Die Kosten von Web Services

Anbieter treten als Dienstleister auf und rechnen nach Arbeitsaufwand ab. Die von Microsoft angestrebte Vermittlungsrolle ist kaum besetzt worden.

Vorweg: Es gibt keine befriedigende Antwort auf die Kosten von Web Services. Unternehmen, die sie betreiben wollen, erhalten je nach Art der Anwendung kostenlose Lösungen aus dem Internet oder müssen dafür im Extremfall millionenschwere Entwicklungsprojekte in Angriff nehmen. Diese Spannweite hängt damit zusammen, dass es für Web Services heute noch keinen funktionierenden Markt gibt und die Technik zudem für ganz andere Zwecke verwendet wird als ursprünglich gedacht. Web Services, das sind heute neben kostenlosen Spielereien, Microsofts Registrierungssystem „Passport“, vor allem aber Entwickler-Werkzeuge und -Dienstleistungen für die Integration von Unternehmens-Anwendungen.

Als Microsoft vor rund zwei Jahren sein Web Services-Marketing begann, sah sich der Konzern als Spinne im einen Netz von Web-Dienstleistungen. Über Microsoft als Dienste-Koordinator und Speicherplatzanbieter sollten Unternehmen und Privatnutzer im Web einkaufen, ihre Arbeitsplanung erledigen oder bei Bedarf auf seltener gebrauchte Anwendungskomponenten etwa Buchhaltungskomponenten zugreifen. Um diese zentrale Funktion erfüllen zu können, bot sich Microsoft als eine Art Trustcenter an und wollte persönliche Angaben – auch Finanzdaten – von Web-Service-Anbietern und -Kunden sammeln. Ein Aufschrei des Misstrauens verhinderte diese Pläne. Übrig geblieben sind von diesem Plan einige wenige Gimmick-Services wie Internet-Kalender oder Verkehrsmeldungen, die kostenlos zum Download angeboten werden, sowie Passport. Dieser Dienst wird vor allem von Microsoft selbst verwendet. Über ihn können sich Anwender unter Angabe einiger persönlicher Daten als legitime Nutzer von Microsoft-Produkten registrieren. Der Windows-Konzern stellt diesen Service aber auch Unternehmen für den internen Gebrauch zur Verfügung. Dort lässt er sich als Anmeldeverfahren für Unternehmensnetze einsetzen. Die Kosten dafür sind, so Microsoft, Verhandlungssache.

Doch Web Services haben längst eine von Microsoft unabhängige Eigendynamik entwickelt. Die IT-Fachleute haben erkannt, dass sich der Technologie- und Standard-Mix aus Daten-Beschreibungsprachen XML, Verzeichnisdienst UDDI, Web-Service Beschreibungssprache WSDL und dem Schnittstellen-Protokoll Soap hervorragend für Datenintegration eignet.

Allerdings hat sich auch hier die Begeisterung schon wieder etwas gelegt. Galten Web Services bis vor kurzem noch als der Standard, mit dem sich relativ einfach jede beliebige Anwendung integrieren lässt, so begrenzt sich der Einsatz heute vor allem auf den Bereich von Enterprise Application Integration (EAI). Meist ersetzten sie so genannte Konnektoren, mit deren Hilfe Web-Applikationsserver, Daten aus verschiedenen Anwendungen für das Internet-Anwendungen integrierten. Der Grund für diese Einschränkung: Für den Internet-Einsatz fehlt es an Sicherheitsfunktionen, für den unternehmensweiten Betrieb an Workflow-Unterstützung.

Zurück zu den Kosten: Anbieter für EAI-Web Services gibt es reichlich. Ihnen gemeinsam ist, dass sie als Dienstleister auftreten. Das heißt, sie rechnen nach Arbeitsaufwand ab. Nach den bisherigen Erfahrungen zeigt sich dabei, dass bei der Erstimplementierung von Web Services der Aufwand durchaus ähnlich hoch sein kann, wie bei der Entwicklung einer Schnittstelle auf anderer technischer Basis. Kostenvorteile zeigen sich erst durch die Wiederverwendung des Web Services bei einer Veränderung der DV-Umgebung.

Bleiben als Kostenfaktor noch die Entwicklungswerkzeuge, die die Programmierer zur Erstellung von Web Services benötigen. Auch hier lässt sich leider keine klare Preisangabe machen. Die Kosten reichen von kostenlosen Test-Produkten bis zu umfangreichen Toolsets, die für 100 000 Euro und mehr angeboten werden. Bei den Tools handelt es sich jedoch in den seltensten Fällen um spezielle Web-Service-Produkte. Vielmehr wurden klassische Entwicklungswerkzeuge um ein UDDI-Directory oder um Soap-Schnittstellen ergänzt. Einen eigenen Web-Service-Markt für Entwicklungswerkzeuge braucht es nicht.

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