Osteuropas IT-Profis: Keine Gefahr für deutsche Kollegen

Volker Müller, Pressesprecher des Branchenverbands Bitkom, glaubt ebenfalls nicht an den großen Run gen Westen. Auch Lohndumping sei nicht zu befürchten. Schließlich werde jeder ausländische Computerfachmann zu deutschen Bedingungen und nach vergleichbaren Einkommen deutscher Arbeitnehmer beschäftigt. Seiner Meinung nach sollte den hiesigen High-Tech-Mitarbeitern etwas anderes zu denken geben – wie hervorragend qualifiziert und motiviert ihre Kollegen aus Ungarn oder Polen sind.

Für die deutschen Unternehmen, so Müller, ist die Osterweiterung prinzipiell von großem Vorteil. Nicht nur, dass sie ihnen interessante Perspektiven biete, auch das Angebot der klügsten Köpfe komme den Firmen zugute. Allerdings hofft der Bitkom-Vertreter, dass die EU-Erweiterung zu einem Denkanstoß führt: „Uns muss klar werden, dass spätestens jetzt sowohl die deutschen Unternehmen als auch der Staat, verstärkt in Bildung und Weiterbildung investieren müssen.“ Die Bundesrepublik Deutschland könne es sich auf keinen Fall leisten, auf Erreichtem auszuruhen. Müller: „Die osteuropäischen Länder wissen, dass sie mit ihren Lohnkosten in Kürze nicht mehr mit Russland oder China konkurrieren können. Also setzen sie verstärkt auf Bildung, Innovation und Forschung – daran sollte sich Deutschland ein Beispiel nehmen.“

Trotz sonstiger Unstimmigkeiten – in punkto übertriebener Panikmache stimmt Dieter Scheitor, Leiter des IT-Bereichs bei der IG Metall, dem Bitkom-Mann zu: „Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.“ Als Grund nennt er die Mentalitätsprobleme. Sie hätten bei den Offshore-Aktivitäten bereits des öfteren dazu geführt, dass deutsche Unternehmen ihre Aktivitäten in so genannten Billiglohnländern wieder einstellten. Ein Beispiel sei EDS. Das Unternehmen hätte seine Call-Center-Jobs aufgrund mangelnder Qualität aus Osteuropa nach Deutschland zurückgeholt. In der Tat häufen sich Medienberichte über gescheiterte Offshore-Engagements deutscher Firmen. Der IG-Metall-Experte ist deshalb überzeugt, dass sowohl Qualitäts- als auch Sprach- und Mentalitätsprobleme das Auswandern deutscher IT-Projekte genau so wie das Einwandern osteuropäischer Computerprofis nach Deutschland im großen Stil verhindern werden.

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