Soziologen: PC-Kinder nicht immer Alleingänger

"Virtuelle Kommunikation hilft, Freunde zu finden" / Internet-Bekanntschaften vielfältiger, aber lockerer

Mit dem Klischee vom vereinsamten Computerkind will der „National Geographic“ in seiner neuesten Ausgabe aufräumen: Wie das Magazin berichtet, fanden Soziologen heraus, dass nicht jedes Kind, das viel im Internet chattet, zu einem autistischen Computerfreak wird. Im Gegenteil: Die virtuelle Kommunikation helfe sogar, Freunde zu finden.

Die Soziologen Bettina Heintz aus Mainz und Christoph Müller aus Zürich befragten 101 Jugendliche, die täglich mehr als zwei Stunden durch Schweizer Chatrooms surfen. Es stellte sich heraus, dass sich zwei von dreien auch abseits des Bildschirms mit ihren Freunden aus dem Netz treffen.

Etwa die Hälfte davon hatten sie sogar via Computer kennen gelernt. Im Vergleich zu traditionell geknüpften Freundschaften sind Internet-Bekanntschaften vielfältiger, aber auch lockerer, so die Soziologen.

Zu einem anderen Ergebnis ist eine Studie der FU Berlin mit Erwachsenen vor fast zwei Jahren gekommen: Durch verstärktes Surfen im Netz der Netze würden die Anwender ihre Freunde und Familien vernachlässigen, aber auch den Fernseh- und Zeitungskonsum deutlich einschränken, so Professor Norman Nie. Das allerschlimmste: Die Nutzer würden mehr arbeiten, weil sie durchs Internet immer Zugang zu den unerledigten Aufgaben des Jobs hätten. Für diese Studie waren 4113 Erwachsene in 2689 amerikanischen Haushalten befragt worden.

„E-Mail ist zwar ein Weg, in Kontakt zu anderen Menschen zu bleiben, aber mit denen kann man keinen Kaffee oder ein Bier trinken gehen“, erklärte Nie seine Bedenken. Die Surfer würden sich dadurch immer mehr aus der Realität verabschieden, bestätigte der FU-Professor Lutz Erbring, der die Studie mitbetreute.

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