Autonome Computer

Für IT-Manager liegt der Vorteil des autonomen Computing auf der Hand, jeder Enthusiasmus wird aber zwangsläufig von einem schwerverdienten Zynismus gezügelt werden. „Obgleich diese Bemühungen für viele Organisationen noch weit in der Zukunft liegen, ist die hinter ihnen stehende Idee doch sehr attraktiv – die Idee einer robusten Computing-Umgebung, die sich im Grunde so weit selbst verwaltet, dass menschliches Eingreifen kaum noch nötig ist“, so Herb van Hook, Analyst bei META Group. „Wir glauben, dass die Realität irgendwo in der Mitte zwischen dem aktuellen Zustand (intensive Verwaltung auf Geräteebene) und der Vision der Hersteller liegen wird, die autonome Lösungen vorantreiben. Selbst-verwaltende und selbst-heilende Elemente, Komponenten und Umgebungen werden Realität werden (und sind es auch schon), allerdings sollten betriebliche Richtlinien festgelegt werden, denn nicht jeder mögliche Fehler oder jede Performance-Schwierigkeit kann automatisch behandelt und behoben werden. Die Anwender sollten die technologische Innovation der autonomen Modelle wann immer möglich ausnutzen, aber trotzdem wird jede Computing-Umgebung ihre Einzigartigkeit beibehalten.“

Selbst die Hersteller erkennen an, dass Unternehmen zögern könnten, wenn es darum geht, all ihre Verwaltungsfunktionen den IT-Systemen zu überlassen, von denen man das Gefühl hat, dass sie einen in der Vergangenheit nur allzu häufig haben hängen lassen. „Mehr als ein Technologieproblem ist es ein Geschäftsproblem“, so Cooper von CA. „Es kann eine gewisses Widerstreben davor geben, dem System zu trauen. Alle diese Systeme können so eingestellt werden, dass sie eine Reihe von Handlungen durchführen. Die Frage ist, ob der [menschliche] Experte bereit sein wird, dies auch zuzulassen.“

Eine Möglichkeit, Vertrauen in autonome Systeme aufzubauen, kann darin bestehen, diese zuerst in relativ stabilen Bereichen, wie der langfristigen Datenspeicherung, einzuführen. „Der Großteil der gespeicherten Informationen wird nie wieder verändert“, so Clive Gold, Marketing Director für Australien und Neuseeland bei EMC. „Wenn man ein System erschaffen möchte, dass sich für alle Ewigkeit um diese Informationen kümmert, kann man dies auch erreichen.“

Dieser Ansatz kann jedoch auch seine Grenzen haben. „Einer der wichtigsten Gründe für die heutige Komplexität ist eine übermäßige Spezialisierung“, so Horn von IBM. „Jahrzehntelang hat die Branche daran gearbeitet, Probleme auf einer Mikro-Ebene zu lösen, anstatt eine ganzheitliche Sicht der Dinge zu wählen. Autonomes Computing ist der Versuch, Dinge zu verändern und sicherzustellen, dass das Ziel ‚kleiner, schneller, billiger‘ nicht mehr isoliert verfolgt wird, sondern in einem Kontext damit, den Systemen bessere und intelligentere Arbeitsweisen beizubringen.“

Frühe Versuche einer vollständigen Automatisierung erbrachten viel versprechende Resultate. Von den HP Laboratories durchgeführte Versuche mit automatisierten Speicherlösungen zeigten, dass sich die Gesamtleistung bei Vollautomatik im Bereich von 15 Prozent um die Leistung herum bewegte, die mit Hilfe eines traditionellen, eingreifenden IT-Managers erzielt wurde. Letztendlich besteht das Ziel zwar darin, die menschliche Performance zu erreichen, im Tausch gegen sinkende Personalkosten könnten viele Unternehmen aber auch eine geringfügige Verringerung der Leistung in Kauf nehmen.

