Deutscher Multimedia-Preis für MP3-Erfinder

Karlheinz Brandenburg hat ein Herz für Raubkopierer

Morgen wird Professor Karlheinz Brandenburg mit dem Deutschen Internet Award NEO 2001 ausgezeichnet. Brandenburg gilt als Vater von MP3. Er leitet die Fraunhofer Arbeitsgruppe für Elektronische Medientechnologie Ilmenau (Fraunhofer AEMT) und ist Direktor am Institut für Medientechnik der TU Ilmenau.

„Wir freuen uns mit Professor Brandenburg über die neuerliche Auszeichnung. Der Preis würdigt einen vorbildlichen Wissenschaftler, dessen Engagement und Erkenntnisinteresse in Verbindung mit profundem Wissen auch für die Zukunft wegweisende Entwicklungen in der Medientechnologie erwarten lässt“, kommentierte Brandenburgs Kollege und Rektor der TU Ilmenau Heinrich Kern.

Die Wissenschaftler Karlheinz Brandenburg, Bernhard Grill und Harald Popp sind bereits im Oktober vergangenen Jahres für die MP3-Codierung vom Bundespräsidenten Johannes Rau mit dem „Deutschen Zukunftspreis 2000“ ausgezeichnet worden (ZDNet berichtete).

Karlheinz Brandenburg beschrieb damals die Entwicklung des Formats in vier Stufen: Zwischen 1986 und 1989 wurde im wesentlichen Grundlagenforschung betrieben. Die zweite Phase, die Standardisierung, begann Ende 1988 mit MPEG-Audio. Die Entwicklung verlief weiter in zwei Stufen bis 1992 beziehungsweise 1994, wobei die Forscher später an Nachfolgeverfahren mitgearbeitet haben. MP3 besteht in seiner heutigen Form seit 1994.

Karlheinz Brandenburg

Karlheinz Brandenburg beim Einsatz seiner Technologie (Foto: Fraunhofer AEMT)

Die drei Geehrten befassten sich auch mit dem Problem des Urheberschutzes im Internet, das mit dem von ihnen entwickelten Format neu aufgeworfen wurde. „Wir sind selbstverständlich der Meinung, dass Denkarbeit entlohnt werden sollte“, so Brandenburg. „Um geistigen Diebstahl zu vermeiden, arbeiten wir seit fünf bis sechs Jahren mit einigem Aufwand an Alternativsystemen mit Kopierschutz.“

Allerdings weisen sie auch den Plattenfirmen eine Teilschuld zu: „Die Technik ist schon vorhanden, die 99 Prozent aller Musik, die über das Internet geht, schützen könnte. Ein Missbrauch wäre so mit erheblichem Aufwand verbunden. Dies wäre so durchführbar, dass der normale Verbraucher davon nichts spüren würde“, sagte Grill. Und Brandenburg führte weiter aus: „Kinder, die im Augenblick Musik am Computer machen, ein Jukebox-System haben, stehen vor der Wahl zwischen illegalem Download oder nichts. Dann entscheiden sie sich für den illegalen Weg.“ Er, Brandenburg, würde die Vorwürfe der Musikindustrie inzwischen kontern: „Was habt ihr getan, warum schlaft ihr seit fünf Jahren und schlaft noch länger?“

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