Schwarze Woche für deutsche Discountbroker

Von Consors über DAB bis zu Comdirect nur rote Zahlen / Experten glauben an keine schnelle Besserung der Börsensituation

Es war eine rabenschwarze Woche für die deutschen Discountbroker. Einer nach dem anderen veröffentlichten sie ihre Ergebnisse für das dritte Quartal. Und ob Consors (Börse Frankfurt: CSO), Direkt Anlage Bank oder Comdirect: Überall werden rote Zahlen geschrieben.

Das wäre noch zu verkraften, wenn Besserung in Sicht wäre. Doch darauf besteht zumindest vorerst keine Hoffnung. Vielmehr prognostizieren Branchenexperten angesichts der Flaute an der Börse und der daraus resultierenden Verunsicherung der Privatanleger weiter maue Geschäfte. Das „Tal der Tränen“ werde noch Monate andauern, glaubt Jörg Forthmann von der Unternehmensberatung Mummert + Partner.

Hauptgrund für die schlechte Lage der Discountbroker ist die seit nun schon mehr als einem Jahr anhaltende Börsenflaute. Denn letztlich machen die Direktbanken ihr Geld über möglichst viele Aktienbewegungen: „Viele Transaktionen bringen viele Umsätze, bedeuten viel Gewinn“, konstatiert Forthmann.

Entsprechend gut ging es den Online-Banken während der Börseneuphorie vor zwei Jahren, als fast jeder blind kaufte und bei der Wahl der Bank nur auf die Kosten schaute. Da waren die Discountbroker mit ihren Billigtarifen die richtige Adresse.

Zu Consors stießen beispielsweise allein im Januar und Februar 2000 rund 70.000 neue Anleger. So viel waren es in diesem Jahr nicht einmal innerhalb von neun Monaten. Bis Ende September wurden vielmehr nur 63.000 Neukunden gewonnen. Das verwaltete Vermögen halbierte sich nahezu, die Zahl der ausgeführten Aufträge sank um 40 Prozent auf insgesamt 5,6 Millionen. Entsprechend sehen die Geschäftszahlen aus: Insgesamt fuhr Consors in den ersten neun Monaten einen Nettoverlust von 61 Millionen Euro (119,3 Millionen Mark) ein. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen dagegen noch einen Gewinn von 11,7 Millionen Mark erzielt.

Die Comdirect machte ihrerseits in den ersten neun Monaten einen Verlust von 46,4 Millionen Euro, bei der Direkt Anlage Bank (DAB) betrug das Minus 74,5 Millionen Euro (ZDNet berichtete). Angesichts der Branchenkrise gibt es auf dem Markt immer wieder Gerüchte über eine Fusion von mindestens zwei Banken, bisher wurden diese aber immer dementiert.

In den Griff kriegen wollen alle drei großen Discountbroker die Lage durch radikale Sparpläne, von denen vor allem die Belegschaft betroffen ist. So werden bei Consors bis Jahresende 300 Jobs gestrichen, die Comdirect hat durch einen Einstellungsstopp bereits 142 Stellen eingespart. Zudem gibt es seit 1. Oktober Kurzarbeit. Auch die DAB hat einen Einstellungsstopp verhängt. Außerdem hat sie eine nicht genannte Zahl von Mitarbeitern durch ein Abfindungsprogramm zum Verlassen des Unternehmens bewegt.

„Die Kostenentwicklung ist das einzig Erfreuliche bei den Direktbrokern“, sagt Jörn Kissenkötter vom Hamburger Bankhaus M.M Warburg & Co. Alle drei großen Anbieter hätten ihre Ausgaben deutlich reduziert. Dies sei wichtig, denn: „Wenn sie die Kosten kontrollieren, können sie überleben und die aktuelle Flaute überstehen.“ Letztendlich seien die Discountbroker aber vom Markt abhängig.

Kontakt:
Comdirect, Tel.: 04106/7040 (günstigsten Tarif anzeigen)
Consors, Tel.: 01803/252511 (günstigsten Tarif anzeigen)

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