Unisys-Chef Schmitt: „Die Komplexität erschlägt einen“

ZDNet: Dann sehen Sie die Deutschland AG als Hindernis?

Schmitt: Ich sehe das in der Tat als Hindernis. Unser Job ist es nun, dieses Hindernis möglichst schnell zu überwinden. Denn die Firmenkultur deutscher Unternehmen geht neue Wege: Wir reden über Offshoring und Verlagerungen in die neuen EU-Länder, wie zum Beispiel auch über das effiziente Management von weltweiten Lieferketten. Das zwingt jedes deutsche Unternehmen, sich in diese Lieferketten einzugliedern. Das widerspricht eigentlich der typisch deutschen Firmenkultur. Unsere Konsequenz daraus lautet: Wir müssen die Stärken der USA mit den deutschen Tugenden verbinden. Da haben wir bei Unisys in den vergangenen zwei, drei Jahren interessante Lernprozesse durchgemacht.

ZDNet: Welche Lernprozesse meinen Sie?

Schmitt: Wie jedes andere Unternehmen auch waren wir sehr zentriert aufgestellt. Dieses haben wir zugunsten eines dezentralen Ansatzes aufgegeben. Der Blick darf sich aber nicht auf Regionen begrenzen, in unserem Fall auf Deutschland. Die Dimensionen, über die wir hier reden, sind eher durch die EU geprägt. Es gibt ja fast kein rein deutsches IT-Service-/Beratungsunternehmen mehr, europäische wohl. Um dem gerecht zu werden, haben wir beispielsweise in Belgien KPMG Consulting und K Consulting in Spanien übernommen.

ZDNet: Die von Ihnen angesprochenen Lernprozesse bezogen sich aber doch wohl auf die amerikanische Firmenkultur. Was können wir Deutsche davon lernen?

» Wir betrieben schon seit 1994 eines der weltweit größten RFID-Systeme für die US-Armee. Denen sind nämlich nach dem ersten Irak-Krieg mehrere Tausend Container abhanden gekommen. «

Schmitt: Neue technologische Ansätze schneller aufnehmen und umsetzen. Der Blick muss sich mehr auf die Vorteile richten, die durch einen solchen Einsatz entstehen. Der Europäer macht sich zunächst Gedanken über die Risiken. Das amerikanische Denken kombiniert mit europäischem Pragmatismus ergibt eine interessante Mischung.

In den USA greifen aufgrund der geografischen Lage natürlich andere Mechanismen. Die haben zwei Nachbarn, Deutschland zehn. Wir lagen immer in der Mitte von Europa, die europäischen Warenströme laufen seit jeher durch unser Land. Eine Initiative wie sie durch das Department of Homeland Security(DHS) gestartet wurde, wäre bei uns gar nicht möglich. In den USA muss nun jeder Einreisende einen Fingerabdruck hinterlassen. Können Sie sich das in Europa vorstellen?

Themenseiten: IT-Business, Strategien

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Unisys-Chef Schmitt: „Die Komplexität erschlägt einen“

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *