Siebel-CEO: ‚Ich verdiene mein Geld damit, paranoid zu sein‘

Siebel stellte kürzlich ein Produkt für die nationale Sicherheit vor, mit dem Regierungsbehörden in der Lage sind, die Wege mutmaßlicher Terroristen nachzuvollziehen, so wie ein Unternehmen die Wege seiner Kunden nachvollziehen kann. Gibt es Regierungsbehörden, die schon angebissen haben?

Es wird von der Transportation Security Agency eingesetzt. Derzeit ist dies die einzige Regierungsbehörde, von der ich weiß, dass sie es einsetzt. Es handelt sich dabei um die nach dem 11. September gegründete Behörde, die für die Sicherheit an Flughäfen zuständig ist.

Auf welche Weise setzt diese Behörde Ihre Produkte ein?

Sie verwenden es bei der Überprüfung und Ausbildung des im Bereich der Flughafensicherheit neu eingestellten Personals.

Wobei werden sie dabei von Ihrer Software unterstützt?

Sie hilft ihnen dabei, die Wege potenzieller Mitarbeiter nachzuvollziehen, wer sie sind, was ihr Hintergrund ist, welche Art von Ausbildungsprogramm oder von laufender Schulung sie benötigen.

Unter dem Aspekt der Verletzung der Privatsphäre: Kann man es mit der computer-basierten Überwachung und Profilerstellung nicht auch übertreiben?

Wenn wir uns mal anschauen, was wir vor dem 11. September über die Hintergründe der Attentäter gewusst haben – von denen übrigens keiner US-Bürger war – so wusste unsere Regierung, dass Al-Qaida-Mitglieder Gelder überwiesen hatten. Man wusste, dass es eine Reihe von Leuten gab, die gegen die Einreisebestimmungen verstoßen hatten. Man wusste, dass diese Leute auf Startbahnen in Miami verlassene Flugzeuge mit laufenden Triebwerken hinterlassen hatten. Alles was wir über diese Leute wussten – wir hatten alles, was wir brauchten, um das Unheil vom 11. September verhindern zu können.

Aber vor allem aufgrund der Art, wie wir strukturiert sind, ist es sehr schwierig für das FBI intern zu kommunizieren, gerade weil sie dort alles in Aktenordnern festhalten. Wir kannten den Tag, an dem sich Mohammed Atta in Prag mit irakischen Agenten getroffen hat. Wir wussten, an welchem Tag er ins Land gekommen ist. Wir wussten, an welchem Tag sein Mitbewohner (Marwan) Al-Shehhi eine Überweisung von 100.000 US Dollar von Al-Qaida-Mitgliedern erhalten hatte. Wir kannten alle diese Fakten. Wäre man in der Lage gewesen, all diese Fakten miteinander in Verbindung zu bringen, wären am 11. September keine Menschen in die Luft gesprengt worden. Die Frage ist nicht, ob wir Informationen über solche Sachen zwischen den Behörden weitergeben werden. Die einzige Frage ist, wie viele Menschen sterben müssen, bevor wir dies tun. Die Idee, dass das amerikanische Volk einen Eingriff in seine Privatsphäre oder einen Verlust seiner Privatsphäre erleiden wird, ist einfach lächerlich. Wie sehr greift eine Sicherheitskontrolle am Flughafen in die Privatsphäre ein?

Es gibt also auf der einen Seite Unannehmlichkeiten und auf der anderen den Verlust der Privatsphäre. Das ist ein Unterschied, oder?

Wie bitte? Wir machen alles außer der Untersuchung von Körperöffnungen. Wir führen Leibesvisitationen durch, bei denen sich der Verdächtige ausziehen muss. Das sind keine Unannehmlichkeiten mehr. Das sind beträchtliche öffentliche Erniedrigungen, Peinlichkeiten – und sie sind körperlich beeinträchtigend.

Wann würden wir also zu weit gehen?

Wir schlagen vor, dass die Regierung in bezug auf Kriminelle und Gesetzesbrecher in der Lage sein sollte, die entsprechenden Informationen behördenübergreifend zuzuordnen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand die Bill of Rights außer Kraft setzen wird. Egal welche Vorgehensweisen die Regierung für die gemeinsame Nutzung oder Aufteilung von Informationen für die richtigen hält, wir können bei der Durchsetzung dieser Richtlinien helfen und die Probleme lösen. Das Problem der Öffentlichkeitspolitik ist ein anderes als das Technologieproblem. Wir lösen gerade erst das Technologieproblem.

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