Fünf Dinge, die Windows-Administratoren über Linux wissen sollten

Vielen Windows-Systemadministratoren bereitet die Einführung von Linux in ihren Organisationen zunächst Sorgen. Doch wenn einige Punkte beachtet werden, ist die Verwaltung und der Support von Linux bei weitem nicht so schwierig wie es scheinen mag.

Ich selbst war auch zumeist in der Wartung von Windows- und NetWare-Systemen tätig. Irgendwann begann ich, mit Linux herumzuspielen, und seit letztem Jahr nutze ich es auch professionell. Daher habe ich die folgenden fünf Tipps zusammengestellt, welche meine Erfahrungen mit dem Einstieg in Linux widerspiegeln.

1. Im Zeichen des X

Linux kann entweder über ein X-Windows-System wie Gnome oder KDE oder über die Befehlszeilenoberfläche verwaltet werden, wobei ich für die meisten Aufgaben Letztere vorziehe. Windows-Administratoren mit wenig Linux-Kenntnissen verwenden häufig lieber eine der grafischen Oberflächen. Ich persönlich ziehe dabei aufgrund der besseren Komponentenintegration und einfacheren Bedienung KDE Gnome vor. Außerdem enthält KDE vertraute Windows-Elemente, was für den Windows-Experten die Umstellung erleichtert. Ich bin zwar nicht gerade der versierteste Linux-Systemadministrator, doch störte mich bei Gnome schon allein die Tatsache, dass die Bildschirmauflösung über Textdateien geändert werden muss. Aus diesem und anderen Gründen setze ich für meine Systeme KDE ein.

Während vermutlich sämtliche Linux-Desktops Ihrer Endbenutzer eine grafische Umgebung benötigen, verwende ich für einige meiner Systeme die grafische Oberfläche so wenig wie möglich. Bei der Installation eines Webservers veranlasse ich beispielsweise Start und Ausführung von Apache meist über die Befehlszeile und melde mich dann ab. Auf diese Weise kann das System die Ressourcen, welche normalerweise von den X-Windows-Diensten belegt wären, für mehr Webseiten nutzen.

2. vi oder nicht vi

Egal, mit welcher grafischen Oberfläche Sie arbeiten, für bestimmte Vorgänge müssen Sie nach wie vor auf die Befehlszeile zurückgreifen – dies lässt sich in Linux nicht umgehen. Das Utility vi ist hierfür zwar nicht die einzige Option, doch ist es bei UNIX-Varianten weit verbreitet und in allen mir bekannten Linux-Versionen enthalten. Wenn Sie an Notepad oder Edit für Windows gewöhnt sind, werden Sie sich erst ein wenig in die Nutzung von vi einarbeiten müssen, da es nicht wie die Ihnen vertrauten Editoren arbeitet. In jedem Fall ist vi jedoch extrem leistungsfähig.

Statt dem Benutzer einen Bearbeitungsmodus zu bieten, in dem er Dateien aufrufen und durch Eingaben ändern kann, empfängt vi den Benutzer im Befehlszeilenmodus. In diesem reagiert vi ausschließlich auf bestimmte Befehle, wie „i“ zum Einfügen einer neuen Zeile an der jeweiligen Einfügemarke der Datei oder „w!“ zum Abspeichern der aktuellen Datei. Alles nicht sehr intuitiv.

Das vi-Utility besitzt eine große Gemeinde von Anhängern. Auf der vi Lovers Home Page finden Sie umfassende Informationen zu diesem Utility.

Neben vi gibt es zahlreiche andere beliebte Editoren für Linux, so z. B. Pico und Emacs. In vielen Linux-Versionen bereits enthalten, stellt Pico einen hervorragenden Editor zur raschen Bearbeitung von Konfigurationsdateien dar, dessen Nutzung sehr einfach zu erlernen ist. Ich bevorzuge diesen Editor aufgrund seines intuitiven Aufbaus. Emacs ist ebenfalls ein weit verbreiteter Editor für Linux. Er bietet eine Online-Dokumentation, eine Reihe von Erweiterungen und die Unterstützung zahlreicher Sprachen.

3. Speichern von Dateien

Zwischen Windows und Linux bestehen einige Unterschiede, an die man sich erst gewöhnen muss, wenn man mit Dateien in Linux arbeitet. So ist bei den Dateinamen in Linux die Groß-/Kleinschreibung zu beachten. Das bedeutet, dass eine Datei mit dem Namen „readme“ nicht identisch mit einer Datei namens „README“ ist. Bei Windows spielt diese Unterscheidung keine Rolle. Außerdem wird in Linux ein Slash (/) für Verzeichnispfade benutzt, während Windows den Backslash () verwendet. Beispielsweise befindet sich in Windows NT/2000/XP die Hostdatei im Verzeichnis C:winntsystem32driversetc, während sie in Linux unter /etc gespeichert ist. Man beachte das Fehlen der Laufwerksangabe in letzterem Pfad. Linux arbeitet nicht mit Laufwerksstrukturen, sondern mit Partitionen. Für meine Zwecke habe ich nur eine Partition mit der Bezeichnung / eingerichtet. Häufig wird jedoch für die Stammverzeichnisse des Benutzers eine eigene Partition mit dem Namen /home verwendet.

