Von der Rechenmaschine zum Hightech-PC

Ausstellung befasst sich mit Beziehungen des Menschen zur Maschine

Schon in der Antike träumten die Menschen von „lebenden“ Maschinen. Laut Homer schwebte Hephaistos, dem Gott der Schmiede, ein automatischer Diener vor. Überliefert ist auch eine automatische Wasseruhr, die der Gotenherrscher Theoderich Anfang 500 nach Christus dem König von Burgund schenkte – vermutlich, um ihm zu imponieren. Seither wurden immer neue und immer kompliziertere Maschinen gebaut – von mechanischen Musikinstrumenten, über die ersten Rechenautomaten bis hin zu Computern, die heute unseren Alltag beherrschen.

Mit den Beziehungen des Menschen zur Maschine befasst sich die Dauerausstellung „Automatenträume“, die Ende der Woche im Elztalmuseum der Schwarzwaldstadt Waldkirch eröffnet wird. Dabei geht es um die Rolle des Menschen als Schöpfer, seine Faszinationen für Automaten. „Schon immer wollten Menschen etwas schaffen, das ihnen dienstbar war“, erläutert die Museumsleiterin Evelyn Flögel. In einem „Tunnel des Begreifens“ kann der Besucher dies nachvollziehen und – dank interaktiver Installationen – buchstäblich spielend begreifen. Der von dem Straßburger Unternehmen Créamuse konzipierte „interaktive Parcours“ erläutert die Entwicklung der Automaten und ihre Nutzung durch die Menschen – von einfachen Geräten wie Kuckucksuhren, über den Wiener Walzer aus der Drehorgel bis zum modernen, mit Elektronik vollgestopften Computer.

Im 18. Jahrhundert wurden die mit Stiften gespickten Speicherwalzen in den ersten Musikautomaten durch Lochkarten ersetzt. Dank langer Lochbänder, die im Lesewerk von Stiften oder einem Luftstrom entziffert werden, konnten die Automaten nun ganze Musikstücke spielen. Auch Handwerker zeigten rasch Interesse an der neuen Technik: Der Franzose Marie-Josepf Jacquard erfand den automatischen Webstuhl – mit Lochkarten wurden die nach ihm benannten, komplizierten Jacquard-Muster gewebt. Ein Jahrhundert später nutzte der Deutsch-Amerikaner Hermann Hollerith die Lochkartentechnik für eine Rechenmaschine, die vier Mal schneller zählen konnte als der Mensch.

Sie wurde mit Erfolg bei der US-Volkszählung 1890 getestet. Der nächste Quantensprung kam fünf Jahrzehnte später: Der Deutsche Konrad Zuse baute 1941 mit „Z3“ die erste Maschine, die jederzeit neu programmiert werden konnte – der Computer war geboren. Nun ging die Entwicklung rasant voran: Die ersten, mit Röhren betriebenen Riesenrechner wurden immer kleiner, winzige Silizium-Plättchen ermöglichten immer bessere und schnellere Programme. Transistoren sorgen dafür, dass Computer heute überall ihren Platz haben – in Armbanduhren und Kameras, ektronisch gesteuerten Wäschetrocknern oder Kaffeeautomaten, im Auto und an den Produktionsketten der Industrie.

Dass sich ausgerechnet das Heimatmuseum von Waldkirch mit dem Verhältnis des Menschen zum Automaten befasst, hat seinen guten Grund: Das idyllische Städtchen im Schwarzwald ist nämlich seit mehr als 200 Jahren berühmt für den Bau von Orgeln, Leierkästen und Musikautomaten aller Art. Einen rasanten Aufschwung erlebte die Stadt, als sich dort 1834 Ignaz Blasius Bruder niederließ, sozusagen der Vater der Drehorgel. Nun stieg Waldkirch zur international renommierten Orgel-Metropole auf; die heimischen Tüftler exportierten neben klassischen Kirchenorgeln vor allem Leierkästen, Dreh- und Karussellorgeln in die ganze Welt. Orchester-Automaten aus Waldkirch sorgten für Stimmung auf Rummelplätzen und in Tanzsalons zahlreicher Großstädte. Diese Entwicklung habe das Städtchen, wo noch heute mehrere Orgelbauer aktiv sind, nicht zuletzt der Faszination ihrer Tüftler für mechanische Musikautomaten zu verdanken, betont die Museumsleiterin. Auch das solle die Ausstellung „Automatenträume“ verdeutlichen.

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