Microsoft will EU-Urteil vor WTO anfechten

Softwarekonzern möchte US-Regierung zum Einschreiten bewegen

Der Softwareriese Microsoft will das gegen ihn ergangene Urteil der Europäischen Union nicht nur vor dem Europäischen Gerichtshof anfechten, sondern möchte seinen Fall auch vor die Welthandelsorganisation WTO bringen. Dies berichtet das Wall Street Journal (WSJ) in seiner Online-Ausgabe heute. Demnach will Microsoft die US-Regierung dazu überreden, seinen Fall der WTO vorzulegen.

Laut dem Bericht des WSJ habe US-Handelsdelegierter Robert Zoellick in den vergangenen Monaten die Angelegenheit immer wieder mit EU-Handelskommissar Pascal Lamy besprochen und dabei die Wichtigkeit und Sensibilität des Falles betont. Es gibt allerdings Zweifel darüber, ob die USA bereits sind, Microsofts Fall der WTO vorzulegen. Das würde einen Präzedenzfall schaffen, der anderen Interessen Washingtons entgegenläuft, meinen Regierungsbeobachter. Vor der WTO müsste die USA jedenfalls damit argumentieren, dass das EU-Urteil die Urheberrechte Microsofts verletzt.

Vor einer allfälligen Befassung der WTO will der Softwaregigant beim Europäischen Gerichtshof eine Aufhebung des Urteils erreichen. Microsoft argumentiert, dass es innovative Produkte entwickeln können muss, ohne für den Erfolg bestraft zu werden. Die Kommission hatte in ihrem am Mittwoch verkündeten Urteil eine Strafe von 497 Millionen Dollar über den Redmonder Konzern verhängt. Gleichzeitig wurde Microsoft dazu verpflichtet, binnen 90 Tagen eine Windows-Version ohne Media Player anzubieten. Nach Meinung des US-Konzerns würde eine Entfernung des Media Player Windows einiger wertvoller Funktionen berauben, die unter anderem für Blinde und Computer-Neulinge nützlich seien. ZDNet fasst alle Fakten und Folgen des Urteils in einem übersichtlichen Schwerpunkt-Artikel zusammen.

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2 Kommentare zu Microsoft will EU-Urteil vor WTO anfechten

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  • Am 26. März 2004 um 14:56 von Gustav Grewe

    Wie befürchtet: die Sache wird gefährlich
    Kaum wurde die EU-Strafe verkündet, hallt schon das Echo aus Washington. Unsere Amerikanischen Freunde sind wenig amüsiert, dass ihr prächtiger Steuerzahler Microsoft etwas demaskiert und abgestraft wurde. Es knistert im Gebälk und Ängstliche könnten jetzt befürchten, dass Herr Busch einen neuen Terrorismus in Europa sieht, den Wirtschafts- Terrorismus. Malen wir uns lieber nicht aus, wie Washington so etwas bekämpfen könnte.
    In bekannter Manier sattelt Microsoft jetzt noch etwas drauf und möchte sich von der WTO einen Persilschein zur Durchsetzung der Interessen beschaffen. Dieses Ansinnen ist insofern ein Novum, als dass sich eine einzelne Firma die Gewichtung eines Staates anmaßt. Hier könnte sich MS etwas übernehmen.
    So, bezahlte MS- Schreiberlinge und Leser dieser Nachricht, ran an die Feder, hier will wieder jemand den größten, sozialsten und innovativsten Arbeitgeber der Welt beschädigen. Schreibt sofort eine gegenteilige Stellungnahme, es geht um den letzten Rest des guten Rufs.

    • Am 27. März 2004 um 9:30 von Roberto Malapalla

      AW: Wie befürchtet: die Sache wird gefährlich
      Hä? Welchen Ruf? ;-)

      Naja, also für mich klingt das Verhalten von MS wie das rumgeheule von einem kleinen eingeschnappten Kind – "Papi Papi, hau mal die böse EU… Buääääähhhhh"

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