4. Grundlegende Systembefehle

Selbst wenn Sie sich für die Nutzung einer grafischen Oberfläche entscheiden, werden Sie irgendwann, vermutlich früher als Sie denken, die Befehlszeile verwenden müssen. In diesem Fall ist es sehr nützlich, einige wichtige Systembefehle zu kennen, mit denen Sie Ihre Systeme verwalten können.

Linux-Befehle für häufige Vorgänge
Aufgabe Linux Windows
Verzeichnisliste aufrufen ls
ls -al
Eine detaillierte, alphabetisch geordnete Verzeichnisliste wird angezeigt.
Dir
Systemvorgänge auflisten ps
ps -ef
Sämtliche Vorgänge im System werden aufgelistet.
Task Manager
Nach einer Datei suchen find
find / -name filename -print
Start | Suchen bzw. Ausführen | Durch-
suchen
Netzwerk-
informationen anzeigen
ifconfig
ifconfig -a
Sämtliche Angaben zu den Netzwerkschnittstellen mit IP-Adressen, Gateways und Schnittstellenstatistiken werden aufgelistet.
ipconfig (bzw. Winipcfg in Windows 95/98)
Dateien bearbeiten vi, pico, emacs
vi filename
pico filename
Notepad, Edit
System neu starten init
/sbin/init 6
Ausführungsebene 6 wird aufgerufen, welche das System neu startet.
Start | Beenden | Neu starten
System herunterfahren halt
/sbin/halt
Das System wird heruntergefahren.
Start | Beenden
Benutzer erstellen adduser
adduser slowe
Ein Benutzer wird erstellt (mit dem Namen slowe, dem standardmäßigen Stammverzeichnis /home/slowe und ohne Gruppenmitgliedschaften).
User Manager
Benutzerpasswort ändern passwd
passwd slowe
Das Passwort für den Benutzer slowe wird geändert; nach Eingabe dieses Befehls wird zur Eingabe des Passworts aufgefordert.
User Manager
Hilfe aufrufen man
man ifconfig
Die entsprechende Seite des Handbuchs für die Verwendung des ifconfig-Befehls wird angezeigt.
Taste [F1]

5. Aus der DLL-Hölle in neue Abhängigkeiten

Wenn Sie längere Zeit als Administrator für Windows-Systeme tätig waren, ist Ihnen die DLL-Hölle sicher ein Begriff. Diese tritt auf, wenn zwei separate Anwendungen eine Erweiterung auf dieselbe gemeinsame DLL verwenden, wodurch eine der Anwendungen nicht mehr ausgeführt wird, da die entsprechende DLL-Version nicht verfügbar ist.

In Linux ist die Lage etwas besser, allerdings bestehen hier gewisse Abhängigkeiten. Obwohl für die meisten in Linux installierten Anwendungen Library-Dateien erforderlich sind, sind mir keine Konflikte bekannt, wie sie in Windows vorkommen. Ich hatte lediglich häufig das Problem, nach dem Installieren neuer Software feststellen zu müssen, dass mein System nicht über die erforderlichen Libraries verfügte. Die meisten System-Libraries sind auf den Linux-Installations-CDs enthalten und können mit dem RPM (Red Hat Package Manager) installiert werden. Was natürlich voraussetzt, dass Sie eine RPM-fähige Version verwenden. Zum Mounten der CD-ROM kann in der folgende Befehl eingegeben werden:

mount /dev/cdrom

Durch den folgenden Befehl können Sie auf die CD-ROM zugreifen:

cd /mnt/cdrom

Nun können Sie mithilfe der Befehle ls und cd in der Verzeichnisstruktur der CD-ROM navigieren oder mit dem Befehl find nach bestimmten Libraries suchen.

Ein Fall für Linux

Dieser Artikel bietet einen kurzen Überblick zu einigen grundlegenden Aspekten, auf die ein Windows-Administrator bei seinen ersten Schritten in Linux stoßen wird. Ich bin der Meinung, dass sich Linux für bestimmte Aufgaben hervorragend eignet, da es sicher und zuverlässig arbeitet und obendrein auch noch viel Geld sparen kann.

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