Infineon hat Börsenpläne für Speicherchips

Formale Entscheidung über die Emission ist noch nicht gefallen

Der Münchener Chiphersteller Infineon prüft einen Börsengang seiner Speicherchipsparte. In Branchenkreisen hieß es, die Emission des Geschäftsfelds sei bereits im Herbst möglich. Kreisen zufolge stehen die Planungen erst am Anfang. Die Sparte erwirtschaftet rund 40 Prozent des gesamten Umsatzes der früheren Siemens-Tochter. Allerdings hat das Geschäftsfeld in den vergangenen Jahren zum Teil hohe Verluste eingefahren. Zudem gilt der Markt als sehr schwankend. Damit hatte bereits Siemens vor fünf Jahren den Börsengang seiner Chipsparte begründet.

Eine formale Entscheidung über die Emission ist dem Vernehmen nach noch nicht gefallen. Der Aufsichtsrat sei nicht offiziell informiert. Wie in den Kreisen verlautete, stehen die Planungen am Anfang. „Das ist alles noch sehr frisch“, hieß es. Den Informationen zufolge soll der für die Sparte zuständige Vorstand Andreas von Zitzewitz Chef des neuen Unternehmens werden. Ein Infineon-Sprecher wollte sich zu dem geplanten Börsengang nicht äußern. Es gebe zur Speichersparte „nichts Neues zu sagen“. Der Sprecher ergänzte aber, dass „Überlegungen zur Optimierung der Unternehmensstruktur ein normaler Bestandteil der Unternehmensplanung“ seien.

Sollte es zu der Emission kommen, würde Infineon-Chef Wolfgang Ziebart einen Strategieschwenk vollziehen. Bislang hatte der Manager lediglich kleinere Geschäftseinheiten veräußert, um Infineon auf Kurs zu bringen. Von einem einschneidenden Schritt wie der Trennung vom Speichergeschäft war nicht die Rede.

Die Speicherchipsparte stand schon im Frühjahr 2004 auf dem Prüfstand. Damals entschied sich der Konzern jedoch gegen einen Verkauf. Sie sei Teil des Kerngeschäfts, teilte Infineon mit. Sollte Infineon seinen Plänen umsetzen, würde die frühere Siemens-Tochter dem Beispiel vieler Wettbewerber folgen, die sich schon vor Jahren von den so genannten Drams verabschiedet haben. Von den zehn größten Chipfirmen weltweit stellen nur noch Samsung und Infineon Drams her. Der koreanische Samsung-Konzern ist Marktführer auf diesem Gebiet und genießt deshalb eine Sonderstellung, die sich in vergleichsweise hohen Gewinnen niederschlägt.

Viele andere verbliebene Dram-Produzenten hatten in den vergangenen Jahren jedoch mit tief roten Zahlen zu kämpfen, weil die Preise weit unter den Produktionskosten lagen. Der koreanische Infineon-Rivale Hynix konnte nur durch die Hilfe staatlicher Banken vor dem Bankrott gerettet werden. Auch Infineon musste hohe Verluste im Dram-Geschäft hinnehmen.

Das Speichergeschäft stand bei Infineon deshalb in der Vergangenheit regelmäßig auf dem Prüfstand. „Es hat bei Infineon immer solche Planspiele gegeben“, sagt Dieter Scheitor, der für die IG Metall im Aufsichtsrat sitzt. Trotz der Verluste ist Scheitor jedoch gegen eine Abspaltung: „Ein integrierter Konzern hat viele Vorteile.“ Ähnlich hat im Frühsommer 2004 Infineon selbst argumentiert. Damals entschied sich der Konzern dagegen, die Speicher zu verkaufen. Sie seien Teil des Kerngeschäfts, teilte Infineon mit und verwies auf die Synergien mit den anderen Bereichen.

Sollte es zu einem Börsengang kommen, wäre dies die Verwirklichung des ursprünglichen Plans des früheren Vorstandschefs Ulrich Schumacher. Er scheiterte aber mit dem Projekt an internen Widerständen und musste den Konzern im März 2004 überraschend verlassen.

Das Geschäft mit Speicherchips gilt als ausgesprochen schwierig. In guten Zeiten verdienen die Hersteller zwar viel Geld, in schlechten Zeiten können jedoch enorme Verluste auflaufen. So hat Infineon im Jahr 2000 mit Drams einen Rekordgewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 1,3 Mrd. Euro eingefahren. In den zwei Geschäftsjahren danach musste die Firma Verluste von insgesamt 1,5 Mrd. Euro hinnehmen. Seither fuhr die Sparte vergleichsweise magere Gewinne ein. Zuletzt erwirtschaftete der Bereich einen Quartalsgewinn von 17 Mill. Euro bei einem Umsatz von 633 Mill. Euro.

Infineon gehört zu den fünf größten Speicherherstellern der Welt. Größte Wettbewerber sind Samsung und Hynix aus Korea sowie die US-Firma Micron. Branchenbeobachter halten neben einem Börsengang auch den Verkauf an eine Beteiligungsgesellschaft für möglich. Zudem könnte sich Infineon mit einem Partner aus der Chipindustrie zusammenschließen.

Abspaltungen zur Verbesserung der Bilanz sind in der Halbleiterbranche nicht außergewöhnlich. So hat der US-Konzern AMD bereits angekündigt, seine Speicher-Sparte noch dieses Jahr an die Börse zu bringen. Allerdings stellt AMD keine Drams her, sondern Flash-Speicher, wie sie in Handys verwendet werden. Wegen des hohen Preisdrucks auf diesem Markt verlor AMD zuletzt viel Geld mit diesem Geschäft.

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