Deutschland verschläft die wahren Innovationen

"Wir brauchen Innovationen, die in die Breite gehen, die einen Massenmarkt generieren" – Beispiel MP3 oder Digital Radio Mondiale (DRM). Trotz weltweiter Spitzenstellung in Sachen Forschung herrscht hierzulande ein negatives Klima für neue Geschäftskonzepte – dabei sind die Bedürfnisse der Deutschen durchaus bekannt.

Der Präsident des Europäischen Patentamtes, Alain Pompidou, hat deutschen Forschern und Technikern zu Weihnachten große Innovationskraft bescheinigt. „Innerhalb der EU führen die Forscher und Erfinder aus Ihrem Land mit Abstand“, sagte der Franzose in einem Interview des Nachrichtenmagazins „Focus“. „Im globalen Vergleich liegt Deutschland meist vor Japan und hinter den USA an zweiter Stelle.“ Eine „besondere Stärke“ der deutschen Wissenschaftler sei die Chemie. Aber auch die Physik, das Ingenieurswesen, die Halbleitertechnik und die Biotechnologie brächten sehr viele Patente hervor.

Aber selbst neue Höchststände bei Entwicklungen und Patenten reichen nicht aus, wenn die Visionen für kommerzielle Umsetzungen fehlen. „Heute existiert in Deutschland ein ausgesprochenes Negativ-Klima für neue Geschäftskonzepte. Wagniskapital fehlt grundsätzlich auf dem deutschen Markt, und die Banken finanzieren nur eigenkapitalstarke Unternehmen, die in berechenbare und somit bereits erprobte Geschäftskonzepte investieren. Komme ich aber als Unternehmer mit der Idee für neue Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle, werde ich nicht finanziert“, moniert Michael Sander, Geschäftsführer der TCP Terra Consulting Partners GmbH in Lindau am Bodensee.

Als Beispiel für das Unvermögen der deutschen Wirtschaft, neue Entwicklungen in marktfähige Produkte umzusetzen, führt Sander Lösungen des Fraunhofer-Institut für integrierte Schaltungen (IIS) in Erlangen an. Am Fraunhofer IIS etwa wurde MP3 entwickelt, der weltweit führende Standard zur Komprimierung und Datenreduktion von Audio-Daten. Das aktuell größte Geschäft mit MP3 macht derzeit aber der amerikanische Computerhersteller Apple. Das Geschäft mit dem kleinen MP3-Player Ipod erbrachte im letzten Geschäftsjahr fast 250 Millionen Dollar Umsatz.

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4 Kommentare zu Deutschland verschläft die wahren Innovationen

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  • Am 3. Januar 2005 um 19:53 von Achim Enz

    Deutschland verschläft wahre Innovationen
    Der Author hat recht, Deutschland investiert in keine neuen Innovationen. Durch Basel II, der Zins-Freibrief für die Banken, die schlecht geredete Wirtschaft mit dem Resultat der hohen Arbeitslosigkeit und der Ideenlosigkeit der Politik, sind den Innovationsträgern, dem Mittelstand die Hände gebunden. Es ist einfach schwer möglich Investitionen in einem grossen Rahmen zu starten, wenn nicht ein grosser Geldtopf vorhanden ist. Die Banken werden kapitalschwachen Unternehmen das Licht ausdrehen, wenn keine kurzfristigen Erfolge in Sicht sind. Das neue staatliche Programm zur Förderung von Unternehmen ist mit einem Bedingungssatz: …der Zinssatz der Fördergelder werden nach der Bonität der Unternehmen durch die Banken bestimmt… zur Lächerlichkeit verkommen. Der wahre Pioniergeist erlischt spätestens beim betreten der Bank. Sorry, aber wenn wir uns weiterhin von Bankmenschen ohne eigenen Verstand und Politikern, die nur um ihre Daseinsberechtigung kämpfen abhängig sind dann gute Nacht Deutschland magst wohl schlafen.

    • Am 3. Januar 2005 um 21:27 von schnarchnase

      AW: Deutschland verschläft wahre Innovationen
      Na da schlaf ich aber schlecht…

    • Am 5. Januar 2005 um 10:31 von only time can tell!

      AW: Deutschland verschläft wahre Innovationen
      Sie haben vollkommen recht!

      Als Mittelständler bin ich für innovative Investitionen meiner 10 Jahre alten(jungen) Firma bei Deutsche Bank, Volksbank, Dresdner Bank und Sparkasse gewesen, alles Banken, mit denen wir schon geschäftlich tätig waren.

