Deutsche haben bei Nanotechnologie einige Informationslücken

"Noch ist Zeit, das Thema positiv zu besetzen"

Die Deutschen wissen nur wenig über Nanotechnologien – dieses besagt zumindest eine Studie von Kommpassion. Nach Ansicht einiges Kommunikationsberaters sollte sich dieses Ergebnis allerdings schnell ändern. Im Vergleich mit anderen Schlüsseltechnologien fühlten sich die Deutschen über Nanotechnologie mit Abstand am schlechtesten informiert, sagt Christian Westhoff, Kommunikationsberater bei Kommpassion. Er fordert Politik und Wirtschaft auf, diese Informationslücke schnell zu schließen.

„Noch ist Zeit, das Thema positiv zu besetzen“, sagt Westhoff. Bei der Vorstellung der Nanotechnik sollten Forschung und Industrie das Potenzial der neuen Technik aufzeigen, gleichzeitig aber die Risiken nicht verschweigen, rät der Kommunikationsexperte.

Nanotechnologien kommen beispielsweise in Form von ultrafeinen Partikeln bereits heute in zahlreichen Produkten zum Einsatz, ohne dass dies den Verbrauchern bewusst ist. Selbstreinigende Oberflächen in Duschen oder Waschbecken erleichtern das Saubermachen; Nanopartikel in Sonnencremes schützen vor einem Sonnenbrand. Darüber hinaus verbessern Rußteilchen in Autoreifen die Abriebeigenschaften und Metallpartikel beschleunigen als Katalysatoren chemische Prozesse.

Innerhalb des nächsten Jahrzehnts werden eine Vielzahl weiterer nanotechnologischer Produkte marktreif sein, deren Entwicklung bereits jetzt weit fortgeschritten ist oder zumindest erfolgreich begonnen hat. „Damit beginnt auch für die öffentliche Diskussion eine neue Phase, in der immer öfter nach potenziellen Risiken gefragt wird“, sagt Westhoff. Jetzt könnten die Akteure noch mit den Vorzügen der neuen Technologie punkten. Wenn die ersten Problemfälle bekannt würden, geriete die Nanotechnologie in die Defensive, wie es bei der öffentlichen Diskussion um Atomenergie und Gentechnik geschehen sei, warnt Westhoff.

Das Forschungsministerium hat – wie es scheint – das Informationsdefizit rund um die neue Schlüsseltechnologie bereits erkannt. Seit Ende Januar tourt ein „Nanotruck“ durch die Republik. Zahlreiche Exponate, darunter Messgeräte, die Atome sichtbar machen und Materialien mit verblüffenden Eigenschaften, vermitteln anschaulich die faszinierende Welt der Nanotechnologie. Der Truck wird auf seiner Tour von Wissenschaftlern begleitet, die Fragen der Besucher aus erster Hand beantworten. „Die Resonanz ist so groß, dass überlegt wird, den Nanotruck auch 2005 und 2006 weiter fahren zu lassen“, sagt Ralf Fellenberg, der als Experte für Nanotechnologie bei der VDI-Technologiezentrum GmbH in Düsseldorf die öffentlichkeitswirksame Aktion betreut.

Aber nicht nur der Truck wirbt für die Schlüsseltechnologie. Eine multimediale Reise in den Mikro- und Nanokosmos im Internet unter www.nanoreisen.de vermittelt einen ersten Eindruck über eine Welt, die man sich nur schwer vorstellen kann. Auf unterschiedlichen Reiserouten kann sich der Surfer in immer kleinere Welten „hineinzoomen“. Mausklick für Mausklick taucht der Nutzer ein in die nächst kleinere Dimension, bis er endlich bei einem Millionstel Millimeter angekommen ist. „Die Animation wurde zwar vor allem für Schulen entwickelt, sie macht aber auch vielen Erwachsenen Spaß“, sagt Fellenberg.

Auch in einem anderen Bereich ist man schon weiter, als die Studie vermuten lässt. „Die Forscher in den Firmen und Instituten müssen von Anfang an neben den Chancen auch die Risiken im Blick haben“, sagt der Experte des VDI Technologiezentrums, Fellenberg. Das sei eine der grundlegenden Voraussetzungen für eine Förderung von Projekten durch das Bundesforschungsministerium.

„Die Diskussion über mögliche Risiken der Nanotechnologie wird längst geführt“, bestätigt Harald Krug, der sich am Institut für Toxikologie und Genetik des Forschungszentrums Karlsruhe schon seit Jahren mit den physikalischen und chemischen Eigenschaften der kleinsten Teilchen und ihren biologischen Folgen beschäftigt. Hinweise auf Risiken aus der Welt des Unsichtbaren gibt es schon fast so lange, wie ultrafeine Stäube bekannt sind. Dabei stellt das Einatmen dieser winzigen Partikel die größte Gefahr dar, das zeigen nicht erst die Studien, die eine Krebsgefahr von Dieselrußpartikeln belegen.

Die Karlsruher Forscher haben ein Zellmodell entwickelt, mit dem sie die Wirkung verschiedener Partikel auf die Lunge untersuchen können. „Unsere Forschungsergebnisse und Einschätzungen finden in der Wissenschaft und Industrie Gehör“, sagt der Karlsruher Umwelttoxikologe. So seien auf Grund der Arbeitsplatzempfehlungen der Toxikologen die Sicherheitsvorkehrungen in vielen Forschungslabors verbessert worden.

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