Internet-Handel boomt trotz allgemeiner Flaute

Im anlaufenden Weihnachtsgeschäft stellt sich die Branche auf neue Rekorde ein

In der virtuellen Welt ist alles besser – auch Weihnachten: Während der klassische Einzelhandel über die Konjunkturflaute und die Kaufverweigerung der Verbraucher klagt, geht der Boom beim Verkauf über das Internet weiter. Auch in diesem Jahr sagen die Prognosen wieder zweistellige Wachstumsraten voraus. Im anlaufenden Weihnachtsgeschäft stellt sich die Branche deshalb auf neue Rekorde ein.

Bücher, CDs, Software und Textilien dürften sich in diesem Jahr erneut als Verkaufsrenner per Mausklick vor den Festtagen erweisen, meint Olaf Roik, E-Commerce-Experte beim Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE). Daneben würden Elektrogeräte und Unterhaltungselektronik wie DVD-Player bei den Verkäufen über das Internet immer wichtiger.

„Die Monate November und Dezember machen regelmäßig rund 25 Prozent des gesamten Online-Umsatzes im Jahr aus“, sagt Roik. Da der HDE für 2003 insgesamt von Internet-Verkäufen in Höhe von elf Milliarden Euro ausgeht, wären dies rund 2,75 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ergäbe sich damit ein Wachstum der festtäglichen Netzgeschäfte von 37,5 Prozent. Den gesamten Handel werden aber auch die Online-Verkäufe vor Weihnachten nicht aus dem Tal ziehen.

Zwar steigt der Anteil des Internet-Handels am Gesamtumsatz stetig: In diesem Jahr wird er laut HDE aber erst bei 2,1 Prozent liegen – zu wenig, um die Jahresbilanz des Handels aufzupolieren, der für 2003 insgesamt mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent rechnet. Die Gründe für die von Jahr zu Jahr steigende Zahl von Online-Käufern zu den Feiertagen sind vielschichtig: Neben der weiteren Verbreitung von Internet-Anschlüssen genießen es offenbar immer mehr Menschen, sich nicht in überfüllten Kaufhäusern drängen zu müssen.

„Als Online-Shopper kann ich bequem von zu Hause einkaufen“, sagt GfK-Experte Herbert Lechner. Hinzu komme immer noch die Hoffnung, über das Netz „das ein oder andere Schnäppchen zu machen“. Da sieht Lechner inzwischen aber die Chancen schwinden. „Sicher gibt es noch das ein oder andere Lockvogelangebot. Wer in den Laden geht, kann aber heute mit dem Verkäufer handeln und bekommt vielleicht auch zehn Prozent Abschlag.“ Wer rechtzeitig vor dem Fest auf Shopping-Pirsch geht, dem werden im Internet besondere Preisnachlässe versprochen. Damit wollen die Händler den traditionellen Lieferstau vor den Festtagen entzerren.

Nach Ende November ist die Schnäppchen-Zeit in der Regel bereits vorrüber. So bietet das Internet-Kaufhaus Amazon noch bis Mitte des Monats 20 Prozent Rabatt „auf eine Auswahl von Bestsellern“, wie eine Sprecherin sagt. Auch der Versandhändler Quelle setzt auf Frühbesteller, die dort bis zum 23. November Vergünstigungen auf gut zwei Dutzend Artikel erhalten sollen – vom 2,40 Meter großen, aufblasbaren Schneemann bis zur 245-Liter-Gefrierschrankkombination. Den Spaß an den Online-Shoppern verderben könnte einigen Händlern aber möglicherweise der wachsende Gebrauchtmarkt im Netz. „In der momentanen wirtschaftlichen Situation kann es schon ein Anreiz sein, sich aus dem Internet mal ein gebrauchtes Schnäppchen zu holen“, sagt Lechner. Im Online-Auktionshaus eBay versuchen jedenfalls schon hunderte Verkäufer mit speziellen Weihnachtsangeboten auf sich aufmerksam zu machen. Das Spektrum reicht dabei von der gebrauchten Kinderholzeisenbahn und der kompletten Playmobil-Ritterburg für die Kleinen bis zu Schmuck und Büchern für die Weihnachtsüberrschung für die Großen.

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