ZVEI: Deutschland schöpft seine Wachstumspotenziale nicht aus

Elektroindustrie sieht keine Trendwende

Der ZVEI zieht eine ernüchternde Bilanz: Der bisherige Jahresverlauf in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sei Ausdruck der fehlenden gesamtwirtschaftlichen Impulse und lasse keinen Aufschwung erkennen. „Mehr als die ‚rote Null‘ wird bei der Umsatzentwicklung in unserer Branche nicht drin sein“, prognostizierte Gotthard Graß, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V..

Maßgeblich werde die Entwicklung hierbei durch den massiven Einbruch des Vorjahres und die mittlerweile erreichte Stabilisierung in einigen Sektoren geprägt. So hätten die Auftragseingänge des zweitgrößten Industriezweiges in Deutschland in den ersten vier Monaten dieses Jahres nur geringfügig über dem extrem niedrigen Vorjahresniveau gelegen. „Zu befürchten ist, dass sich der rasche Wechsel von kurzfristigen Wachstumsimpulsen und erneuten Rückschlägen in diesem Jahr weiter fortsetzt“, so Graß.

Von Januar bis April gingen den ZVEI-Angaben zufolge die Umsätze der deutschen Elektrotechnik- und Elektronikindustrie um gut ein Prozent auf knapp 50 Milliarden Euro zurück. Während das Auslandsgeschäft aufgrund eines massiven Einbruchs im April stagnierte, sanken die Umsätze mit inländischen Kunden um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Elektro-Ausfuhren zeigten in den ersten drei Monaten mit einem Plus von drei Prozent eine leichte Belebung. Abzuwarten bleibe allerdings, ob sich diese Entwicklung nach der deutlichen Zäsur durch den Irak-Konflikt im weiteren Jahresverlauf trotz der Aufwertung des Euro fortsetzt.

Deutlich hob Graß in diesem Zusammenhang hervor, dass von der Aufwertung des Euro gegenüber fast allen anderen wichtigen Währungen nicht nur die Exporte, sondern die gesamte Wertschöpfung in Deutschland betroffen sei. Günstigere Einfuhren durch Wechselkursveränderungen beeinträchtigten zunehmend die Wettbewerbsfähigkeit der entsprechenden Anbieter im Euro-Raum. So legten die Elektro-Einfuhren nach Deutschland in einem stagnierenden Marktumfeld im ersten Quartal um acht Prozent zu.

Eine weiter rückläufige Beschäftigung ist die Folge dieser schwachen Entwicklung. Seit Beginn dieses Jahres hat sich die Zahl der Arbeitsplätze in den deutschen Betrieben der Branche um rund 10.000 verringert. Ende April waren noch 832.000 Angestellte und Arbeiter beschäftigt. Damit habe sich der Beschäftigungsrückgang nur leicht verlangsamt, erläuterte Graß. „In dieser konjunkturell schwierigen Lage setzt unsere Branche auf Innovationen und will damit den Trend umkehren“, erläuterte Graß. Aktuelle Studien des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) und des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft bestätigten, dass die Elektrotechnik- und Elektronikindustrie in Deutschland weiter in Forschung und Entwicklung sowie in innovative Produkte, Dienstleistungen und Produktionsprozesse investiere. So rechne das ZEW für 2003 mit Innovationsaufwendungen der Branche in Höhe von 14,5 Milliarden Euro.

Die vorhandenen Potenziale würden aber nicht voll in wirtschaftliche Erfolge umgemünzt. So sieht der ZVEI-Hauptgeschäftsführer massive Investitionsstaus unter anderem im Verkehr und in der Energieversorgung bei der Digitalisierung von Hörfunk und Fernsehen, aber auch bei der Automation von Produktions- und Geschäftsprozessen sowie bei der Modernisierung von Wohnungen und Gebäuden: „Genau deshalb müssen strukturelle Reformen wie in der Agenda 2010 jetzt umgesetzt werden, um mittelfristig wieder mehr Investitionen, mehr Wachstum und mehr Beschäftigung in Deutschland zu ermöglichen“, forderte Graß.

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