Gates‘ Geduld zahlt sich nach 16 Jahren aus

Bildagentur Corbis wirft endlich Gewinn ab

Bill Gates will endlich Geld verdienen. Nein, nicht mit Microsoft. Der von ihm gegründete Softwarekonzern schwimmt in Milliarden. Gates hat vielmehr den ersten Gewinn seiner Bildagentur Corbis vor Augen. Erstmals erwartet das Unternehmen im laufenden Jahr einen positiven operativen Cash-flow. Fast 16 Jahre musste Gates darauf warten. „Ich glaube nicht, dass die Börse so viel Geduld gehabt hätte“, sagte der reichste Mann der Welt in New York.

Bisher galt die defizitäre Corbis eher als Hobby des Microsoft-Gründers. Denn obwohl Corbis mehr Fotos im Bestand hat als der Erzrivale Getty Images, schreibt dieser seit Jahren schwarze Zahlen. Zu den 70 Millionen Corbis-Fotos gehört unter anderem das weltberühmte Archiv des Leipzigers Fotografen Otto Bettmann. Dessen Werke hat Gates zur besseren Konservierung in einem Berg in Pennsylvania verschlossen. Getty Images, die Agentur des Milliardenerbes Mark Getty besitzt zwar nur 45 Millionen Bilder, ist aber mit einem Jahresumsatz von zuletzt 523 Millionen Dollar etwa dreimal so groß wie Corbis.

Nun holt Gates Firma jedoch auf. Die Erlöse stiegen im vergangenen Jahr um 22 Prozent auf 170 Millionen Dollar. Durch die Übernahme der Düsseldorfer Fotoagentur Zefa kommen weitere 41 Millionen Dollar hinzu. „Zefa passt hervorragend zu uns“, sagte Gates. Die Düsseldorfer sind besonders stark in der Mode- und Werbefotografie. Ein Bereich, in dem Corbis besonders kräftig wächst und den das Unternehmen ausbauen will. Bereits heute macht Corbis drei Viertel seines Geschäfts mit Firmenkunden, den größten Teil davon mit Werbeagenturen.

Gates verbringt als Chairman zwar nur „40 bis 50 Stunden pro Jahr“ mit Corbis-Angelegenheiten. Dennoch ist ihm die Firma sehr wichtig. „Als ich 1989 das Unternehmen gründete, hatte ich die Vision, dass die Digitalisierung die Welt der Bilder revolutionieren wird“, sagt er. Der Visionär hat Recht behalten. Ob im Verlagswesen, der Werbewirtschaft, auf Mobiltelefonen, Computer- oder Fernsehschirmen – die Bilderwelt ist digital geworden. Gates selbst nutzt das Corbis-Archiv, um auf den 30 Bildschirmen seines Hauses in Seattle jede Woche neue Motive aufzurufen. „Mein Sohn liebt LKWs und Flugzeuge. So kann ich ihm eine Boeing 747 zeigen“, sagt der 49jährige. Er selbst umgibt sich am liebsten mit Bildern alter Filmstars.

Mit der digitalen Nutzung der Bilder sind aber auch die Bildrechte immer wichtiger geworden. Hierauf hat sich Corbis spezialisiert. Die Agentur sichert sich nicht nur ihre eigenen Urheberrechte, sondern bietet diesen Service auch ihren Kunden an. So verwaltet Corbis zum Beispiel die Rechte für die Bilder von Andy Warhol. Das Unternehmen hat außerdem ein digitales Wasserzeichen entwickelt, um die Spur seiner Bilder im Internet zu verfolgen.

Trotz der Gewinnaussichten will Gates von einem Börsengang für Corbis nichts wissen. „In den nächsten drei Jahren wollen wir erst einmal unsere Geschäftsziele erreichen“, sagt er. Dazu gehört vermutlich auch, dass sich die nicht unbeträchtlichen Investitionen des Eigentümers endlich amortisieren sollen.

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