Dell baut erstmals Mini-PC

Dells Innovationen liegen meist im Bereich des Vertriebs, nicht dem der Hardware. Da kann es schon überraschen, dass nach eigenen Druckern und PDAs heute der erste Ultra Small Desktop vorgestellt wurde.

Dell war bislang als Unternehmen bekannt, das Vertriebswege revolutionierte, aber bei Hardware und Komponenten von PC-Systemen konservativ blieb. Doch nach den überraschenden Plänen, Drucker und Handhelds unter eigenem Label bauen zu wollen, gibt Dell heute bekannt, mit dem ersten „Ultra Small Desktop PC“ neue Wege auch im PC-Business beschreiten zu wollen.

Der heute, am 28. Oktober 2002 angekündigte Mini-Rechner Optiplex SX260 wird ab 12. November verfügbar sein. Der Rauminhalt beträgt 5,1 Liter; von den Abmessungen her passt der Rechner ins Buchregal. Als Einsatzort sieht Dell sowohl öffentliche Terminals als auch kleine Büros und Cubicles.

Technische Daten

Dell Optiplex SX260

Der Optiplex SX260 wird mit Pentium 4-Prozessoren bis 2,8 GHz und mit Celerons bis maximal 2 GHz verfügbar sein. Das Dell-Mainboard verwendet den Intel-Chipsatz 845G mit der integrierten Grafik „Intel Extreme Graphics“. Diese reserviert wertvollen Hauptspeicher nur nach Bedarf (dynamisch) für Grafikanwendungen. Ein AGP für eine separate Grafikkarte ist weder nötig noch vorhanden. Dell verzichtet auch vollständig auf PCI-Steckplätze. Diese würden Umfragen zufolge bei Office-PCs ohnehin kaum genutzt.

Wenn diese Strategie erfolgreich sein soll, dann muss die Grundausstattung ausreichend mächtig sein, damit das System ein paar Jahre seinen Dienst tut. Als Speicher kommt DDR-SDRAM mit 133 MHz (DDR 266) zum Einsatz. Der Speicherausbau ist mit aktuellen Modulen bis 2 GByte möglich – der 845G erlaubt nur zwei Speichersteckplätze. Dell hat dem Mainboard außerdem einen Netzwerk-Chip für Gigabit-Ethernet verpasst. Hier ist man der Konkurrenz einen Schritt voraus. Als Anschlüsse stehen vor allem sechs USBs zur Verfügung, die dank Standard 2.0 einen Firewire-Bus (zumal im Office) ersetzen können.

Um großen Unternehmen die Möglichkeit zu geben, absolut identische Konfigurationen, aber unterschiedliche Gehäuse zu verwenden, kann der neue SX260 das Festplatten-Image des größeren Optiplex GX260 verwenden, der anschließend durch AGP-Grafik und PCI-Karten erweitert werden kann. Damit imitiert Dell ein erfolgreiches Konzept von Compaq, das seine Ultra Small Desktops ebenfalls in exakt gleicher Bestückung zu Rechnern in größeren Gehäuse anbietet.

Gehäuse

Montagebeispiel Dell Optiplex SX260

Das kleine Gehäuse des SX260 weist ein paar Besonderheiten auf. Vor allem betrifft dies die Anbringung der Festplatte, die wie bei vielen Notebooks gewechselt werden kann, ohne das Gehäuse zu öffnen, da sie in einem eigenen Fach sitzt. Auch das Netzteil und optische Laufwerke können leicht gewechselt werden, ohne das Gehäuse selbst zu öffnen.

Für einen sauberen und weniger schmutzanfälligen Betrieb gehört eine Abdeckung für die Kabel zum Lieferumfang. Wer etwa einen Printer am Parallelport betreibt, steckt anschließend den Schutz auf – fertig. Und weil der Optiplex SX260 ja auch als Terminal gedacht ist, hat man das Gehäuse mit Schutzmechanismen und einem Sensor ausgestattet, die Beschädigung oder Diebstahlsversuche verhindern beziehungsweise melden. Pragmatische Gegenwehr bietet zudem ein Kensington-Lock, mit dem das Gehäuse samt Anhängseln festgesperrt wird.

Ergonomie

Der Ultra Small Desktop von Dell ähnelt im Format stark dem aktuellen Compaq-Modell D510 USDT. Dell sieht aber eine ganze Reihe zusätzlicher Aufstell- beziehungsweise Aufhäng-Möglichkeiten vor. Durch eine mitgelieferte Montage-Einheit kann das Gerät waagrecht wie senkrecht an eine Wand oder den Tisch geschraubt und für kurzfristige Wartung einfach abgezogen werden – nur die Halterung wird verschraubt. Ein Betrieb im Liegen, also im Desktop-Stil, ist natürlich kein Problem. Stehend würde allerdings die Belüftung teilweise verdeckt, weshalb dann ein Gehäuseständer verwendet werden muss.

Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination mit einem speziellen Monitorständer und Flachbildschrim zum eleganten All-in-One-Gerät für den Chef-Schreibtisch. Indem man das Dell-Gehäuse auf den Ständer aufsetzt, verschwindet es halb hinter dem Monitor und macht nun als Komplettlösung den Eindruck eines IBM X41. Der Rechner steht links leicht hervor, wo man relativ unproblematisch auf zwei USB-Anschlüsse und Kopfhörer-Ausgang zugreifen kann.

Fazit

Dells erster Ultra Small Desktop ist eine Überraschung, aber keine Innovation. Mit dem Gerät greift Dell geschickt die besten Merkmale konkurrierender PC-Systeme auf und kombiniert sie in neuartiger Weise. So steigt der Direktversender allem Anschein nach mit einem Top-Produkt in einen Markt ein, der sich langsam zu größerem Volumen entwickelt: dem der ergonomischen und eleganten PC-Systeme.

Abzuwarten bleiben natürlich die Testwerte, die allerdings durch den Rahmen des I845G-Chipsatzes vorgegeben sind – und auch die Geräuschemission beim Optiplex SX260. Durch die integrierte Grafiklösung ist allerdings keine hörschädigende Wirkung zu befürchten – und der SX260 besitzt Lüftungsöffnungen an seinen Schmalseiten, die auch ohne lauten Ventilator für viel Frischluft sorgen sollen.

Themenseiten: Client & Desktop

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

Noch keine Kommentare zu Dell baut erstmals Mini-PC

Kommentar hinzufügen

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *