SAP und Microsoft: Neue Marktmacht ohne Trauschein

Die Megafusion von SAP und Microsoft ist gescheitert. Die Begründung: Zu komplex wäre die Zusammenführung und die Integration der beiden Companys gewesen, so der offizielle Teil.

Ganz zu schweigen vom Wörtchen, das die Kartellbehörden mitgesprochen hätten. War’s das nun? Zurück an die Arbeit? Irgendwie bleibt bei der Sache jedoch ein schaler Beigeschmack. Der „Vorgang“ wirft ein paar Schlaglichter.

Auch wirkt die Begründung für das plötzliche Coming-Out ziemlich gequält: Weil die Justiz in Sachen feindlicher Übernahme von Peoplesoft durch Oracle ermittelt, befürchtete man in Redmond und Walldorf, dass das Fensterln hätte auffliegen können. Doch wäre das überhaupt passiert und wenn: was hätte es geändert? Die Verhandlungen beider Schuster führen eher zu dem Schluss, dass sie erkannt haben: sie hätten lieber bei ihren Leisten bleiben sollen, die da heißen: Anwendungssoftware von SAP und Betriebssysteme, Office-Anwendungen und Entwicklungssysteme aus dem Hause Microsoft.

Doch beide wildern kräftig in den Revieren des anderen: So versucht sich Microsoft als Lieferant von ERP-Lösungen und SAP baut mit NetWeaver eine neue Softwarearchitektur und liefert künftig verstärkt Entwicklungswerkzeuge, die sich auch außerhalb der SAP-Welt einsetzen lassen sollen. Was liegt da näher als eine Elefantenhochzeit? Doch die ist erst Mal vom Tisch. Nach dem Scheitern der Verhandlungen, besteht jedoch nun die unterschwellige Gefahr, dass sich die beiden den Softwaremarkt aufteilen – auch ohne Trauschein.

Als sich Ex-SAP-Vorstand und Unternehmensgründer Hasso Plattner und Microsofts CEO Steve Ballmer vor rund sechs Monaten das erste Mal trafen, wussten sie was passiert:

  1. Die Kartellwächter wären bei einer Fusion auf den Plan gerufen worden und wie Analysten heute wissen, hätten sie einem Merger wohl niemals zugestimmt – eine Erkenntnis, die sich aus der versuchten Übernahme von Peoplesoft von Oracle derzeit herauskristallisiert.
  2. SAP nimmt, da es den Flirt mit Microsoft zugelassen hat, salopp gesagt die schlechte Stimmung im Lager der großen Partner wie IBM, HP und SUN billigend in Kauf. Bei einer Fusion hätte man IBM – das vor Jahren ebenfalls schon einmal Interesse an den Walldorfern zeigte – quasi den Fehdehandschuh hingeworfen.

Angesichts dieser vorher bekannten Risiken hätte der Flirt höchstens ein One-night-stand sein dürfen und SAP sollte bemüht sein, ein Gleichgewicht zwischen seinen Partnern zu halten. Insbesondere zwischen Microsoft und IBM, die einzigen IT-Unternehmen, die SAP nach eigenem Bekennen respektiert – oder besser gesagt fürchtet?

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