Mobile Anwendungen: Von Angebot und Nachfrage

Seit Jahren wird behauptet, dass mobile Anwendungen den Durchbruch nicht schaffen, weil die Nachfrage einfach nicht groß genug ist. Diese Erklärung wird dem Sachverhalt jedoch bei weitem nicht gerecht.

Und so tobt unter Netzbetreibern, Entwicklern und potenzielle Nutzern ein Streit um die Henne oder das Ei…

Was muss zuerst da sein, die mobile Anwendung oder die Nachfrage? Die Antwort ist: weder noch. Es wird Zeit, dass Entwickler und Netzwerkbetreiber diese Frage noch einmal neu überdenken.

Es ist keineswegs so, dass die Anwender keinen Bedarf für mobile Anwendungen hätten. Sie wollen sich nur nicht auf etwas festlegen, was noch gar nicht richtig vorhanden ist oder sich als überflüssig erweisen könnte. Also geben sie den Betreibern und Entwicklern die Schuld. Und genauso zögern die Entwickler, sich für etwas zu engagieren, was letztlich im Papierkorb landet, da sich die komplizierte Struktur aus Standards, Verbraucherpräferenzen und Netzwerken ständig weiterentwickelt.

Neben einem schwindelerregenden Angebot an Geräten, Software-Plattformen und Standards müssen sich die Entwickler auch noch um unzählige Fragen zu Kompatibilität und Zertifizierung kümmern. Ganz zu schweigen von lückenhaften Netzen und der endlos verzögerten Einführung von Technologien der 3. Generation. Solange sich niemand auf feste Ziele einigen will, finanzielle Risiken vermieden werden und einheitliche Standards fehlen, bleibt die Anwendungsentwicklung festgefahren.

Trotzdem sind die Prognosen nach wie vor euphorisch: Die Gartner-Analysten sagen voraus, dass die Umsätze mit drahtlosen Anwendungen für bestimmte Branchen wie Versicherungen und Einzelhandel von $ 278,7 Mio. im Jahr 2000 auf $ 894,6 Mio. im Jahr 2005 anwachsen werden. Horizontale Anwendungen wie ERP, E-Mail und Dateitransfer werden voraussichtlich von $ 653,6 Mio. im Jahr 2000 auf $ 7,14 Mrd. im Jahr 2005 anwachsen.

Und eine kürzlich veröffentlichte Studie der Yankee Group behauptet, dass 62 Prozent der großen US-Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre die Erprobung bzw. den Einsatz einer drahtlosen Datenlösung planen.

Aber solche Vorhersagen kursieren bereits seit Jahren. In einer ähnlichen Studie der Yankee Group aus dem Jahr 2001 gaben 26 Prozent der Befragten an, sie würden innerhalb der nächsten 12 Monate eine mobile Datenlösung einsetzen, aber weniger als ein Drittel dieser Firmen hat dies tatsächlich getan. Die Unternehmen lassen sich bei der Übernahme dieser Technologie nicht nur viel Zeit, einige haben sogar ihre drahtlosen Projekte auf halber Strecke wieder fallen gelassen, so beispielsweise die Wells Fargo und die Bank of Montreal.

Mangelnde Nachfrage – so lautete die Ausrede für die Abschaffung oder das Vermeiden von mobilen Anwendungen. Doch die unklare Nachfrage ist nur ein kleiner Teil des Problems. Was wirklich dahinter steckt, ist auf beiden Seiten die Angst, sich festzulegen. Mit dem Verweis auf fehlende Nachfrage investieren die Anbieter von Anwendungen nicht mehr in die Entwicklung. Die Nutzer wollen dagegen nur ungern in neue Geräte investieren, solange keine Gewähr besteht, dass diese auch die gewünschten Funktionen und Anwendungen mitbringen.

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