Red Hat auf dem Weg zum Konsumenten-Linux

Insgesamt wird deutlich, dass der amerikanische Linux-Distributor sich nur mit höchster Vorsicht an die Eroberung der Desktop-PCs macht. Die Gründe liegen auf der Hand. Während bei der Ablösung von Unix-Servern der Kostenvorteil von Linux auf der Hand liegt, schneidet das Open-Source-Betriebssytem beim Vergleich der Total Cost of Ownership (TCO) mit Windows-Systemen weit schlechter ab. Hinzu kommt, dass Red Hat wegen seiner hundertprozentigen Open-Source-Strategie weit weniger Anwendungen und Tools vorweisen kann als das Windows-Lager. Hier zeigen sich die Vorteile der Mischstrategie des Hauptkonkurrenten Novell/Suse, der proprietäre Tools insbesondere für Netz- und System-Management mit dem quelloffenen Linux bündelt.

Von vielleicht noch größerer Bedeutung ist, dass das Linux-Geschäftsmodell der kostenlosen Software mit kostenpflichtigen Service Desktop-Bereich problematisch wird. Paul Salazar, bei Red Hat Director of Marketing EMEA: „Unser Geschäftsmodell ist, dass wir für Open-Source-Software gegenüber unseren Kunden Verantwortung übernehmen“. Deshalb sind Unternehmenskunden, auf die sich Red Hat derzeit noch konzentriert, durchaus bereit in den Support der vergleichsweise geringen Zahl unternehmenskritischer Server und Entwickler-Workstations zu investieren. Doch nach Schätzungen der Gartner Group kommen auf 5,8 Millionen Server rund 186,4 Millionen stationäre und mobile PC-Arbeitsplätze. Selbst wenn der Support dieser Desktop-Systeme nur einen Bruchteil von dem der Server kostet, käme hier eine Kostenexplosion auf die Unternehmen und eine Flut von Aufgaben auf Red Hat zu. Wichtig wird hier sein, eine entsprechende Logistik aufzubauen und unter den Kosten für Windows-Desktops zu bleiben.

Richtig schwierig wird das Geschäftsmodell für Desktop-Linux jedoch, sobald es nicht mehr um Unternehmenskunden, sondern um das Massengeschäft mit Konsumenten geht. Hier sind nur die wenigsten Anwender gewohnt, für Support zu zahlen. Dennoch scheint Red Hat aber auch diesen Markt erobern zu wollen. Auf die Frage, wie ein Geschäftsmodell für den Consumer Markt aussehen könnte, wich Salazar zwar aus, räumte aber ein, dass darüber ausgesprochen ernsthaft diskutiert werde, auch wenn noch nichts endgültig beschlossen sei. Schließlich war er wenigstens dazu zu der Aussage zu bewegen, es werde eine Linux-Version geben, „die über den Handel vertrieben wird“.

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