Belgier entwickeln neuen US-Kryptostandard

Die amerikanische Regierung verschlüsselt ihre Daten in Zukunft mit Rijandael

Die Belgier Vincent Rijmen und Joan Daemen haben mit ihrem Verschlüsselungs-Tool „Rijandael“ den großen Wurf gelandet: Die US-Regierung hat ihre Erfindung als neuen „Advanced Encryption Standard“ (AES) angenommen. Das bedeutet, dass der Algorithmus bald geheime Regierungsinformationen, Finanztransaktionen und Internet-Verkehr verschlüsseln wird. Laut Angaben der beiden Erfinder würde es 149 Billionen Jahre dauern, um den Schlüssel zu knacken.

AES wird den „Data Encryption Standard“ ersetzen, den IBM (Börse Frankfurt: IBM) in den siebziger Jahren eingeführt hat. Die Plattform war durch die neue Generation von Supercomputern verwundbar geworden. Die Erfindung der beiden Belgier hat sich bei einem Wettbewerb des US Instituts für Standardisierung und Technologie gegen zahlreiche Konkurrenzvorschläge durchgesetzt, von denen manche von großen Firmen wie IBM, Nippon Telephone & Telegraph sowie der Deutschen Telekom (Börse Frankfurt: DTE) gesponsert wurden. Als der Wettbewerb vor einem Jahr mit fünf Vorschlägen ins Finale ging, galt Rijndael bereits als Favorit. Aber nur wenige Beobachter glaubten, dass die US-Regierung sich für einen im Ausland entwickelten Standard entscheiden würde.

„Unser Ziel war es, bis in die letzte Runde zu gelangen“, so Joan Damen. „Wir dachten das wäre schon ein Sieg und wir würden viel Aufmerksamkeit bekommen.“ Doch Beachtung ist den beiden langjährigen Freunden jetzt sicher. Sie wurden die Helden der Katholischen Universität Leuven, wo beide an ihren Doktorarbeiten in Kryptographie arbeiten.

Doch mehr als der Ruhm bleibt den beiden Belgier vorläufig nicht von ihrer Erfindung. Als Zulassungsvoraussetzung zum US-Wettbewerb mussten alle Teilnehmer auf Patentrechte an ihren Entwicklungen verzichten. Doch Daemen glaubt, dass die beiden Freunde „den Status als Erfinder von Rijndael ausnützen können, um als Consultants reich zu werden.“

Bei IBM dagegen arbeiteten elf Ingenieure an einem „Mars“ genannten Algorithmus. Auch dieses Programm schaffte es bis in die Endrunde des Wettbewerbs, erwies sich aber in der Anwendung als komplizierter und nicht so flexibel wie Rijndael, das sich für den Einsatz sowohl auf Supercomputern als auch bei Smartcards eignet. Bei IBM gibt man sich über diese Niederlage scheinbar gelassen: Man habe die Bürde gehabt, DES erschaffen zu haben: „Wir wollten es richtig machen und wenn man auf dem zweiten oder dritten Platz landet, weil man die Sache konservativ angegangen ist, können wir damit leben.“

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