      Die Kreditinstitute sind an den zinsverbilligten Programmen ""überhaupt nicht"" interessiert und versuchen einem statt dessen überteuerte Rahmenkredite aufzuschwatzen (natürlich auch nur gegen dingliche Sicherheiten) und, obwohl jeder von denen weiß, daß man mit kurzfristigem Geld nicht langfristig planen darf!

      Zwischenbilanz: durchschnittliche Zusathkosten, abweichend von den staatlich ""Vorgaben!?"", bis zu 6~7 Prozent!!!

      Außerdem soll man sich "bis aufs Hemd" ausziehen und sogar seine letzten Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse zur Bewertung den "Bankkaufleuten" (Lehrberuf = 3½ Jahre Lehrzeit!) offenlegen (preisgeben), und da sind wirklich ganz, ganz dumme und dreiste Typen dabei!

      Da habe ich die "Notbremse" gezogen.

      Meine Firma ist jetzt im Ausland ansässig und die deutsche GmbH in der Abwicklung.

      Wir haben auf sehr allgemeine geschäftliche Referenzen hin, sofort staatliche Hilfen und ein attarktives neues Gebäude mit guter Infrastruktur bekommen können.
      Der Betrieb ist auf Jahre steuerbefreit und wir erhalten nennenswerte Exportzulagen.

      Die einzige, zusätzliche Administration bestand darin, einen relativ progesiven Beschäftigungsplan für die nächsten fünf Jahre aufzustellen.

      Die neuen Mitarbeiter sind gebildet und respektieren die 45-Stunden Wochenarbeitszeit für 3/5 der Personalkosten. Sie sind ausnahmslos sehr engagiert, und noch wichtig, es gibt keine Mimosen und Querköpfe mehr, die man nicht schnell wieder los werden kann.

      Ich denke überhaupt nicht mehr an die schlaflosen Wochen zu den Entscheidungen.

      Ich bitte hier um Verständnis anonym zu bleiben!

  • Am 19. Januar 2005 um 21:42 von Neckermann

    Wer zu spät kommt……
    Dieser Artikel spricht ein klare und vor allem wahre Sprache. Als Jungunternehmer durfte ich mit meinem nahezu kokurenzlosen und innovativem Dienstleistungkonzept erfahren wie unternehmerische Ambitionen in diesem Lange vernichtet werden.

    Es herrscht eine Doppelmoral die ich so noch nicht erlebt habe. Während von öffentlicher Seite mit Kampangen und Mitteln versucht wird, dass Unternehmertum zu fördern, um nicht zuletzt Arbeitsplätze zu schaffen, blockieren die Finanzinstitute diese Bestrebung systematisch. Es ist schon ein Hohn, dass öffentliche Mittel für die Unternehmendgründung über die Hausbank beantragt werden müssen. Diese lehnt nämlich eine Beantragung solcher Mittel i.d.R. kategorisch ab, weil die Abwicklung nicht genug Rendite verspricht. Fein raus sind unsere Herren Politiker, die ja bereitwillig Mittel zur Verfügung stellen, welche dann aber nicht genutzt werden, weil sich die Zwischeninstanz verweigert.

    Als Jungunternehmer kommt man sich in diesem Lande vor wie ein Bittsteller der sich glücklich schätzen darf wenn ihm auch nur das Gehör der Herren Bänker zu Teil wird.

    Das wohl traurigste Beispiel ist gar die Sparkasse Bremen. Diese ist ohne die Zahlung einer erheblichen Gebühr für die Prüfung von Geschäftsplänen und Vorkalkulationen nicht gewillt auch nur einen Gesprächstermin zu vereinbaren. Um so trauriger ist es, dass ein solches Unternehmen gar in Zusammenhang mit nahmhaften Gründerinitiativen auftritt und sich gar als besonders unternehmerfreundlich darstellt.
    Unternehmerfreundlich sind dann gar auch Banken wie die Dresdner Bank, Postbank und Bremer Landesbank, die sich immer über Unternehmer freuen, aber nur wenn deren anfänglicher Jahresumsatz mindestens 500 000 € beträgt.

    Es macht in diesem Lande keinen Spaß Arbeitsplätze zu schaffen. Man kommt sich vor wie jemand der sich selbstständig macht um nicht die Arbeitslosenstatistik zu belasten, und ansonsten nur auf der Jagd nach schnellem Profit ohne Moral und unternehmerische Vision ist.

    Lieb Vaterland magst ruhig sein…und Deine Chancen verschlafen…

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