Analyst mahnt tiefgreifende Veränderungen der Computerbranche an

Die zahlreichen Gewinnwarnungen haben die Schwarzseher und Apokalyptiker auf den Plan gerufen / Kollegen widersprechen dem Autor des Reports: "Das ganze ist doch Schwachsinn"

Der in den USA renommierte PC-Analyst Andrew Neff von Bear Stearns hat am Dienstag nach Börsenschluss ein „Manifest“ veröffentlicht, in dem er eine massive und sofortige Konsolidierung der großen amerikanischen PC-Hersteller vorschlägt. Doch einige seiner Kollegen widersprechen ihm heftig. Er habe Gewinnwarnung nach Gewinnwarnung der großen PC-Hersteller in den vergangenen Wochen erlebt, so Neff. Die Industrie sei an einem „kritischen Punkt“ angekommen. Der PC-Sektor werde sich aufteilen weil es Überkapazitäten gebe. Die Aktienkurse würden weiter in den Keller sinken, bis die Unternehmen „konkrete Schritte zur Konsolidierung“ unternehmen würden.

Einige der Vorschläge von Neff sind: Dell(Börse Frankfurt: DLC) sollte die PC-Abteilungen von IBM (Börse Frankfurt: IBM) und Gateway (Börse Frankfurt: GAT) kaufen um seinen Aktienkurs zu erhöhen, seine Marktpräsenz in Übersee zu stärken sowie sein Geschäft mit Endverbrauchern zu unterstützen.

IBM muss nach Neffs Meinung sein PC-Geschäftsfeld an Dell oder Compaq (Börse Frankfurt: CPQ) verkaufen und dann einen Servicevertrag mit dem Käufer abschließen. Hewlett Packard (HP, Börse Frankfurt: HWP), sollte Compaq kaufen und so sein profitables Druckergeschäft und den guten Markennamen in eine führende Position in dem Bereich bringen. Gateway empfiehlt Neff Personal abzubauen und sich entweder Dell oder einem großen japanischen Unternehmen wie NEC, Toshiba oder Hitachi zum Kauf anbieten. Und nicht zuletzt schlägt Neff allen Ernstes vor, Apple (Börse Frankfurt: APC) solle sich auf seine Stärke „Industriedesign“ versteifen und Rechner für die Wintel-Plattform entwerfen, die Power PC-Architektur in den Mülleimer treten und Mac OS X auf die Intel-Basis portieren.

„Die Zeit ist reif für eine Konsolidierung und es ist besser zu agieren als darauf zu warten, dass irgendwas geschieht“, so Neff in seinem langen und anschaulich geschriebenen Bericht. „Für Investoren bleibt die PC-Branche solange unattraktiv, bis wir konkrete Schritte in Sachen Marktkonsolidierung sehen.“

Neffs Kollegen stimmen mit seinen Aussagen nicht unbedingt überein. Der Analyst bei Needham & Co., Charles Wolf, sagte, der Bericht sei „ein Höchstmaß an Dummheit“ und eine Überreaktion auf die aktuellen Turbulenzen der Computer-Aktien. „In der PC-Industrie gibt es keine Überkapazität“, sagte Wolf. „In einer Industrie mit einer variablen Kostenstruktur kann es keine Konsolidierung geben.“

Steven Fortuna, Analyst bei Merrill Lynch, erklärte, die nachlassende Nachfrage und die sinkenden Aktienkurse seien Grund für ernsthafte Bedenken gegenüber der PC-Industrie, doch seien sie ebenso der Grund, warum die betroffenen Firmen keine übereilte Schritte in Richtung Marktbereinigung unternehmen würden. „Momentan ist niemand flüssig“, so Fortuna. „Seien wir ehrlich: Wenn sich die PC-Nachfrage so weiterentwickelt hätte wie in den vergangenen zwei bis drei Jahren würde Gateway jetzt bei 57 Dollar stehen, nicht bei 17 Dollar und das ganze wäre kein Thema.“

Sowohl Fortuna als auch Wolf gehen davon aus, dass die Zahlen für den weltweiten Verkauf von Computern steigen werden. Darüber hinaus erklärte Wolf, kein einziger der von Neff vorgeschlagenen Firmenzusammenschlüsse würde Sinn ergeben: „Warum sollte HP Compaq kaufen? Was kriegen sie da? Gar nichts. Die haben keine eigenen Technologien. Gateway wird eigenständig bleiben. Das ganze ist doch Schwachsinn.“

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