Bush und Gore verbreiten elektronische Propaganda

US-Präsidentschaftswahlkampf im Zeichen der schmutzigen E-Mail

Im US-Wahlkampf für das Präsidentenamt spielt erstmals das Internet eine gewichtige Rolle. Die Stäbe der beiden Kandidaten Al Gore und George W. Bush versenden jeden Tag Dutzende E-Mails mit gegenseitigen Beleidigungen und Unterstellungen an mehrere tausend Berichterstatter und Redaktionen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

„Gore betreibt Angstkampagne“ und „Neue Analyse zeigt: Bush irreführend bei Sozialversicherung“ – so lauten die Titel der E-Mails, mit denen die Kandidaten den öffentlichen Diskurs im Rennen um das Weiße Haus zu steuern versuchen. Unterstützt werden die Attacken mit Zahlenbergen, um ihnen den Anstrich der Sachlichkeit und Neutralität zu geben.

„Jeder weiß, dass es sich um Propaganda handelt“, stöhnt ein US-Reporter, der täglich über den Wahlkampf berichten muss. Doch die Konkurrenz zwischen den Medien sei so groß, dass es gefährlich sei, möglicherweise schlagzeilenträchtige Botschaften einfach zu ignorieren.

Im Hauptquartier der Gore-Kampagne sind drei Mitarbeiter dafür angestellt, 1200 Journalisten am Tag mit elektronischen Briefen zu beliefern. Auf dem Verteiler des Bush-Teams stehen 2000 Berichterstatter. Die E-Mail-Schützen reagieren selbst bei läppisch erscheinenden Anlässen sofort: Kaum wird Bush in einem Interview gefragt, welche Bücher er als Kind am liebsten las, da hat das Team des Vizepräsidenten die Öffentlichkeit schon informiert, dass drei der vier genannten Werke erst geschrieben wurden, als der Texaner längst sein Studium abgeschlossen hatte. Kaum beruft sich Gore auf seine Schwiegermutter, um das Problem der hohen Arzneimittelpreise für Rentner zu illustrieren, bezichtigen ihn die Republikaner in vier aufeinanderfolgenden E-Mails, die Geschichte erfunden zu haben, um im Wahlkampf Punkte zu sammeln.

Die angeblichen Enthüllungen über die Missetaten des Gegners seien eine geschickte Methode, um Nachrichten zu beeinflussen, meint David Dulio von der American University, der mehrere Bücher über die Verwendung des Internets in Wahlkämpfen verfasst hat. Den Wahlkampfstäben seien gegenseitige Attacken lieber als investigative Berichte von unabhängiger Seite. Zudem seien E-Mails billiger als Fernsehwerbespots oder Massenbriefe. „Im Vergleich zu anderen Wahlkampfausgaben kostet das Internet praktisch nichts.“

Bereits im März dieses Jahres hatten sich die beiden Kandidaten ein persönliches E-Mail-Scharmützel geliefert. Bush begann damals das „Flaming“, indem er eine sarkastische Mail an Gore sandte (ZDNet berichtete). (mit Material von AFP)

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