Cerf: „Carnivore geht ok“

"Vater des Internet" relativiert Befürchtungen wegen E-Mail-Abhörsystem

Kritiker hatten das E-Mail-Abhörsystem „Carnivore“ des FBI als das Ende der Privatheit im Internet dargestellt. Jetzt erhalten die „Feds“ Unterstützung von Vinton Cerf, der in den Medien gerne als „Vater des Internet“ bezeichnet wird. Vor dem Rechtsausschuss des US-Senats meinte Cerf, die Forderung von Bürgerrechtlern, Einzelheiten von Carnivore zu veröffentlichen, sei keine gute Idee, so das „Wall Street Journal“.

Cerf sagte in seiner Ansprache, da Carnivore nur auf richterliche Anweisung hin zum Einsatz komme sei es fair. Es könne gesetzeskonform eingesetzt werden, da es so konfigurierbar sei, dass Absender und Empfänger von Mails erkennbar seien, der Inhalt der Nachricht jedoch nicht. Die Programmierer hätten in der Beziehung ganze Arbeit geleistet.

Carnivore, so Cerf, sei gar nicht in der Lage, den gesamten Mailverkehr im Internet mitzulesen, oder auch nur den bei einem einzelnen ISP. Das System sei vielmehr so ausgelegt, dass es aufgrund von wenigen vorher festgelegten Parametern entscheiden könne, ob ein bestimmtes Datenpaket für einen Überwachungsauftrag relevant sei oder nicht. Dieses könne nach erfolgter Entscheidung abgefangen und ausgewertet werden.

Außerdem legte Cerf Wert auf die Feststellung, dass Carnivore anderen kommerziellen Tools ähnlich sei, die Netzwerkbetreibern dabei helfen, Protokolle auszuwerten sowie deren Zustände während einer Netzwerk-Interaktion. Diese Tools helfen bei der Problemanalyse und Lösungsfindung. Diese Protokollanalyse-Tools würden auch nicht den Inhalt der Datenpakete lesen, sondern nur deren Adressdaten, die die Schwierigkeiten verursachen.

Cerf benutzte für seine Ausführungen zahlreiche Vergleiche und Bilder, um den Senatoren die Problematik von Carnivore zu veranschaulichen. Gleichzeitig bestand Cerf darauf, dass seine Analogien nicht zur exakten Erklärung von Carnivore herangezogen werden sollten. „Genauere Beschreibungen von Carnivore sollten bei den Ingenieuren gesucht werden, die es entwickelt haben“, so Cerf. Cerf ist Präsident der Internet Society sowie Stellvertretender Präsident von MCI Worldcom.

Momentan finden vor dem Rechtsausschuss des US-Senats Anhörungen zu Carnivore statt. Das FBI kann mit dieser Software auf richterliche Anordnung hin bei einem ISP die Mails eines seiner Kunden mitlesen. Die Entwicklung und Erprobung von Carnivore fand unter höchster Geheimhaltung statt, was bei Bekanntwerden des Projekts zu scharfer Kritik von Bürgerrechtsgruppen führte. Da Daten zu Carnivore unter dem „Freedom of Information“-Act veröffentlicht werden sollen, sucht das US-Justizministerium gerade eine Uni, die Carnivore auf seine Rechtmäßigkeit durchleuchten sowie die Veröffentlichung leiten soll.

Carnivore entsteht unabhängig vom geheimen Spionageprojekt Echelon, demonstriert dennoch eindrücklich, wie wenig der Schutz der Privatsphäre in der digitalen Welt zählt. ZDNet hat zu der Entstehungsgeschichte, der Wirkungsweise sowie den Zielen und Hintermännern von Echelon einen internationalen News Report zusammengestellt.

Themenseiten: Business, Datenschutz, Echelon, National Security Agency, Privacy

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Cerf: „Carnivore geht ok“

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *