XML auf Erfolgskurs: Die Lingua Franca des Internets

Peter Sharpe

„Yuri Rubinsky, einer der Gründer von SoftQuad, hatte einen Platz für eine W3C Working Group mit dem Titel ,SGML On The Web‘ reserviert. Der Plan war, SGML-Dokumente über das World Wide Web zugänglich zu machen. Leider ist Yuri im Januar 1995 gestorben. Aber der vorgesehene Platz beim W3C war noch da, und Jon Bosak (von Sun) erhielt von Tim Berners-Lee die Erlaubnis, diese Working Group zu aktivieren. Jon wählte neun (später zehn) Leute für diese Arbeitsgruppe aus. Entscheidend war dabei deren Hintergrund. Die Meisten brachten ausgiebige jahrelange Erfahrungen aus dem Alltag mit SGML mit. Viele kannten sich auch mit HTML aus. Tom Magliery z.B. hatte am Original NCSA Webbrowser Mosaic mitgearbeitet, und ich hatte HotMetal entwickelt. Diese kleine Gruppe schrieb die erste Version der Spezifikationen in nur wenigen Monaten. Irgendwann in diesen Monaten entstand der Name XML und das SGML ERB (Editorial Review Board) wurde in XML (Working Group) umbenannt.

Wir haben alle unterschiedliche Fertigkeiten und Erfahrungen in die Arbeitsgruppe mitgebracht. Wenn Sie die Mitglieder der Gruppe fragen, wird Ihnen fast jeder eine Geschichte erzählen, wie er XML schon fast erfunden hatte, noch bevor sich die Arbeitsgruppe überhaupt zusammengesetzt hatte. Ich jedenfalls kenne so eine Geschichte. Steve De Rose hatte sogar schon einen Teil eines Buches über so etwas Ähnliches wie XML geschrieben. Wir haben alle diese Ideen zusammengeschmissen und XML geschaffen. Falls ich eine Eigenschaft besaß, die mich von den anderen Mitgliedern der Gruppe unterschied, dann war es die, dass ich immer versuchte, mich in den durchschnittlichen, wenn nicht sogar unbeleckten Anwender hineinzuversetzen. Ich versuchte, das umzusetzen, was wir von HTML gelernt hatten. Die größte Erkenntnis dabei war, dass man auch mit etwas ganz Einfachem große Dinge erreichen kann. SGML war nicht einfach, XML ist es.

Wir waren zuversichtlich, dass sich XML als nützlich erweisen würde. Wir träumten davon, dass es ein Erfolg würde. Die Realität war dann weit großartiger, als einer von uns es sich vorgestellt hatte.

XML hat auf jeden Fall die gesamte Computerwelt verändert. Mehr als nur Web-Anwendungen ist meiner Meinung nach die Wiederverwendung von Inhalten der größte Vorteil von XML. Die Verwaltung und die Privatwirtschaft haben die Art und Weise geändert, wie sie Inhalte erstellen – und, als Konsequenz daraus, wie sie Dokumente und Websites erstellen. In dem Maße, wie immer mehr Organisationen diese Vorteile erkennen, werden wir auch weiterhin deutliche Veränderungen feststellen können in der Art und Weise, wie die Leute über das Publishing denken.“


Ron Schmelzer

„Happy Birthday XML! Die letzten fünf Jahre haben für XML und einige seiner wichtigsten Anwendungen, besonders Web Services, reichlich Früchte getragen. Die überwältigende Akzeptanz von standardisierten Methoden zur Repräsentation von Informationen hatte einen deutlichen Einfluss auf die Art und Weise, wie Unternehmen über die Informationen denken, die sie produzieren, und die Anwendungen, die sie gemeinsam nutzen. Ein Beleg für diese Auswirkungen ist die Tatsache, dass keiner der mehr als 500 Softwarehersteller und Anwender, mit denen wir als Analysten mit dem ausschließlichen Schwerpunkt auf XML und Web Services und den dadurch bedingten Veränderungen der Unternehmens-Architekturen gesprochen haben, noch der Meinung ist, dass die Produktion von Daten in proprietären Formaten oder mit proprietären Schnittstellen sich langfristig halten wird. Die Verbreitung und breite Akzeptanz von XML hat in der Tat die wirtschaftlichen Mechanismen der Übernahme von Technologie verändert. In der Vergangenheit war es u.U. möglich, in einer Hersteller-abhängigen geschlossenen Umgebung zu arbeiten, heutzutage ist genau das Gegenteil der Fall. Es ist weniger riskant und kosteneffizienter, offene Standards für die Verbindung von Unternehmen und Systemen zu übernehmen. Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird XML so weite Verbreitung finden wie TCP/IP.

XML und Web Services sind der einzige Silberstreif in den derzeit wirtschaftlich schlechten Zeiten für IT-Investitionen. Warum? Vor allem, weil wir sehen, wie XML und Web Services-Technologien den Unternehmen helfen, Kosten zu sparen, das Optimum aus ihren bestehenden Technologien herauszuholen und auf vorhandene Erfahrungen und Know-how aufzubauen. Das Ergebnis? Investitionen in XML und Web Services haben 2002 kräftig angezogen und werden 2003 noch zulegen. Die Pointe? Unser Marktforschungsunternehmen ZapThink, das sich ausschließlich auf XML und Web Services konzentriert, hat seinen Umsatz im letzten Jahr um mehr als 800 Prozent steigern können. Das ist das selbe Jahr, in dem Hurwitz seine Pforten geschlossen hat und andere Marktforschungsunternehmen Einbußen hinnehmen mussten. Vielleicht ist unsere Firma der Beweis für das Wachstum und die Akzeptanz von XML und seine Bedeutung für Unternehmen.“

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