Wer braucht schon Fortschritt?

Wenig Interesse am Fortschritt gibt es auch beim Online-Shopping. Mit schwarzen Listen, Business-Intelligence-Lösungen und Schufa-Rückfragen sichern sich die Händler gegen Kreditkarten-Betrüger ab. Dabei gäbe es sichere Verfahren wie etwa Kartenleser für Rechner. Doch so groß können die Verluste durch Kreditkartenbetrug gar nicht sein, dass Banken und Online-Händler sich zur Subventionierung von sicheren Bezahlmethoden durchringen – zumal die Beweislast in aller Regel beim Kunden liegt.

Aber es gibt noch Fortschrittsträger: In vielen Studien hat die Konsumgüterindustrie festgestellt, dass wir unsere Wohnung vernetzen möchten – weil die IT-Branche behauptet, es könne jetzt gehen. Von den Schwierigkeiten der Anwender in ihrem Heimbüro, die drahtlose Verbindung zwischen Telefonleitung, Router, PC und Drucker herzustellen und sicher zu konfigurieren, lassen sich Herren von Microsoft, Philips, HP und Co. in ihrer Schwärmerei vom vernetzen Heim nicht stören. Es sind dieselben Herren, die es sich vermutlich verbitten würden, dass ihre Kids während der Sportschau am Fernseher per Videotelefonat mit ihren Freunden konferieren oder Musikvideos aus dem Netz auf den Fernseher laden. Auch ohne multimediale Funktionen ist der Zugang zur Glotze meist derart umstritten, dass der Familienfriede oft nur mit Hilfe von Videorekorder und der Anschaffung von Zweit- und Drittgeräten aufrecht zu erhalten ist.

Gleichgültig, ob dieser neue Hype einschlägt oder floppt, wir müssen uns darauf gefasst machen, demnächst nur noch Fernseher mit digitalem High-Definition-Format, Netzwerk-Schnittstelle, eingebautem Decoder und einem abgespecktem Betriebssystem kaufen zu dürfen. So einfach haben wir uns Home-Entertainment immer gewünscht.

Aber der Fortschritt hat noch nie gefragt, ob man ihn braucht.

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