Mitarbeiter stehen neuen Techniken skeptisch gegenüber

Bei ihrer Marktstudie entdeckten die IAO-Wissenschaftler noch ein anderes Phänomen: Akzeptanzprobleme können nicht nur beim Außendienstmitarbeiter sondern auch beim Kunden auftreten. So manch Ansprechpartner reagiere abweisend auf einen VB mit Laptop. Diese Kunden hätten das Gefühl, dass zwischen ihnen und dem Außendienstmitarbeiter eine Barriere entsteht, sobald dieser das Gerät aufklappt. Ritz: „Viele Vertriebsbeauftragte ziehen es deshalb vor, ihr mobiles Endgerät im Auto liegen zu lassen und stattdessen den Bleistift zu zücken.“

Welche Folgen Vorbehalte haben können, erlebt Axel Ronnisch, Partner Account Manager und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei einem großen Computerkonzern, täglich: „Viele Außendienstmitarbeiter füttern die Kollegen aus dem Innendienst entweder nur mit den Daten, die sie für bedenkenlos halten oder sie vergessen die Datenweitergabe von Zeit zu Zeit.“ Ronnisch kennt den Grund für dieses Verhalten. Die Vertriebsprofis hätten schlichtweg Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie zu viele Informationen über ihre Kunden preisgeben – und diese Befürchtung sei ja auch nicht von der Hand zu weisen. Dennoch rät er den betroffenen Mitarbeitern nicht einfach abzublocken, sondern die eigenen Vorstellungen einzubringen und sich auf keinen Fall ein System einfach „par ordre mufti“ verordnen zu lassen.

Den Arbeitgebern wiederum gibt der Arbeitnehmervertreter den Tipp, die Betroffenen frühzeitig in das Projekt einzubeziehen, mit ihnen offen zu kommunizieren und zudem für entsprechende Schulung zu sorgen. Keinesfalls dürften Technik-Einführungen etwas Geheimnisvolles an sich haben. Aus diesem Grund ist, so Ronnisch, jedes Unternehmen gut beraten, bereits in der Planungsphase die Arbeitnehmervertretung einzuschalten: „Stimmen die Betriebsratskollegen der neuen Lösung zu, akzeptieren die Mitarbeiter sie ebenfalls viel leichter.“ Offenheit lohne sich für die Unternehmen noch aus einem weiteren Grund. Der Kölner Vertriebsmann: „Gerade in Zeiten wie diesen beobachten die guten Mitarbeiter sehr genau, wie sich ihr Arbeitgeber gegenüber dem Personal verhält. Unfair taktierende Firmen werden spätestens beim nächsten Aufschwung die Quittung erhalten.“

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1 Kommentar zu Mitarbeiter stehen neuen Techniken skeptisch gegenüber

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  • Am 5. Juli 2004 um 15:58 von George Migge

    Zu viel oder zu wenig Betriebsrat
    Zitat aus dem Artikel:
    "Gerade in Zeiten wie diesen beobachten die guten Mitarbeiter sehr genau, wie sich ihr Arbeitgeber gegenüber dem Personal verhält. Unfair taktierende Firmen werden spätestens beim nächsten Aufschwung die Quittung erhalten."

    Nicht nur dies ist wahr. Auch die Firma wird sich sehr genau ansehen, wer der Vertriebler gegen eine neue Software opponiert. Denn ohne Durchblick geht es mit der Firma langfristig bergab. Viele Betriebsräte blocken solche Systeme mit dem Hinweis auf individuelle Mitarbeiter-Überwachung. Wenn man diese Systeme aber nicht einführt, geht die Firma den Bach runter. Lieber überwacht in einer überlebenden Firma als beschützt arbeitslos.

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