Praxis Thin-Clients: Die Infrastruktur muss passen

Thin-Clients mögen zwar ganz wunderbar funktionieren, aber man kann sie wohl kaum als eine Technologie bezeichnen, die man nur hinstellt und dann vergessen kann. An dieser Stelle fassen wir noch einmal zusammen, woran man denken sollte, um eine Thin-Client-Infrastruktur voll auszunutzen:

Mit Faustregeln ist die Anarchie vorprogrammiert. Wenn man nicht gerade eine sehr kleine Firma mit nur einem bis zwei Dutzend Mitarbeitern hat, dann ist es sehr gut möglich, dass die Thin-Client-Strategie mehr als nur einen Server erfordert. Man sollte seine Konfiguration auf jeden Fall in einer Versuchseinrichtung testen und Test-Tools einsetzen, die fiktive Belastungen durch Clients erzeugen und damit viele gleichzeitige Anwender simulieren können.

Ein verlässlicher Cache. Die meisten Thin-Client-Softwares haben Caching-Fähigkeiten integriert. Caching speichert häufig verwendete Bildschirmelemente auf dem entfernten Gerät und bietet dadurch eine beträchtliche Geschwindigkeitssteigerung. Tests zeigen aber, dass Caching in Situationen, in denen Anwendungen mit nur wenigen redundanten Informationen – etwa Video – verwendet werden, auch zum Problem werden kann. Die Performance schwankt außerdem mit der Größe des auf dem Remote-Client vorhandenen Disk-Caches. Man sollte seine Umgebung dementsprechend konfigurieren.

Auch der Speicher kann optimiert werden. Zahlreiche Produkte von Drittherstellern setzen neuartige Technologien zur Verbesserung der Thin-Client-Performance ein. So optimieren sie beispielsweise die Speicherausnutzung auf dem Server oder legen Anwendungskomponenten im Cache ab, so dass die gleichen Elemente nicht immer wieder neu geladen werden müssen, wenn mehrere Anwender auf dieselbe Anwendung zugreifen. Man sollte sich diese Tools genauer anschauen und herausfinden, ob sie der jeweiligen Thin-Client-Umgebung einen Geschwindigkeitsschub verpassen können.

Gute Server-Performance bedeutet aber automatisch, dass auch die Anwender glücklich sind. Man sollte sich nicht von Benchmarks in die Irre führen lassen, die zeigen, dass die Thin-Client-Server jede Menge Anwendungssitzungen auswerfen. Thin-Client-Software ist so programmiert, dass sie bei niedriger Bandbreite Datenpakete fallen lässt, um die auf dem Server laufende Anwendung weiter ausführen zu können. Das bedeutet auch, dass die Anwender ruckelnde oder seltsame Bilder zu sehen bekommen, wenn es scheint, dass der Server völlig korrekt arbeitet.

Technicolor ist für Filme. Manche Thin-Client-Plattformen unterstützen eine Bildschirmdarstellung von vollen 24 Bit, fotorealistische Farben also, während sich andere auf eine Farbtiefe von 8 Bit beschränken. Die Minimierung der Anzahl von Farben und das Einstellen einer niedrigeren Auflösung verbessern die Performance unmittelbar, denn die Thin-Client-Software muss nicht zu viele Daten übertragen.

Bereit für Clusterbomben. Die Zusammenfassung vieler Systeme in Server-Farmen hat sich zur am häufigsten verwendeten Möglichkeit für die Skalierung von Thin-Client-Plattformen entwickelt. Man sollte dabei aber sichergehen, dass die Failover-Prozeduren korrekt funktionieren: So kann man gelegentlich einige Server vom Netz trennen, um zu beobachten, wie sich dies auf die Erfahrung der Anwender auswirkt.

Drahtlose WANs sind noch langsam. Sehr langsam. Obgleich GPRS eine „Always-on“-Datenverbindung bietet, werden seine Leistungsmerkmale für Unternehmensanwendungen momentan erst noch erprobt. Schnellere Dienste wie CDMA 1x (von Telstra) und UMTS (von Orange) sind gerade auf den Markt gekommen – höhere Kosten bedeuten aber, dass es wichtig ist, den wahren Bedarf an drahtlosem Thin-Client-Zugang abzuschätzen. Eine spärlich ausgestattete Client-Oberfläche für die Dateneingabe oder eine für Mobilität vorgesehene Oberfläche einer Unternehmensanwendung könnten kosteneffektivere Lösungen sein als der Versuch, vollständige Bildschirmbilder überallhin zu übertragen.

Quality of Service kann hilfreich sein. Wie bei sämtlichem Datenverkehr ist es möglich, Packet-Shaping-Produkte in Form von Hard- und Software einzusetzen, um einen bestimmten Anteil der Bandbreite für die Thin-Clients zu reservieren. Dies bietet sich vor allem für Zweigstellen oder Niederlassungen an, bei denen sich allgemeines Web-Surfen und sonstiger Traffic auf die für Thin-Client-Anwendungen zur Verfügung stehende Bandbreite auswirken.

Hardware ist immer noch von Bedeutung. Viele Hersteller behaupten, dass sich alte Pentium, Pentium II und Pentium III PCs durch einfaches Saubermachen und Laden der richtigen Software als Thin-Clients einem neuen Verwendungszweck zuführen ließen. Vielleicht stimmt das auch, aber trotzdem sind Thin-Clients Computer mit ihren ganz eigenen Performance-Problemen. Wenn man versucht, die Lebensdauer alter Systeme zu verlängern, sollte man sicherstellen, dass ihre Beschränkungen nicht direkt zu frustrierten Anwendern führen.

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