Novell-CEO: Die Wahrheit über den Kauf von Suse

ZDNet: Wer genau hat Sie das gefragt?

Messmann: Das kann ich Ihnen nicht verraten (lacht). Jedenfalls war’s einer, dem ein Anteil an Suse gehörte, und davon gab es jede Menge. Nun ja, jedenfalls wussten wir damit, dass Suse zum Verkauf stand. Wir setzten uns zusammen und kamen überein, dass wirklich etwas zu machen wäre. Die Besitzer von Suse wollten verhindern, dass das Unternehmen verschwindet, weil es dann nur noch ein großes Linux gegeben hätte. Das wäre eine Microsoft-artige Situation im Linux-Markt gewesen. Man wollte nicht ein, nicht drei – weil man dann die Hardware für eine weitere Distribution auslegen hätte müssen -, sondern zwei Linux-Distributionen. Also hat man uns sehr ermutigt, den Schritt zu machen. Es wurden also erste Gebote für Suse abgegeben. Zu Beginn sind wir davon ausgegangen, mit 90 Millionen Dollar ganz gut im Rennen zu liegen, aber die Gebote kletterten schnell höher. Als wir 180 Millionen erreichten, waren wir überzeugt das Rennen gemacht zu haben. Red Hat hatte zuletzt 170, 175 Millionen geboten und dann gepasst. Also freuten wir uns, aber am nächsten Morgen hörten wir von dem neuen Gebot über 210 Millionen Dollar.

ZDNet: War das Sun?

Messman: Das kann ich nicht verraten (lacht). Jedenfalls standen 210 Millionen Dollar im Raum. Weil wir aber das Vorverkaufsrecht durch die genannten Eigner zugesichert bekommen hatten, berieten wir uns nochmals und einigten uns schließlich auf besagte 210 Millionen Dollar. Sun, Red Hat und ein oder zwei andere waren an der Auktion beteiligt. Ich denke, Sun wollte, genauso wie Red Hat. Um ehrlich zu sein: Hätten Sie mich früher gefragt, ob ich 210 Millionen Dollar für die Akquisition ausgeben will… nein. Ich glaube schon, dass es ein gutes Geschäft war, aber… Ich rief also bei IBM an und erklärte: „Schaut, ich brauche kein Geld, ich habe selbst einige Millionen Dollar in Cash rum liegen und kann selbst bezahlen. Was ich brauche ist euer Commitment. Das könnt Ihr mir am besten beweisen, indem Ihr in Novell investiert.“ Sie fragten, an wie viel ich denn gedacht habe, und ich sagte „50 Millionen Dollar“. Sie erklärten, in zehn Minuten zurückzurufen. Und das taten sie auch. Nachdem alles vorbei war, erklären sie mir, dass ich auch 100 Millionen Dollar hätte verlangen können. Da sehen Sie, wie wichtig denen das war. Bei HP musste ich nicht so vorgehen: Ich war überzeugt, das die dasselbe getan hätten, schließlich gaben sie mir den Rückhalt, den ich bei der ganzen Bieterei gebraucht habe.

» Hätten Sie mich früher gefragt, ob ich 210 Millionen Dollar für die Akquisition ausgeben will… «

So lief das damals. Dann dauerte es von November, als der Vertrag unterschrieben wurde, bis Februar, als das Geschäft abgeschlossen wurde. Das lag zum Teil an den sehr schwierigen deutschen Gesetzen und das ganze Drumherum.

ZDNet: Und was halten Sie von den Aussagen von Schwartz? (Schwartz sinnierte in einem Interview darüber, was es wohl Wert wäre, das Betriebssystem zu besitzen, von dem IBM abhängig sei. Er zog Parallelen mit der folgenschweren Kooperation zwischen IBM und Microsoft vor mehr als zwei Jahrzehnten. Der Sun-COO geht davon aus, dass IBM auf Novells Suse Linux angewiesen sei, damit Red Hat nicht zu mächtig wird. Diese Einschätzung ist in einem Blog-Posting nachzulesen.)

Messman: Sie wissen, dass Sun Sie nicht kaufen wird, wenn Sie verlautbaren, dass sie es tun wollen. Solche Verlautbarungen würden nur die Gebote in die Höhe treiben, also ist das widersinnig. Wenn die uns kaufen wollten, würden sie es 100prozentig nicht ankündigen.

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