Erste Musik-CD mit Creative Commons-Lizenz

Musiker suchen Mittelweg zwischen strikter Copyrightpolitik und Kriminalisierung

Seit mehr als einem Jahr nimmt die Musikindustrie eine eindeutige Position hinsichtlich des File-Sharings ein und ist bereits gegen mehr als 4500 angebliche Digitalpiraten gerichtlich vorgegangen. Nun aber nehmen 16 bekannte Künstler, von denen die meisten bei den großen Musikunternehmen unter Vertrag stehen, die die Klagen eingereicht haben, an einem Projekt teil, das Musikliebhabern erlauben soll, die neuen Songs zu kopieren und zu tauschen, ohne einen gerichtlichen Gegenschlag zu riskieren.

Laut „Wall Street Journal“ werden nächsten Monat Lieder von den Beastie Boys, David Byrne und 14 anderen auf einer kompilierten CD erscheinen, deren Inhalt online kopiert, remixed oder durch andere Künstler gesampled werden kann. „The Wired CD: Rip.Sample.Mash.Share.“ wurde von Redakteuren aus San Francisco zusammengestellt, als experimentelle Implementierung einer neuen Lizenzart für geistiges Eigentum, der so genannten „Creative Commons“-Lizenz. 750.000 Kopien der CD werden über die November-Ausgabe des Magazins vertrieben, außerdem wird die CD an die Besucher eines Benefiz-Konzerts von David Byrne ausgegeben.

Der Name Creative Commons stammt von der Non Profit-Organisation, die das Konzept für die Lizenz erstellt hat. Sie ermöglicht dem Besitzer eines Copyrights, genau zu erklären welche Rechte er reservieren will und auf welche er verzichtet. Damit steht es in deutlichem Gegensatz zu den typischen Bestimmungen, bei denen der Copyright-Besitzer seinen Anspruch auf alle Rechte erklärt. Im aktuellen Fall erlauben alle 16 Teilnehmer, dass ihre Arbeit im Internet getauscht wird. Die Lizenz wurde von Lawrence Lessig, Professor an der Stanford Law School entwickelt.

Bisher wurde Creative Commons nur unter bestimmten Umständen angewandt. Doch die Tatsache, dass Creative Commons populärer wird, hebt die wachsende Kluft innerhalb der Musikindustrie hervor: Einige Manager halten strikt an den gerichtlichen Verfahren fest, während andere bereits nach Kompromissen suchen, weil sie das File-Sharing als unvermeidbar erkannt haben. Wenn sich Creative Commons noch weiter durchsetzt, könnten Künstler entscheiden, einen Teil ihrer Musik frei übers Internet zu vertreiben, um Konzerte und Merchandising zu promoten und Standard-CD-Verkäufe anzukurbeln. Gerade für Bands, die kommerziell nicht allzu auffällig sind und kaum Sendezeit bekommen, stellt das File-Sharing das Potenzial zum Erreichen Dutzender Millionen Menschen dar.

Chris Anderson, Chefredakteur von Wired, sagte, die Compilation verkörpere den Versuch, einen Kompromiss zwischen „rigidem und aggressivem“ Copyright-Gesetz und Kriminalisierung zu erzielen. Creative Commons wolle das Vakuum zwischen den beiden Extremen auffüllen.

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