Eine weitere Herausforderung autonomer Systeme besteht darin, über die gesamte Palette der IT-Aktivitäten hinweg integrierte Verwaltungsfunktionen zur Verfügung zu stellen. Analysten sind vorsichtig zuversichtlich, dass die momentan separaten Initiativen letztendlich in einem einzigen System kombiniert werden können. „Linux, e-sourcing, eLiza und autonomes Computing sowie Grid Computing haben sich über Jahre hinweg innerhalb von IBM getrennt voneinander entwickelt. [Im Jahr 2002] brachte IBM diese Initiativen in eine kohärente Strategie“, so Thomas Bittman, Analyst bei Gartner. (Übrigens bevorzugt Gartner selbst die Bezeichnung „Policy-based Computing Services [Richtlinien-basierte Computing-Dienste]“ anstatt „autonomes Computing“, ein allerdings wenig griffiges Wort.)

IBMs ursprüngliches Manifest für autonomes Computing definiert fünf Entwicklungsphasen autonomer Systeme und diese Sicht wird auch von Anderen in dieser Branche in großem Maße akzeptiert. Das Ziel ist zwar Stufe 5 (vollautomatische Systeme), aber selbst das Erreichen von Stufe 3 – in der Systemüberwachungssoftware routinemäßig Empfehlungen gibt – würde für viele Unternehmen schon einen großen Schritt nach vorn bedeuten und hinsichtlich Kosteneinsparung und Administration echten und unmittelbaren Nutzen liefern.

Wenn es dem autonomen Computing tatsächlich gelingt, all seine Versprechen zu erfüllen, dann würden seine Auswirkungen tief greifend sein, vor allem wenn Unternehmen weiterhin immer komplexere IT-Systeme anhäufen und entwickeln. „Die Fähigkeit, durch den Sturm hindurch sehen zu können und das Problem schnell zu erkennen, ist von echtem Wert“, so Cooper von CA. Anwender, die mit einfachen autonomen Systemen arbeiten, berichten bereits jetzt von Vorteilen.

Wenn die Popularität autonomer Systeme wächst, könnte sich dieser Einfluss verbreiten. „Wenn die Systeme, Netzwerke und Anwendungen, die das Internet bilden, nicht mehr ständige Aufmerksamkeit benötigen, kann das Internet wachsen und neue Bereiche bedienen“, so Douglas Batt, Vizepräsident von Concord. „Das Resultat ist der positive Einfluss auf den Endanwender und die Wirtschaft als Ganzes, mit dem sich die Macht des Internets in den Bereichen Training, Lernen und Kommunikation optimal ausnutzen lässt.“

Ähnliche Vorteile könnte man auch in einfacheren Gebieten, wie der Datenspeicherung, erzielen. „Es wird die Dinge dramatisch verändern. Man sagt, die Datenspeicherung gehöre zur Grundversorgung, aber keine andere Versorgungsleistung nimmt so viel Zeit in Anspruch“, so Gold von EMC. „Man drückt nur auf den Schalter und das Licht geht an, bei der Datenspeicherung ist das aber nicht so einfach. Die Unternehmen sind nicht im Geschäft, um Speicher-Infrastrukturen zu betreiben, wenn auch immer mehr Unternehmen auf der Grundlage von Informationen existieren. Unternehmen wollen die Kosten reduzieren und das ganze Problem mit der traditionellen Datenspeicherung liegt im Personalbedarf.“

„Der unternehmerische Ansatz bezüglich der Informationstechnologie wird darin bestehen, zu erwarten, dass sie ein zuverlässiges Werkzeug ist, dass wirklich beim Erreichen der Geschäftsziele behilflich ist, anstatt ein Ding zu sein, von dem man nie weiß, ob es das Ziel trifft oder verfehlt und das damit Schäden, Beschwerden und eine Ausrede für schwache Leistungen verursacht“, so Ridgway von Touchpaper.

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