überhöhte Druckkosten abgezockt wird. Nur dann ein Unverständnis an den Tag zu legen – von Seiten der HP-Geschäftsriege, das dieses Geschäft doch so brutal geworden sei – ist mir andererseits vollkommen unverständlich. Was hat denn die letzten Jahre ein HP-Kunde denken müssen – wie "brutal" das Drucken mit diesen Geräten geworden ist??? In diesem Sinne – weiterso liebe Drucker-Kunden…

  • Am 24. Juni 2005 um 19:03 von Thomas Rothe

    Nicht brutal genug …
    … ist das Geschäft offenbar für Canon. Die stellen preiswerte Drucker her und verkaufen nicht ganz billige Tinte dafür. Aber sie überziehen nicht jeden Fremdanbieter für Tinte mit einer Flut von Patentklagen. So kann der mündige Verbraucher selbst entscheiden ob er unbedingt die Originaltinte braucht oder lieber seine Druckkosten minimiert. Wenn sich HP dieser Philosophie anschließt ist schon der Großteil des Marktanteils gerettet.

    • Am 2. Juli 2005 um 15:29 von zapzap

      AW: Nicht brutal genug …
      volle Zustimmung !!!

      Ergänzend zuerwähnen wäre auch der das Fotopapier, da ist Cannon der preiswerteste Anbieter.

  • Am 26. Juni 2005 um 8:47 von Mario

    Was nicht mit Patronen wird mit Druckköpfen verdient
    Ich (bin) war bisher HP-Fan, doch wie HP bei den Patronen "abzockt"- und z.B. beim HP Officejet 145d noch zusätzlich für separate Druckköpfe zur Kasse bitten, ist modernes Raubrittertum. Dieser Bedarf stand nirgends beim Kauf. Auch die Ansteuerung von "Geisterhand" über das integrierte FAX-Modem – durch "HP" hinterlässt einen schalen Beigeschmack. HP tut gut daran, seine Kunden – nicht mit überissenen Preisen im Zubehörbereich zu vergraulen. Die "Konkurrenz" schläft nicht und deren Preise (Canon/Oki usw.) lassen aufhorchen.

  • Am 26. Juni 2005 um 14:15 von Rincewind

    Abzocke ?
    Langsam stinkt mir die ganze Diskussion. Sicherlich wollen und müssen die Hersteller Geld verdienen. Immerhin beschäftigen sie tausende Arbeitnehmer. Und die wollen pünktlich ihre Gehälter haben und jedes Jahr auch noch mehr. Wie soll das finanziert werden? Sollten wir nicht mal bei uns anfangen nachzudenken? Es ist doch kaum noch jemand bereit, für einen Tintenstrahldrucker 200 oder 300 € auszugeben. Jeder verlangt, daß die Geräte immer billiger werden. Aber die Tinte/Toner soll auch nichts kosten. Wie soll das gehen? Jeder der etwas von BWL versteht, sollte das wissen! Natürlich ist es auch nicht Ok, wenn die Hersteller abzocken. Aber das machen doch alle, nicht nur HP!

  • Am 26. Juni 2005 um 17:37 von HD

    970 CXi
    Das war der Drucker, den ich mal kaufte. Und das war kein Billigdrucker, der kostete mal schlappe 650 Deutsche Mark.

    Als die ersten Patronen lerr waren, hat mich fast der Schlag über die Frechheit von HP bezgl. der Preise für die Ersatzpatronen getroffen. Habe das Teil zu 50% des Neupreises in Ebay verschleudert, praktisch unbenutzt.

    Zwischenzeitlich drucke ich zu Spottpreisen mit meinem Epson Photo 890 und bin bestens zufrieden.

    HP hat sich das selbst zuzuschreiben, auch wenn die Großkopferten meinen, das Volk sei zu dumm, das zu merken.

    HD

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