Offshoring-Profi: „Ich will nicht, dass Menschen unseretwegen ihre Arbeit verlieren“

Die Unternehmen entdecken zunehmend die Vorteile von Offshoring, die Politik fürchtet das massenhafte Abwandern von Arbeitsplätzen nach Indien und China. Die Demographie jedoch legt nahe, dass bald indische und chinesische Softwerker im Westen Arbeitsplätze suchen und finden.

Die Arbeitskräfte werden gebraucht, meint Andreas Biernacki, ehemaliger Geschäftsführer * des Offshore-Spezialisten Tata Consultancy Services Deutschland (TCS) im Gespräch mit ZDNet.

* Das Gespräch wurde vor dem plötzlichen Ausscheiden von Andreas Biernacki als Geschäftsführer der Tata Consultancy Services Deutschland geführt.

ZDNet: Es ist eigentlich nicht üblich, dass ein indisches Unternehmen einen deutschen Geschäftsführer hat…

Biernacki: Ja, ich bin momentan der einzige deutsche Vice-President bei einem indischen IT-Dienstleister.

ZDNet: Warum gibt es noch nicht mehr?

Biernacki: An der Psychologie liegt es nicht. Ich bin genauso akzeptiert wie meine indischen Kollegen. In England gibt es aus historischen Gründen öfter britisches Management. Aber das wird sich meines Erachtens auch hier zu Lande bald ändern. Das Tata-Management weiß schon lange, dass lokale Manager gut für das Geschäft sind. Daher kenne ich keine plausible Erklärung, warum es nicht mehr deutsche Manager gibt.

ZDNet: Warum sind gerade Sie Vice-President bei TCS geworden? Haben Sie besondere Beziehungen zu Indien?

Biernacki: Nein, es war eher Zufall. Ich war vor zwei Jahren für Siebel Systems in ein großes Projekt mit der Automobilsparte von Tata involviert. Um ehrlich zu sein, kannte ich TCS damals noch nicht und war entsprechend überrascht, wie groß das Unternehmen war und wie professionell geführt.

*  Die Branchen sind Finanzdienstleistung, Fertigung, Transport und Verkehr, Handel und Logistik, Energie- und Versorgungsunternehmen, Telekommunikation, Öffentliche Verwaltung, Biowissenschaften und Gesundheitswesen.

Die horizontalen Services umfassen E-Business, Anwendungsentwicklung und -wartung, Engineering, Infrastruktur, Architektur und Technologieberatung, E-Security und Qualitätsberatung.

ZDNet: Wie ist der Dienstleister nach Deutschland gekommen?

Biernacki: TCS Deutschland ist aufgrund eines Projekts entstanden. Wir mussten aus rechtlichen Gesichtspunkten eine GmbH gründen.

ZDNet: Wo liegen die Schwerpunkte von TCS?

Biernacki: Wir sind ein breit aufgestellter IT-Dienstleister, da wir als Teil eines großen Mischkonzerns ursprünglich vor allem die vielfältigen IT-Aufgaben von Tata unterstützt, und diese Dienste erst später anderen zur Verfügung gestellt haben. Das hat zur Folge, dass wir in acht Branchen tätig sind, die wir mit Spezial-Know-how betreuen, aber auch mit acht horizontalen Technologie-Services, die flexibel und integriert eingesetzt werden. *

ZDNet: Ist TCS ein klassischer Bodyshop?

Biernacki: Wir kommen aus dem Bereich Outsourcing und Offshoring. Darin haben wir über 30 Jahre Erfahrung. Beim Outsourcing übernehmen wir Infrastrukturaufgaben wie RZ-Betrieb ebenso wie das Betreiben von Anwendungen etwa von SAP, Siebel oder Peoplesoft. Unser Ziel ist es aber, unser Prozess-Know-how zunehmend auszubauen und uns als Lösungsanbieter zu positionieren.

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