SAP setzt auf Wachstum statt Rendite

"Beim Produktumsatz gehen wir davon aus, dass wir noch einen drauflegen"

Mit höheren Investitionen will sich der Softwarekonzern SAP für den Wettbewerb mit Microsoft und IBM wappnen. Nicht zum ersten Mal stellt daher Vorstandschef Henning Kagermann die Rendite gegenüber weiterem Wachstum zurück.

„Beim Produktumsatz gehen wir davon aus, dass wir noch einen drauflegen“, sagte Kagermann am Mittwoch in London im Interview mit Reuters. SAP peile im kommenden Jahr erneut zweistellige Zuwachsraten beim Umsatz mit Softwarelizenzen und -wartung an. Das Renditeziel werde der Konzern weniger konkret formulieren. „Ich würde in Kauf nehmen, dass die Margenentwicklung langsamer vorangeht als die Wachstumsentwicklung. Es wäre gefährlich, die Marge weiter hochzubringen und damit Wachstum zu verhindern“, fügte Kagermann hinzu. Im Grundsatz gelte dies auch für 2006.

Mit der im Frühjahr 2004 vorgestellten, internetbasierten Integrationsplattform NetWeaver, die erstmals die Einbindung von Anwendungen anderer Hersteller erlaubt, tritt SAP in Wettbewerb mit den Branchengrößen IBM und Microsoft, die mit „WebShpere“ und „.NET“ eigene Plattformen auf den Markt gebracht haben. Bei Anwendungssoftware zur Unternehmensplanung und -steuerung hatte SAP die Konkurrenz zuletzt weit hinter sich gelassen. Bei den Investitionen werde sich SAP 2005 nach der neuen Konkurrenz und deren Entwicklungstempo richten. „Man muss klar machen, dass man auch hier wettbewerbsfähig ist“, betonte der SAP-Chef.

„SAP NetWeaver“ steht im nächsten Jahr vor der Nagelprobe. Die Plattform werde dann auch als einzelnes Produkt angeboten und nicht nur als Teil des Gesamtpakets „Business Suite“. Alle Softwarelösungen von SAP sollten 2005 auf der Plattform laufen, sagte Kagermann auf einer Investorenkonferenz. Dann werde SAP auch beginnen, die Umsätze von NetWeaver zu messen. „Das wird noch nicht überwältigend sein“, schränkte er im Gespräch mit Reuters ein. Für 2004 hatte sich SAP zum Ziel gesetzt, tausend Referenzkunden für NetWeaver zu gewinnen. Bis dato seien es bereits 1300. Ein Sprecher ergänzte, nur wenige davon nutzten die internetbasierte Plattform bereits voll.

Als erstes Produkt war die Standardsoftware mySAP ERP, die das weit verbreitete SAP R/3 ablösen soll, auf NetWeaver abgestellt worden. Das dritte Quartal habe den Durchbruch für ERP gebracht, nachdem der Verkauf schleppend begonnen habe. „ERP hat richtig abgehoben“, sagte Kagermann. Während SAP den Kunden früher geraten habe, keine eigenen Anwendungen auf SAP-Basis zu entwickeln, sei das mit ERP und NetWeaver nun leicht möglich. Dies gebe SAP zusätzliche Umsatzchancen.

Bis 2007 will SAP alle Produkte auf eine neue „Enterprise Service Architecture“ (ESA) umstellen, die deren Anpassung an einzelne Branchen erleichtern soll. Das kostet Geld: „2005 wird ein Jahr der Investitionen“, sagte Kagermann den Investoren. „Über die Zeit muss sich das natürlich in einer verbesserten Marge ausdrücken“, fügte er an.

Nachdem der Walldorfer Konzern 2003 die Verbesserung seiner Umsatzrendite als oberstes Ziel ausgegeben hatte, hat SAP sich für das laufende Jahr primär ein Umsatzwachstum um zehn Prozent auf die Fahnen geschrieben. Die operative Marge soll dennoch um einen Prozentpunkt auf 28 Prozent steigen.

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