Microsoft, XP und .Net: Herrschaft über das Internet

Obwohl Software-Dreingaben und Integration den Kern der rechtlichen Probleme Microsofts bilden, ist das Unternehmen heute mehr denn je bestrebt, seine Güter zu vermarkten. Das doppelte Schreckgespenst einer schleichenden Wirtschaft und eines gesättigten PC-Marktes hat den Verkauf neuer Rechner praktisch zum Stillstand gebracht und somit auch die Gewinne aus Windows geschmälert.

Schon vor der wirtschaftlichen Talfahrt nach den Terrorattacken vom 11. September in New York und Washington waren die PC-Umsätze auf einem Tiefstand angelangt: ein Rückgang um 8,1 Prozent für das zweite Quartal in den Vereinigten Staaten nach einer Marktstudie von IDC. Mit nachlassendem Anwendervertrauen prognostiziert IDC, dass die PC-Verkäufe in den Vereinigten Staaten in 2001 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen.

Und damit nicht genug: Microsoft war sich selbst ein Stein im Weg: Der Mitbewerb früherer Windows-Versionen hat den Absatz neuer Versionen gebremst.

Die letzten beiden großen Versionen – Windows 2000 für Firmen und Windows Me für Privatanwender – haben kaum gezündet. Weniger als 10 Prozent der Computer mit Windows 95, 98 und in Firmen NT wurden im letzten Jahr nach Aussage von Gartner auf Windows 2000 aktualisiert. Mit diesem Jahr begannen viele Firmen dann mit der Einführung von Windows 2000, aber Systemadministratoren planen den Umstieg auf XP frühestens in einem Jahr – wenn überhaupt.

Tony Dempsey, Technologiemanager der American Association of the Colleges of Nursing, zeigt „derzeit kein Interesse an Windows XP“. Bei der Bestellung von fünf neuen IBM ThinkPad Notebooks, so sagt er, „hatte ich die Wahl zwischen Windows 2000 und Windows XP. Ich habe mich für Windows 2000 entschieden.“

Andere Windows XP-Tester bemängeln, dass das Betriebssystem, das dem MSN Explorer ähnelt, an ein Comic-Heft erinnert. Einige fügten hinzu, dass es unsinnig sei, zwei Web-Browser mit XP auszuliefern.

„Eine meiner ersten Amsthandlungen war, den MSN Explorer zu löschen.“, kommentiert Joshua Daniel Franklin, ein Netzwerkadministrator für den Internet-Serviceprovider Iocc.com. „Da macht sich jemand selbst Konkurrenz im Browser-Markt. Und das, wo Netscape gerade einige wirklich nützliche Funktionen bietet.“

Solche offensichtlichen Widersprüche sind für Microsoft jedoch kein Problem. Dort war man lange der Meinung, dass – ganz Darwin – das stärkere Produkt überlebt, sofern es sich um einen Bestandteil der Windows-Familie handelt.

Gary Hein, Analyst der Burton Group, bemerkt, dass Microsoft sich nie gescheut hat, diesen Evolutionsprozess zu beeinflussen, sofern es den Anwender betrifft.

„Das erinnert mich an die alte Geschichte, wie man einen Frosch kocht.“, sagt er. „Wenn Sie einen Frosch in einen Topf kochenden Wassers werfen, springt er sofort wieder heraus. Wenn Sie den Frosch aber in einen Topf mit warmem Wasser setzen und das Wasser dann langsam zum Kochen bringen, haben Sie eine Froschsuppe.

„Die Anwender werden nicht sofort ins kochende Wasser geschmissen, sondern zu einem einladend warmen Bad verleitet. Erst dann wird die Temperatur über mehrere Releases hinweg erhöht.“

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