Mit der Einführung des AV320 Video Recorder von Archos, dem ersten PVP (Portable Video Player) für Otto Normalverbraucher, ist der Traum jedes Pendlers in Erfüllung gegangen.

Der AV320 ist nicht nur ein ausgezeichneter MP3-Player, sondern zeigt heruntergeladene oder aufgezeichnete Videos auf seinem eigenen Display oder jedem beliebigen Fernseher an und bietet zudem auf seiner 20 GB großen Festplatte Platz für über 370 Stunden Musik bzw. 40 Stunden Video.

Und obwohl der Prozessor und die Funktionen dieses PVP mit seinem Vorgänger, der Jukebox Multimedia 120, identisch sind, machen ein weitaus besseres Design und eine Palm-ähnliche Benutzeroberfläche den Gebrauch des AV320 fast schon zum Kinderspiel. Für seine vielfältigen Optionen muss man jedoch entsprechend tief in die Tasche greifen.

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Archos AV320

Design

Das 3,8 Zoll große Display mit 65.536 Farben nimmt fast die gesamte Frontplatte in Anspruch. Mobile Anwender, die mit dem winzigen Display der Jukebox Multimedia 120 nicht zurechtkamen, werden dies zu schätzen wissen. Die Abmessungen des silberfarbenen, aus Kunststoff gefertigten Geräts entsprechen mit 112 x 82 x 31 mm ungefähr denen eines großen MP3-Players mit Festplatte, mit 350 g ist es jedoch erheblich schwerer.

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Die Tasten der Fernbedienung entsprechen denen am Gerät.

Eine gut gestaltete Benutzeroberfläche bietet Farbgrafiken, Schieber und mehrfache Konfigurationsmöglichkeiten. Die Bedienelemente bestehen aus einem Kippschalter, einem Mini-Joystick und drei Tasten, deren Funktion je nach Kontext variiert. Das Navigieren ist unkompliziert – man muss nur aufpassen, dass man den Joystick nicht zu lange hält und dadurch über das Ziel hinausschießt.

Der im Lieferumfang enthaltene Kopfhörer ist bequem und lässt sich zusammengeklappt einfach aufbewahren. Und ist der Player in der Tasche untergebracht, kann mit dem direkten Regler am Kopfhörer die Lautstärke angepasst werden. Wie bei den früheren AV320-Geräten fehlt auch dem neuen Modell eine Schutzhülle, das großzügige Display ist daher sehr kratzeranfällig. Und vor Dellen und bei Stürzen schützen nur gummibeschichtete Ecken. Ein überarbeitetes Gehäuse soll jedoch Ende des Jahres sein Debüt geben. Äußerst praktisch ist hingegen die kabellose Fernbedienung, mit der sich der AV320 auch vom Sofa aus steuern lässt, wenn er an den Fernseher oder die Stereoanlage angeschlossen ist.

Ausstattung

Nach dem Anschluss des AV320 über die USB 1.1/2.0-Schnittstelle des Rechners wird der Player als zusätzliche Festplatte erkannt. So können MP3-Songs ganz einfach von der PC-Festplatte zum Musikordner des Geräts gezogen werden. Eine andere Möglichkeit ist, die Dateien mit MusicMatch Jukebox Plus 7.5 zu synchronisieren, womit Playlists erstellt und CD-, WAV- und MP3Pro-Dateien in MP3s umgewandelt werden können. Vertragliche Vereinbarungen halten MusicMatch davon ab, WMA-Dateien zu der Liste konvertierbarer Dateien hinzuzufügen. Anwender mit einer umfangreichen Windows Media-Bibliothek müssen sich daher nach einer anderen Lösung umsehen.

Die hervorstechendste Funktion des AV320 ist die Aufzeichnung von TV-, VCR- und DVD-Inhalten in Echtzeit (NTSC oder PAL) über die Composite- und S-Video-Eingänge des ebenfalls enthaltenen DVR-Moduls. Zwar dürfte die Filmindustrie hiergegen Einwände haben – Filmnarren werden jedoch begeistert davon sein, wie der AV320 den Videokopierschutz gänzlich umgeht und perfekte Kopien von DVD- und VHS-Filmen liefert. Die MPEG-4-Videos können jederzeit auf der Festplatte des Computers abgespeichert werden, womit der PVP wieder Platz für neue Filme hat. Im Modul ist zudem der Infrarotempfänger der kabellosen Fernbedienung untergebracht.

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Verbindungspunkt: Hier werden DVR- und andere Module von Archos angeschlossen.

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Das DVR-Modul muss für die Fernbedienung und Videoaufzeichnung angeschlossen sein.

Der AV320 eignet sich auch zur Aufzeichnung und Wiedergabe von Stereo-Audio. Am Gerät befinden sich digitale (S/PDIF) und analoge Ein- und Ausgänge, ein integriertes Mikrofon sowie ein Anschluss für das Archos Jukebox-Mikrofon (separat erhältlich). Mit der virtuellen Tastatur lassen sich Album-, Lied- und Künstlerinformationen nur mühsam eingeben, über einen PC ist das aber einfach. Nimmt man alte Singles oder Kassetten auf, wird durch das Betätigen der Next-Taste zwischen den einzelnen Stücken eine separate MP3-Datei für jeden Track erstellt – ein nettes Detail. Außerdem lassen sich Dia-Shows aus Digitalbildern erstellen und mit MP3-Soundtracks unterlegen.

Diese an sich schon außergewöhnlichen Funktionen werden dann noch umfangreicher, wenn der Archos mit dem FM-Tuner-/Recorder-Zusatz und dem AVCam 300-Modul ausgeliefert wird: Diese werden den AV320 in einen digitalen MPEG-4-Camcorder bzw. eine 3,3 Megapixel starke Digitalkamera verwandeln. Ein FireWire-Schnittstellenkabel ist inzwischen erhältlich, ebenso CompactFlash-, SmartMedia- und SD/MMC-Flash-Speicher-Adapter, die Bilder von den Digicam-Speichermedien herunterziehen und aus dem AV320 ein digitales Fotoalbum machen.

Zusätzlich zur standardmäßigen MP3-Wiedergabe bietet der AV320 einige eher ausgefallene Funktionen. Eine zweigeteilte Oberfläche, die nicht auf das Display eines typischen MP3-Players passen würde, ermöglicht im Handumdrehen die Anordnung von Musikstücken und Ordnern und deren Abspeichern als Playlists. Der Anzahl möglicher Playlists sind keine Grenzen gesetzt, außerdem kann jede Playlist bei ausreichendem Speicherplatz bis zu 5,000 Tracks umfassen. Mit der Lesezeichen-Funktion ‚Resume’ wird die Wiedergabe ab der zuletzt gehörten Stelle wieder aufgenommen. Mögliche Klangeinstellungen sind Bass, Höhen, Loudness, Balance, Bass-Boost und Tonhöhe.

Performance

Mit einem Rauschabstand von über 90 dB hörte sich der AV320 über Sony MDR-V600 Kopfhörer großartig an. Selbst mit dem im Lieferumfang enthaltenen Kopfhörer war das Klangerlebnis anständig, wenn nicht gar ausgezeichnet. Dieser Player übertönt alle anderen portablen Geräte mit einem ungeheuren Output von 50 mW pro Kanal – genug, um selbst von Freunden lautstarker Wiedergabe als ohrenbetäubend empfunden zu werden.

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Kompakt: Der beigefügte Kopfhörer lässt sich für den Transport zusammenfalten und bietet einen anständigen Sound.

Die Qualität der Audioaufnahmen war sehr hoch und zeichnete sich durch so praktische Funktionen wie die der Trennung der Tracks mit der Next-Taste aus (siehe Abschnitt Funktionen). Was Videos anbelangt, war die Wiedergabe aufgenommenen Materials mit dem AV320 überraschend gut, wenn man bedenkt, dass der LCD-Monitor nur 3,8 Zoll groß ist und die Bildschirmauflösung 640 x 304 Pixel bei 30 Frames pro Sekunde beträgt. Die Farben waren satt und voll, die Frame-Rate problemfrei. Das Bild war zwar nicht so gut wie das mancher besser gerippten DVDs, beeindruckte aber dennoch seine Zuschauer.

Wie schon mit dem AV120 gab es bei der Umwandlung heruntergeladener Videodateien zu MPEG-4-Dateien Schwierigkeiten. Unter anderem wird der DivX-Codec benötigt (die kostenlose Version ist Adware) sowie das Open-Source-Tool VirtualDub zur Videobearbeitung. Auch mit der CD/DVD-Brennersoftware Nero ist eine Umwandlung möglich.

Zum Test der Akkulaufzeit wurde ein typischer Gebrauch simuliert: Audio- und Videodateien wurden in Intervallen von jeweils einer Stunde abgespielt, zwischen denen das Gerät komplett abgeschaltet wurde. Bei der Songwiedergabe wurde das Display so eingestellt, dass es sich nach einer Minute verdunkelte – ungefähr die Zeit, die man benötigt um zum Musikordner zu wechseln sund einen Track auszuwählen. Der Akku hielt ungefähr 7,5 Stunden Audio- und 3,5 Stunden Videowiedergabe durch. Die letztere Zahl ist ausschlaggebend, denn so kann man einen Film ansehen und hat noch immer Wiedergabezeit übrig. Wird der AV320 an den PC oder Fernseher oder an die Stereoanlage angeschlossenen, entleert sich der Akku sehr schnell – man ist hier besser beraten, das Gerät an das Stromnetz anzuschließen.

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